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Religion in Rajasthan (Indien)

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Religion in Rajasthan

 

Knapp 90% der Einwohner Rajasthans sind bekennende Hindus und somit Angehörige der in Indien am weitesten verbreiteten Religion.

Im Gegensatz zu anderen Religionen gilt der Hinduismus als sehr liberal und tolerant. Dies liegt schon in seiner Entwicklungsgeschichte begründet, die sich nicht auf einen bestimmten Propheten oder ein besonderes Ereignis stützt.
Ganz im Gegenteil, der Hinduismus ist das Produkt eines Jahrtausende langen Entwicklungsprozesses in dem Glaubensansätze unterschiedlicher Stämme und Völker integriert wurden. So wird er auch die „ewige Religion“ genannt, die schon immer war und immer bleiben wird.

Das Glaubensprinzip des Hinduismus basiert auf der Vorstellung des „Dharma“ einer übergeordneten Kraft, die die Ordnung und den Lauf der Welt bestimmt. Darin sind die gesamte Natur und der Kosmos ebenso eingeschlossen wie das Leben jedes einzelnen Menschen ( Makro – und Mikrokosmos).

Davon abgesehen ist der Hinduismus keine einheitliche Religion, sondern eher als Basis für unzählige Glaubensformen und Lebensnormen zu verstehen. Es gibt keine allgemeingültiges Glaubensbekenntnis in Form einer offenbarten Schrift und somit auch keine Dogmen oder fest geschriebenen Rieten.
Es steht jedem Hindu frei ob er an alle, einige oder gar keine Götter glauben will. Es steht ihm ebenso frei wie er diesen Glauben zum Ausdruck bringen will; ob im stillen Gebet oder durch strenge Askese, ob durch kleine Blumenopfer oder lebenslanges Pilgerdarsein. Nicht einmal der regelmäßige Gang in den Tempel ist als religiöse Pflicht zu verstehen.
Trotzdem werden Sie bei einer Reise durch Rajasthan auf viele Hindus treffen, die Ihren Glauben recht offen praktizieren. Der Besuch eines Tempels ist in jedem Fall ein faszinierendes Erlebnis, obgleich er nur einen kleinen Einblick in die facettenreichen, religiösen Praktiken der Hindus bietet..

Der enormen Freizügigkeit im Kultischen und im Glauben steht das strenge Kastensystem gegenüber, welches schon seit Jahrtausenden für alle Hindus verbindlich ist und sich ihrer Ansicht nach aus der fixen Weltordnung ergibt.
Traditionell gibt es dabei 4 Hauptkasten ( Vernas), die Brahmanen - Priester, Intellekuelle, „Aristokraten" - die Khashtrya (die Krieger), die Vaishyas (Geschäftsleute), Händler, Künstler und Kunsthandwerker - und die Shudras einfache Bauern, Arbeiter und Handlanger.


Zwischen diesen vier Varnas gibt es heutzutage unzählige Neben- und Unterkasten , die nicht nur den gesellschaftlichen Stand eines Jeden festlegen, sondern damit verbunden auch das komplette Leben bestimmen. Wichtige Lebensentscheidungen wie Partner- oder Jobwahl sind davon ebenso abhängig wie das Verhalten im Alltag. Von Geburt an gehört jeder Hindu einer bestimmten Kaste an und kann diese auch bis zu seinem Lebensende nicht verlassen. Dieser strikten Regelung liegt ein moralisches Vergeltungsprinzip zu Grunde, das „Karma“. Demnach erhält jedes Lebewesen einen bestimmten Platz auf der Welt, der sich aus den guten oder bösen Taten eines früheren Lebens ergibt. Hindus glauben folglich an eine Seelenwanderung nach dem Tod, die Sie durch Ihr Handeln beeinflussen können. Je mehr gute Taten ein Hindu in diesem Leben vollbringt, desto besser sein Stand im darauffolgenden Leben.

Übergeordnetes Ziel des Gläubigen ist jedoch nicht die Wiedergeburt, sondern vielmehr die Loslösung aus dem Zyklus der Wiedergeburt. Diese sogenannte Erlösung (Moksha) kann nur durch persönliche Erleuchtung erfahren werden, die wiederum auf Gotteshingabe, selbstlosem Tun, und dem Erlangen von Wissen bzw. Weisheit beruht.

Neben der starken Dominanz des Hinduismus, bekennen sich rund 8, 5 % der Einwohner Rajasthans zum Islam. Kleine religiöse Minderheiten lassen sich außerdem in Form der Sikhs (1,4%) und der Jainas (1,2%) ausmachen.

 

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Mira Bai
Als im 10. Jhdt. die ersten Moslems in Indien eindrangen, belebte im Widerstand gegen die fremde Religion eine neue Bewegung die durch ldolatrie, Kastenwesen und schmarotzenden Klerus wurmstichig gewordene Hindugesellschaft. Im Vordergrund der Bewegung, die im 15. Jhdt. ihren Höhepunkt erreichte, stand die Bhakti, die Liebe zu Gott, die bereits in der Bhagavadgita neben dem Weg des Karma (richtigen Handelns) und des Jnana (Erkenntnis) als Möglichkeit zur Heilserlangung steht. Nun bildeten sich überall im Land Sekten, die die verschiedensten Formen einer möglichen Bhakti formulierten. Den größten Siegeszug hielten dabei zwei Inkarnationen Vishnus: Rama und Krishna.
Im 12. Jhdt. schrieb ein bengalischer Dichter, Jayadeva, die Gitagovinda, den ,,Gesang des Hirten“, in deren Mittelpunkt die Liebe Radhas und Krishnas stand. Es war dies der Beginn einer erotischen Krishnaverehrung, die mit Radha (Mensch) den geliebten und liebenden Anhänger Krishnas (Gott) symbolisierte. Auch Mira Bai widmete ihre Verse Krishna, den sie hingebungsvoll liebte.
Es gibt eine Reihe widersprüchlicher Meinungen betreffs der Lebensdaten Mira Bais und ihrer tatsächlichen verwandtschaftlichen Verhältnisse zu den Fürstenfamilien Rajputanas. Folgender Lebenslauf mag also in Teilen unrichtig sein. Mira Bai wurde 1503 in Kukri im heutigen Distrikt Nagaur geboren. Ihr Vater war ein Nachkomme Rao Jodhas, des Gründers von Jodhpur. Als sie 10 Jahre alt war, starb ihre Mutter, und Mira Bai wurde zu ihrer Großmutter nach Merta geschickt. Zwei Jahre später starb auch der Großvater Rao Duda. Ihr Onkel Biram Deo leitete daraufhin Mira Beis Hochzeit mit Bhoj Raj, dem Sohn Sangram Singhs von Chittorgarh, ein. Das Mädchen, das schon damals von der Liebe zu Krishna erfüllt warfand sich plötzlich in einer Welt von Haudegen. Ihr Schwiegervater Sangram Singh etwa muß in seinen letzten Jahren ein von seinen Verwundungen grauenvoll entstellter Krüppel gewesen sein: einäugig, einen Arm abgeschlagen, ein gebrochenes Bein wollte nicht ausheilen, und über den gesamten Körper waren nicht weniger als achtzig Narben verteilt. In dieser rauhen Welt wuchs Mira Bais Liebe zu Krishna. Sie führt Gespräche mit Sadhus und hielt sich tagelang in Tempeln auf, womit sie den Haß ihres Mannes und ihres Schwiegervaters auf sich zog. 1527 fiel Bhoj Raj im Kampf gegen Bahur. Sangram Singh starb zwei Jahre später. Der allseits unbeliebte Bikramjit zeigte sich Mira Bai gegenüber als Tyrann. Er schloß sie in ihrem Zimmer ein und ließ sie auf einem Nagelbett schlafen.
Er soll auch versucht haben, sie zu vergiften, doch Mira Bai überlebte. Schließlich holte sie ihr Onkel Biram Deo nach Merta zurück. Nach der Eroberung Mertas durch Rao Maldeo von Jodhpur brach sie zu einer Pilgerreise nach Dwarka auf, wo sie 1546 starb. Sie hinterließ eine Sammlung von Versen, die zu eindruckvollsten Zeugnissen erotischer Krishnalyrik gehören. Einige ihrer Lieder werden noch heute in Rajasthan gesungen.

Von der Induskultur zu den Upanishaden. Die Vorgeschichte des Hinduismus

Als im Jahre 1921 Forscher mit den Ausgrabungen der Städte Mohenjo Daro und Harappa in den Distrikten Sind und Punjab des heutigen Pakistan begannen, setzten sie große Hoffnungen in die Funde, die sie unter dem Schutt von vier Jahrtausenden erwarteten. Doch die stummen Zeugen konnten, wie sich herausstellte, nur wenige Fragen der Wissenschaftler eindeutig beantworten. Bis heute wurde die Schrift auf den Siegeln, deren Bedeutung ihrerseits unklar ist, nicht entziffert. Vor allem weiß man nicht, warum diese Städte sowie 70 weitere Siedlungen aus jener Zeit schließlich untergingen. Spuren einer gewaltsamen Zerstörung fand man allein in Mohenjo Daro. Ob es sich bei den Angreifern um indoarische Einwanderer handelte, ist ebenfalls ungewiß, gibt doch deren Kultur nicht minder zahlreiche Rätsel auf.
Im Industal enwickelte sich, möglicherweise von Sumer beeinflußt, seit 2700 v. Chr. eine Stadtkultur, die sehr bald ihren Höhepunkt erreichen, aber schon 2000 v. Chr. erste Verfallsstadien ausbilden sollte. Die Antwort auf die Frage, wer oder was den Verfall einleitete, ist reine Spekulation. Die ,,dunkelhäutigen, kleinwüchsigen, plattnasigen und häßlichen“ Menschen, wie es später die Arier empfanden, verehrten männliche und weibliche Gottheiten, denen sie Tieropfer darbrachten. Sie hatten einen hochentwickelten Bilderkult und heilige Symbole wie das Hakenkreuz. Verschiedene Tiere galten ihnen als heilig, darunter aber nicht die Kuh, sondern – als Zeichen der Macht – der Bulle. Schließlich verehrte man hier das Phallussymbol, und man glaubt heute, in den auf den Siegeln dargestellten Gottheiten einen in Yogastellung sitzenden Shiva und auch bereits Durga als Muttergöttin zu erkennen. Dagegen waren die aus den südlichen Steppen Rußlands immer weiter nach Südosten vorstoßenden Arier, die um 1500 v. Chr. auf die im Verfall stehenden Städte des Industals trafen, vergleichsweise primitiv. Sie waren Halbnomaden, die auf ihrer Suche nach Weideland immer häufiger in kriegerische Auseinandersetzungen verwikkelt wurden und dahar einer schlagkräftige Armee mit einem reichen Waffenarsenal mit sich führten. Doch die Arier kannten weder Kultbilder noch Tempel, sie hatten keine Schrift entwickelt und ihr diesseitsbezogener Opferkult mit den unzähligen Naturgottheiten war der hochentwickelten, wenn auch dekadenten Stadtkultur unterlegen. Ob sie diese Unterlegenheit erkannten oder ihnen das dekadente Stadtleben zuwider war, die Arier entwickelten einen grenzenlosen Haß gegen die dunkelhäutigen Ureinwohner, wie er bis heute erhalten blieb. Als die Städte gänzlich untergingen, weigerten sich die Arier, die alten Siedlungen zu übernehmen. Die Ureinwohner zogen sich in den Süden zurück.
Die Arier beschränkten sich, obwohl sie auf ihrer Wanderung schon mehrfach Schriften kennengelernt hatten, weiterhin auf eine mündliche Überlieferung der Veden, der Sprüche, die die Kulthandlungen begleiteten. Historische Ereignisse, Landschaften oder Personen fanden in den Veden nur selten Niederschlag, denn sie hatten ja mit dem Opfer allenfalls am Rande zu tun. Die Veden, die zum Teil schon um 1500 v. Chr. entstanden waren und noch ca. 1000 Jahre lang um weitere Sprüche ergänzt wurden, blieben, obwohl sie wahrscheinlich erst um die Zeitenwende schriftlich fixiert wurden, in ihrer ursprünglichen Form erhalten, weil die mündliche Überlieferung vom Lehrer an einen ausgewählten Schüler auf eine möglichst genaue Kopie des Originals abzielte. Dabei wurde vom Schüler vor allem Disziplin und blinder Glaube erwartet, auf denen später die Erkenntnis aufbauen sollte. Schon hier zeichnet sich eine ganz andere Art von Didaktik ab, die die Entwicklung der Philosophie Indiens entscheidend beeinflußt hat, denn aus ihr erwächst das Stetige, die Beibehaltung von Traditionen über Jahrtausende. Selbst wenn der Schüler eine andere Wahrheit vor Augen sieht, wird er weiterhin auch oder ausschließlich der alten, überkommenen Wahrheit Galuben schenken. Wie gegenwärtig wird noch heute diese Situation der altvedischen Überlieferung, wenn man eine indische Schule, je selbst eine Universität betritt, wo man nur zu gerne glauben mag, es ginge bei dem Lehrstoff um eine Rezitation von Opfersprüchen! Diese Art von Überlieferung hatte ferner zur Folge, daß nur ein kleiner Teil der Bevölkerung mit dem von den Göttern offenbarten anfangs-und endlosen ,,Wissen“ (Veda) vertraut gemacht werden konnte und auch sollte, denn bald schon wurden sich Lehrer und Schüler ihrer Unersetzlichkeit und Einzigartigkeit als Priester bewußt. Mit dieser Entwicklung ging einher, daß die Opferriten immer komplizierter, für das einfache Volk unkontrollierbar wurde.
Die wichtigste Komponente, die der Veda dem späteren Hinduismus beisteuerte, war die Idee von einem über den Göttern bestehenden, ewigen Weltgesetz (Rita), das von einem höchsten Gott überwacht werde. Um diesen höchsten Gott, dem man je nach privaten Bedürfnissen unterschiedliche Namen gab, anzurufen, vollzog man Opfer, die dem Gott aber nur dann noch gerecht werden konnten, wenn der fachkundige Priester, der Brahmen, über eine den Veden entsprechenden Ritus wachte. Die Vorschriften wurden endlich so umfangreich, daß auch die Brahmanen Anleitungen und Erläuterungen benötigten, die in den sogenannten Brahmana-Texten enthalten sind. Hier bildete sich auch die Theorie, daß sich die Götter – richtiger Opfervollzug vorausgesetzt – dem Willen der Brahmanen zu fügen hätten. Vor diesem Hintergrund wird erst klar, welche Bedeutung im jetzt immer deutlicher hervortretenden Kastenwesen den Brahmanen, die ja schon über den Göttern standen, zufallen mußte. Unter den Brahmanen stand die Kriegerkaste, die den Ariern das Land eroberte, unter diesen die Bauern, die für die Ernährung aller sorgten. Sie alle aber waren Arier, neben denen die verhaßte, versklavte Urbevölkerung bestand, die für die Arier Dienstleistungen verrichten mußten und die man Shudras nannte.
Diese Klassifizierung zeigt sehr deutlich, daß die Arier in mancher Hinsicht auf die Urbevölkerung angewiesen waren, daß sie sie nicht ohne weiteres ignorieren konnten, sich aber weiterhin gegen ein Auskommen in kultureller Hinsicht mit ihr versperrten. Die Kultur der Eingeborenen erwies sich jedoch als äußerst stark. War sie nicht den indischen Klimaeinflüssen weit besser angepaßt? Dürrezeiten und Hungerkastastrophen suchten jetzt auch die längst seßhaft gewordenen Arier heim. Feindseligkeiten um Besitzansprüche brachen aus, arm und reich bekämpften einander. Schließlich standen auch die Brahmanen im Brennpunkt der Kritik und mit ihnen das vedische Opferwesen. Das Volk nahm immer mehr Bezug auf die vorarischen Glau bensformen, doch verhinderte die starke Vedagläubigkeit einen völligen Umsturz der arischen Gesellschaft. Zur Sicherung ihrer Position entwickelten die Brahmanen, rückgreifend auf eine in der Induskultur bekannte Jenseitsvorstellung, die Gedanken der Wiedergeburtslehre. Danach war die Seele im Samsara verhaftet, einem endlosen Kreislauf von Wiedergeburten. Je nach guten oder schlechten Taten war die nächstfolgende Existenz vorausbestimmt. Diese Vergeltungskausalität gab dem Volk eine Antwort auf die Frage nach einer sozialen Gerechtigkeit und festigte so das Kastenwesen, denn die Zugehörigkeit zu einer Kaste hatte sich jeder durch sein Handeln im vorherigen Leben erworben.
Die Brahmana-Texte (seit ca. 1000 v. Chr.) waren nicht allein bloße Anleitungsformeln, in ihnen spiegelt sich auch schon die Suche nach der Beschaffenheit von Schöpfer und ewigem Weltgesetz wider. In diesen äußerst umfangreichen Werken finden sich die vielleicht eigenwilligsten Spekulationen der Religions geschichte. Aus der wieder und wieder neu festgelegten Rang folge der Götter kristallisierte sich schließlich die Erfahrung heraus, daß alles Sein auf einen Ursprung, ein wesenloses, allen Existenzen, also auch den Göttern, innewohnendes Neutrum, das Brahman, zurückzuführen sei. Diese Idee wird besonders in den Tempeln Südindiens höchst anschaulich, wo den Betrachter zunächst eine unüberschaubare, grellbunte Fülle von Götterfiguren empfängt, wo er aber im Allerheiligsten geradezu enttäuscht wird von einem bedeutungslos wirkenden Symbol. Seit Beginn des 8. Jhdts. v. Chr. entfalten sich über jenen Brahmana-Texten die Upanishaden, die vor dem Hintergrund der oben angedeuteten gesellschaftlichen Veränderungen aus arischen und vorarischen Elementen gewachsene Blüte indischer Philosophie. Die orthodoxe, opfergläubige Priesterschicht mußte einer neuen Brahmanengeneration weichen, die die Notwendigkeit eines Bündnisses mit der Krieger- und Adelskaste gegen die aufstrebenden Massen erkannte, die aber auch, entgegen der bisher kritiklosen Übernahme tradierter Glaubensformen, Gefallen an eigenen philosophischen Betrachtungen fand. Die wichtigsten Ausformungen dieser Upanishaden-Lehren sind neben dem zuvor erwähnten Samsara und untrennbar mit diesem verbunden die Ewigkeit des Welt geschehens, die Verantwortlichkeit des Handelns gleich welcher Art für das Verhaftetsein der Seele im Weltprozeß und die Möglichkeit einer Erlösung des Atman (inneres Selbst) durch Entsagung vom Karman (das von Begierde geleitete, gute als auch böse Tun). Das Atman, das in Menschen, Pflanzen, Tieren und Göttern vorhanden ist, soll daraufhin ins Brahman, mit dem es identisch ist, zurückfinden. Damit die Menschen den Lehren der Upanishaden gerecht werden und ein in allen Belangen des Alltags der Lehre gemäßes Leben führen konnten, wurden von den Philosophen des Adels- oder Priesterstandes Sutras (Lehrsätze) verfaßt. Auf ihnen baut das gesellschaftliche Leben der Folgezeit bis in die heutigen Tage auf.
Unter Hinduismus sollte man nichts anderes verstehen als die Gesamtheit aller Lehren, die sich um die Interpretation der in den Upanishaden nur keimhaft oder bereits voll entwickelt vorhandenen Gedanken bemühen. Sämtliche Texte bis hin zu den Upanishaden werden als göttliche Offenbarung und damit als unumstößliche Wahrheit angesehen. Innerhalb ihrer Grenzen bewegt sich das gesamte hinduistische Gedankengut, das heute kaum mehr in einer Übersicht dargestellt werden kann.

 

Qualvolle Ewigkeit im Land des Rosenapfelbaums
,,Es gibt weder Anfang noch Ende des Universums, also gibt es auch neimanden, der das Universum erschaffen hat. Die Erde ist wie eine runde, flache Scheibe. Sie steht still. Auf dieser Erde gibt es unzählige Kontinente und Ozeane, die gleich Armringen einander umschlingen. All dies zusammen ist das zentrale Universum (Madhyaloka), in dessen Mitte der erste Kontinent, Jambu Dveep, liegt, umgeben vom ersten Ozean, dem Lavan Samundra. Im Süden von Jambu Dveep liegt Bharat Kshetra …“ So die Erläuterung zum Jaina-Weltmodell im Nassiana- Tempel von Ajmer, die freilich dort auf den Schrifttafeln noch weitergeführt, dabei aber nicht verständlicher wird, denn die Schreiber gehen davon aus, daß der Besucher bereits gewisse Kenntnisse mitbringt.
Das jainistische Weltmodell weicht in einigen Punkten vom nachfolgend dargestellten hinduistischen ab. Nach diesem existiert nicht nur ein Universum, sondern eine Unzahl von Weltsystemen mit je einer Erde im Mittelpunkt, mit Höllen, Gestirnen und Paradiesen, die in Schichten über bzw. unter der Erde liegen. Die deutsche Sprache kennt nicht einmal einen Plural des Wortes ,,Weltall“. So können wir die Aussage, daß nach indischer Vorstellung die ,,Weltalle“ einander durchdringen, was bedeutet, daß sowohl in den Atomen abgeschlossene Welten existieren, als auch unsere Welt in ein noch größeres Universum eingebunden ist, in keine grammatisch richtige Form bringen. All diese Welten unterliegen den drei Stadien des Werdens, Siens und Vergehens, doch niemals wird die Gesamtheit aller Systeme ausgelöscht sein. Unsere Erde hat nach dem Vishnu Purana, einem Text, der um 900 n. Chr. abgeschlossen war, sieben Kontinente, jeder von ihnen ist von einem Ozean umgeben. Die Kontinente tragen die Namen der Pflanzen, die auf ihnen wachsen, die Ozeane sind den in ihnen enthaltenen Flüssigkeiten benannt (so gibt es Milch, Wein- und Buttermeere). Der mittlere Kontinent ist das Land des Rosenapfelbaums (Jambu Dveep), umgeben vom Salzmeer (Lavan Samudra). In der Mitte von Jambu Dveep erhebt sich der goldene Götterberg Meru (im Nassiana-Tempel Sumeru genannt). Sechs Gebirge durchziehen Jambu Dveep und teilen den Kontinent in sieben Varshas (Länder) auf; das südliche Land heißt Bharat Varsha (oben Bharat Kshetra) nach König Bharata. Bharat Varsha (Indien) ist also nicht ,,das Land, wo Milch und Honig fließen“, wie man im Westen gern verächtlich sagt, es ist nur das Land, in dem die Vorstellung von um andere, glücklichere Kontinente wogenden Milchmeeren geboren wurde. Im Gegenteil ist Indien nach eigener Auffassung ein Land, wo es zwar glückliche Zeiten gegeben hat und auch wieder geben wird, wo diese aber in immer gleichen Perioden von qualvollen Zeiten abgelöst werden. Dennoch ist Indien das beste Land, denn es besitzt den wahren Glauben.
Man erinnere sich an des Gespräch mit den Bewohnern von Sam (ein Dorf in der Nähe von Jaisalmer). Einige von ihnen kannten Jaisalmer nur aus Erzählungen, manche waren nicht einmal in den Nachbardörfern gewesen. Was man ihnen über diese unbekannte Welt erzählte, das glaubten sie. Und sie glaubten an die ewigen Weltgesetze. Wie hätten wir ihnen erklären sollen, aus welchem Land wir kommen? Was hätte ihnen dieses Wissen genutzt? Wenn wir das im Nassiana-Tempel ausgestellte Weltmodell belächelt haben, so war der Anlaß dazu allein Darstellungsform, nicht aber die Vorstellung selbst, die zudem im modernen Indien mehr und mehr verdrängt wird vom kopernikanischen System. Milch und Buttermeere sind wie geschaffen, zum Gespött westlichen Fortschrittsglaubens zu werden. Wir dürfen dabei zum einen aber nicht vergessen, daß wir solchen Vorstellungen selbst noch nicht allzu lange entwachsen sind. (Papst Urban VIII. verwarf Galileis ketzerische Ideen, und manch orthodoxer Katholik mag dies heute noch tun.) Zum anderen sollten wir daran denken, wie sehr sich unsere heutigen Wissenschaftler von uns entfernen, ja entfremden. Wer außer ihnen weiß schon etwas mit Quanten anzufangen, die, wollte man den Gelehrten Glauben schenken, unerläßlicher Bestandteil der Allgemeinbildung sind? Und, so kann man weiter fragen, wird man vielleicht ein Jahrhundert später über die Wissenschaftler mit ihren armseligen Quanten lachen?
Im übrigen ist es interessant zu wissen, daß sich die moderne Wissenschaft vielen Gedanken des alten Indiens, so etwa der buddhistischen Dharmalehre, eher annähert, als sich von diesen zu entfernen. Ein solches Beispiel liegt auch bei der indischen Zeitvorstellung vor, die mit den Erkenntnissen westlicher Astronomen weit besser übereinstimmt als der zeitlich beengte christliche Gedanke vom Reich Gottes. Ein solches Zeitmodell, das auch Werden, Sein und Vergehen der Welten veranschaulicht, findet sich ebenfalls im Vishnu Purana. Danach steigt Brahma, der Erschaffer der Welt, am Morgen eines jeden Brahmatages aus dem Lotos empor, der aus dem Nabel des höchsten Gottes Vishnu wächst. Für Brahma beginnt damit eine Morgendämmerung von 1 728 000 Menschenjahren. Die Erde muß nun neu entstehen. Am Morgen des Brahmatages, an dem wir heutigen Menschen leben, rettete Vishnu in seiner Inkarnation als Eber die Erde vom Meeresgrund. Nach dieser
Morgendämmerung beginnt für die neuerschaffene Menschheit die glückliche Zeit, das Kritayung von 4000 Götterjahren (1 Götterjahr = 360 Menschenjahre), dem eine Morgendämmerung von 400 Götterjahren vorausgeht und eine ebenso lange Abenddämmerung folgt. Die Menschen im Kritayuga leben in Wohlstand, sind glücklich und erfüllen die gottgegebenen Gesetze. Doch dieser Zustand kann nicht ewig anhalten. Mißgunst macht sich breit, die Menschen streiten miteinander und vernachlässigen ihre Pflichten. Auf das Kritayuga folgt ein schlechteres Zeitalter, das Tretayuga mit 3600 Götterjahren (300 Morgendämmerung, 3000 Tag, 300 Abenddämmerung), dar auf ein wiederum schlechteres Dvaparayuga mit einer Dauer von 2400 Götterjahren. Schließlich ist die Welt von Boshaftigkeit so sehr erfüllt, daß die einst hünenhaften, langlebigen Menschen zur Strafe ins Kaliyuga mit 1200 Götterjahren gestürzt werden. Das Leben des Individuums ist nur noch von kurzer Dauer. Auch die Entstehung des Kastenwesens wurde im Kaliyuga notwendig. Am Ende des Kaliyuga ist die Welt so schlecht, daß sie zerstört werden muß. Vom Kritayuga bis zum Kaliyuga zählen wir 4 320 000 Menschenjahre. Diese Zeitspanne wird Mahayuga genannt. Der Schöpfungswille des Gottes einerseits und die zu belohnenden oder zu bestrafenden Taten der Seelen andererseits erfordern eine Neuerschaffung der Welt. Für Brahma hat der Morgen mit diesem ersten Mahayuga, dem an diesem Tag noch tausend weitere folgen sollen, gerade erst begonnen. Nach 71 Mahayugas folgt zunächst eine Abenddämmerung von der Länge eines Kritayugas. Danach ist eine gründlichere Vernichtung der Erde notwendig geworden. Um die Menschheit zu retten, muß Vishnu abermals ins Weltgeschehen eingreifen, um einen Manu, einen Stammvater der nächstfolgenden Menschheit, aus der großen Sintflut zu retten. (Dies deutet auf die Herkunft der Idee einer Weltvernichtung aus der vorarischen Zeit hin, als die Induskultur Verbindung mit Sumer hatte, wo das mit der biblischen Sintflut verwandte Gilgamesh-Epos entstand.) 71 Mahayugas bilden ein Manvantara, an dessen Ende auch die in der Rangfolge unter Brahma stehenden Götter sterben. Es folgt eine Abenddämmerung, das folgende Manvatara beginnt jedoch nicht mit einer Morgendämmerung. Nach 14 Manvantaras ist der Brahmatag (Kalpa) beendet. Jetzt wird nicht nur die Erde vernichtet, sondern das gesamte Universum erliegt der zerstörenden Kraft des Gottes. Die Nacht, in der Brahma im Lotos ruht, dauert ebenfalls 14 Manvantaras. In dieser Nacht leben nur die höchsten Götter, die die Seelen der Menschen in sich aufnehmen. Brahmas Leben währt 36 500 solcher Tage. Eine genaue Berechnung ergibt eine Lebensspanne von 311,04 Trillionen Jahren. Doch auch diesem Brahma wird ein nächster folgen, und es wird unzählige Brahmas geben, die immer wieder aus Vishnus Schöpfungskraft hervorgehen. Wir heutigen Menschen leben in einem Kaliyuga des 7. Manvantaras des 1. Tages des 51. Lebensjahres dieses Brahma. Die epische Dichtung des Ramayana wird im vorausgehenden Tretayuga angesetzt, das Mahabharata im Dvaparayuga. Das Kaliyuga begann am 18. Februar 3102v. Chr., dem Todestag Krishnas. Es wird im Jahre 426 917 n. Chr. beendet sein.
Aus dieser immensen Zeitvorstellung erklärt sich die Bedeutungslosigkeit des Individuums, die Sinnlosigkeit seines Handelns, das dem Inder eigene Desinteresse an historischen Ereignissen, die doch ohnehin in Zyklen wiederkehren werden. Es erklärt seine Vorliebe für die vielen unglaubhaften Datierungen, die uns übrigens bei der Erstellung der Geschichte Rajasthans große Schwierigkeiten bereitet haben. Legenden werden Wirklichkeit, Götter werden Menschen und Menschen – dies ermöglicht ihnen das in Aeonen erworbene Karman – werden Götter. Der Gedanke an ein Leben nach diesem Leben, eine nächste Existenz nach dem Vergehen dieser Existenz ist dem Westen, das beweist die Zuflucht vieler Menschen zu indischen Philosophien, durchaus nicht unangenehm. Es zeugt jedoch von tiefem Mißverständnis der Wiedergeburtslehre, die das Herumirren der Seele in der Zeit als qualvoll und beinahe ausweglos erachtet.

 

330 Millionen Götter
In dem oben beschriebenen Weltmodell ist bereits angedeutet, daß im Hinduismus auch eine Hierarchie in der Welt der Götter angenommen wird, denn die langlebigen, aber doch sterblichen Brahmas sind Geschöpfe Vishnus. Das heiß, diese Götter sind ebenso wie die Menschen den Gesetzen des Karman unterworfen und damit nichts anderes als eine Stufe auf der Leiter, die von der Pflanze über die Tierwelt und den Menschen bis hin zum Erlösten reicht. Die unzähligen Gestalten des Pantheons die uns in Tempeln, Legenden und auf den Götterbildern der Hausaltäre begegnen, sie sind nichts als eine göttliche Instanz, die der Mensch in der Not anruft, die ihm aber nicht die Erlösung bringen kann, da sie selbst erlösungsbedürftig ist.
Das Element des Anrufens einer für ein bestimmtes Anliegen zuständigen Gottheit stammt aus der vedischen Zeit. Die lebensfrohe arische Gesellschaft erhoffte von dem Gott, dem sie ein Opfer brachte, eine Gegenleistung. Die oberste Gottheit jener Zeit war Indra, ein trinkfreudiger Krieger, der mit seinem Donnerkeil Gewitter entsandte. Als die Arier bei ihrem Vordringen in die Gangesebene mehr und mehr vom indischen Klima beeinflußt wurden, nahm Indra den Charakter eines Regengottes an. Auch die anderen vedischen Gottheiten wandelten im Laufe der Jahrhunderte ihre Bedeutung, doch lassen sich ihre Wandlungsstufen nicht mehr genau rekonstruieren. Die nach Indra wichtigsten Götter waren der allwissende Hüter der Moral Varuna, der gemeinsam mit Mitra, dem Gott der Verträge, über das Weltgesetz wachte; Agni, der Feuergott; die Flußgöttin Sarasvati: Yama, der Herr des Jenseits; der Windgott Vayu; der Mondgott Chandra; Kubera, der Gott des Wohlstandes; Surya, der Sonnengott und Rudra, ein fürchterlicher Gott, der Krankheit und Tod schickte. Mit den Wandlungen, die Indien, die neue Heimat der Arier, diesen und anderen Naturgottheiten aufzwang, änderten sich oft auch die Namen der Götter, während ihre alten Namen, die ja in den Veden Festgelegt waren, nebenher beibehalten wurden. Das bedeutet, daß eine Göttergestalt unter verschiedenen Aspekten mit jeweils anderen Namen verehrt wurde. Auch dieser Zug blieb bis in den heutigen Hinduismus erhalten. Darüber hinaus bezogen die missionierenden Brahmanen die Namen der Götter von eingeborenen Stämmen mit in ihr Pantheon ein, das auf diese Weise unübersehbare Ausmaße annahm. In den Brahmana Texten wurde dann versucht, die Götternamen in ein System zu fassen und die Beziehung der Götter zueinander zu klären.
In späteren Texten begegnen uns vor allem zwei Götter, die immer wieder Prüfungen gegen Dämonen, aber auch gegen alte vedische Gottheiten bestehen: Shiva und Vishnu. ,,Shiva“, den ,,Wohlgesinnten“, nannten die Arier angsterfüllt den schrecklichen Rudra. In Shiva blieb aber vor allem eine vorarische Gottheit erhalten, ein kraftvoller Schöpfer, dem, wie heute noch, der Lingam-Kult (Phallussymbol) galt. Shiva ist das göttliche Vorbild des Yogis, des meditierenden Asketen. Als weibliche, ihn ergänzende Kraft wird ihm die Göttin Shakti beigestellt, die auch unter den Namen Sati, Parvati, Durga und Kali bekannt ist und unter diesen Namen verschiedene, zuweilen einander widersprechende Züge aufweist. Auch diese Göttin ist bereits in der vorarischen Zeit verehrt worden. In Shivatempeln steht der Lingam aufrecht auf dem Symbol der Shakti, auf der Yoni (Scheide). Wie auch bei den anderen Göttern gibt es eine ganze Reihe von Emblemen, an denen man Shiva und Shakti auf Abbildungen erkennen kann. Hier ist z.B. Shivas Dreizack, seine Trommel, das Antilopenfell, ein Schädel oder die grau-blaue, aschenbeschmierte Haut, bei Shakti als Kali die Totenkopfkette zu nennen. Das wichtigste Erkennungmerkmal einer Gottes ist sein Vahana (Tragtier), also Shivas Stier und Shaktis Löwe. Auch die Anhänger Shivas, die Shivaiten, statten sich oft mit einem dieser Embleme aus. Zumeist erkennt man sie an einem Dreizack oder drei weißen horizontalen Streifen auf der Stirn.
Vishnu war in vedischer Zeit ein Name des Sonnengottes. Auch er hat eine ihn belebende weibliche Kraft, die Göttin Lakshmi, die Glück und Reichtum beschert. Vishnus Tragtier ist die Schlange oder der Vogel Garuda. Lakshmi wird auf einer Lotosblüte sitzend dargestellt. Als tierische oder menschliche Inkarnation oder Erscheinung (Avatara) greift Vishnu stets in das Weltgeschehen ein, sobald vernichtende Gefahr droht. Im heutigen Indien ist die Annahme von 10 Avataras weitverbreitet, was eigentlich dem zuvor dargestellten Zeitmodell widerspricht. Die Reihenfolge der Avataras war danach: 1. als Fisch (Matsya), 2. als Schildkröte (Kurma), 3. als Eber (Varaha), 4. als Mann-Löwe (Narasimha), 5. als Zwerg (Vamana), 6. als Rama mit der Axt (Parashurama), 7. als Rama, der aus dem Ramayana bekannt ist (Ramachandra), 8. als Krishna, auch Jagganath genannt. Als neunte Inkarnation Vishnus bezogen die Vishnuiten Buddha ein. Kalki, die zehnte Inkarnation, steht noch bevor. Einige Sekten, später auch viele Laiengläubige, erkannten Krishna als eigene Gottheit an.
Es wurde oft versucht, Shiva und Vishnu als zwei verschiedene Verkörperungen eines Gottes zu deuten. Im Trimurti oder Trimukhi (dreiköpfig), wie wir es auf unserer Fahrt durch Rajasthan in Chittorgarh gesehen haben, tritt noch Brahma als Dritter zu diesen beiden Göttern hinzu. Brahma wird dann als Welterschaffer, Vishnu als Erhalter und Shiva als Zerstörer gesehen. Alle drei sind Aspekte eines namenlosen Gottes, der den Shivaiten jedoch als Shiva, den Vishnuiten als Vishnu gilt. Brahma wird in Indien nur in einem einzigen Tempel, in Pushkar, verehrt. Welterschaffer ist er nur im Sinne eines Bauherrn. Er wird zumeist mit vier, in die vier Himmelrichtungen blickenden Köpfen dargestellt. Als weibliche Gottheit wird ihm Sarasvati, die Göttin der Künste, oder auch Savitri, die Verkörperung eins Veda-Gedichtes, beigestellt. Brahmas Tragtier ist der Schwan.
Acht vedische Götter wurden als Hüter der Himmelrichtungen beibehalten: Indra (O), Agni (SO), Yama (S), Surya (SW), Varuna (W), Vayu (NW), Kubera (N), Chandra (NO). Verehrung finden sie jedoch nur noch selten. Wichtigkeit haben in der indischen Neuzeit vor allem Ganesha und Hanuman erlangt. Ganesha ist der elefantenköpfige Sohn Shivas, der Gott der Gelehrsamkeit und der Schreibkunst. Shiva selbst soll seinem Sohn im Zorn den Kopf abgeschlagen und dann geschworen haben, Ganesha den Kopf des Lebewesens aufzusetzen, das als nächstes ihren Weg kreuzen werde. Dieses Lebewesen war ein Elefant. Hanuman ist der aus dem Ramayana bekannte Affengott, der heute die Ernte segnen und aus jeder Not retten soll. Über all in Rajasthan sieht man die rotbemalten Steine am Wegesrand, die der Verehrung Hanumans geweiht sind. Zu erwähnen sind außerdem noch der 10-köpfige, auf einem Pfau reitende Kriegsgott Kartikkeya, auch Skanda genannt, ebenfalls ein Sohn Shivas; der Liebesgott Kama und Vishwakarman, der Gott des Handwerks.

Man darf sich nun keinesfalls vorstellen, daß auch nur dieser kleine Teil, dieses bisher erläuterte Gedankengut der indischen Philosophie allseits in Indien Verbreitung gefunden hätte. Der Weg zur Erlösung über das Wissen (Jnana-Marga) blieb den Philosophen der Brahmanen- und Kshatriya-Kaste vorbehalten. Der Weg über verdienstvolle Taten (Karma-Marga) erwies sich als zu schwierig. So ist vor allem die Bhakti-Bewegung, der Weg über die Liebe zum Gott und die Ergebenheit in seine Allmacht, volkstümlich geworden. Zwar liegt auch der Bhakti letzlich das ,,Wissen“ (Veda) zugrunde, doch wird es durch die vielen, leicht vollziehbaren Tempelrituale überdeckt, in denen sich heute vielerorts in Indien die Religiösität zu erschöpfen scheint. Die meisten dieser Rituale wie das reinigende Bad, die Blumenopfer, das Anzünden von Räucherstäbchen oder die Salbung von Götterstatuen sind dem Indienreisenden zur Genüge bekannt. Dabei werden den niedrigeren Göttern wie Hanuman oder Ganesha nur kleinere Blumen- oder Geldopfer an unbedeutenden Schreinen dargereicht. Umfangreiche Rituale in den auch kunstgeschichtlich wichtigen Tempeln gelten allein den Göttern Shiva und Vishnu oder ihren unter anderen Namen bekannten Aspekten oder Inkarnationen. Nur wenige Tempel sind den weiblichen Gottheiten gewidmet.
Der Bilderkult ist wie vieles andere ein Element vorarischer Religiösität. Die Arier kannten nur das unter freiem Himmel an einem Altar verrichtete Opferfeuer, sowie Tier- und möglicherweise auch Menschenopfer. Auch die religiösen Waschungen wurden der Religion der Induskultur entnommen. Als die Arier den Bilderkult ihr Ritual einbezogen, benötigten sie für die aus Lehm und Holz gefertigten Standbilder Schutzunterstände. Dies waren zunächst einfache Bambuszelte, deren Zukkerhutform den Tempelbau Nordindiens beeinflussen sollte, denn als später die Holz- und darauf die Steinkonstruktion das Bambusgestell ablöste, wurde traditionsgetreu die Bambusbauweise beibehalten. Der Shikara, das Symbol des Götterberges Meru, der Tempelturm, der uns in vielen Varianten in Nordindien begegnet, er ist nichts anderes als die Weiterent wicklung jenes Bambuszeltes. Unter dem Shikara befindet sich das Allerheiligste, Garbhagriha genannt, wo bis auf den heutigen Tag vor dem Symbol des angebeteten Gottes Blumen abgelegt werden. In Shivatempeln steht hier zumeist der Lingam, manchmal auch der Stier Nandi, Shivas Tragtier, oder ein Dreizack. Im Vishnutempel findet man in der Garbhagriha häufig den Garuda. Erst im 8. nachchristlichen Jahrhundert, zu der Zeit, als die Bhakti-Bewegung ihren Aufschwung nahm, wurde in Nordindien der Garbhagriha ein Versammlungsraum für die Gläubigen angefügt, die Mukhashala.
Was ist die in Bezug auf Indien vielfach zitierte Durchdringung des Alltags, des privaten wie des öffentlichen Bereiches, mit Elementen der Religion? Es ist das Zeugnis eines von Priestern gestifteten Aberglaubens, eines Verhaftetseins in Traditionen und einer kindlichen Gottesfurcht. Wir haben hier versucht, den Ritus auf einige simple Bestandteile zurückzuführen, um der Religiösität des indischen Volkes, diesem zweifellos farben frohen Glanz, ein wenig von ihrem Mythos zu nehmen. Es sind nicht die Philosophien Indiens, die ihren Weg zum Volk gefun den haben, wie man häufig im Westen glaubt. Es sind allein die auf diesen Philosophien aufbauenden, oft ungereimten Lehrsätze, die das gesellschaftliche Leben bestimmten. In der Erfüllung der in den Lehrsätzen auferlegten Pflichten wird die rechte Lebensweise gesehen. Dazu gehören auch die Erteilung der Sakramente und das Befolgen der Kastenvorschriften.

 

Die Sakramente
Die Raga Bhimpalasi hörte zum ersten Mal, als die indische Musik im Westen populär zu werden begann. Das Arrangement nannte sich Dhun, wurde auf Flöte und Rabab, einem Saiteninstrument, gespielt und von der Dholak begleitet, einem Schlaginstrument, das europäische Ohren kaum von der Tabla unterscheiden können.
Am Morgen unseres zweiten Tages in Indien wurden wir beide gleichzeitig von Musik geweckt. Magdalena hatte geträumt, sie arbeite in einem Kindergarten. Die Kinder, außer Rand und Band, trommelten, schepperten und tröteten auf allen erdenklichen Spielzeuginstrumenten und waren nicht mehr zur Vernunft zu bringen. Sie wurde wach, aber damit hatte der Tumult für sie noch kein Ende. Ich erkannte in dem, was zwei Stockwerke unter uns die Bazarstraße zu sprengen drohte, eben jene Raga Bhimpalasi. Statt Flöte, Rabab und Dholak gaben jedoch Pauken und Trompeten eine solche Kakophonie zum Besten, daß wir nur so aus uns herausplatzten. Wir warfen einen Blick auf die Straße und sahen eine Blechblascombo in hellblauer Uniform, die sich mit Verzückung in Glissandos versuchte, dabei aber bestenfalls ,,dirty tones“ zustande brachte. Die Trommler hielten den Rhythmus recht manierlich, während sich die verschiedensten Trompetenfiguren skurril ineinander schlangen. An bestimmten, offenbar zuvor abgesprochenen Stellen fiel das Tutti ein, sammelte Nachzügler auf und hielt für wenige Takte die Balance. Schließlich schaltete sich ein Instrument nach dem anderen aus dem Ständchen aus, und so war, wenn auch nicht mit einem ordentlichen Finale, dennoch beizeiten Schluß.
Während wir dergleichen in Indien zuvor nie gesehen und gehört hatten, wurden wir in den folgenden Monaten mit ähnlich aufbereiteten Stücken noch häufig an jenen zweiten Morgen erinnert. Mal gab es Paso Doble, mal den Triumphmarsch aus Aida. Den Musikern war nichts zu schade. Erst später erfuhren wir den Grund für diese Umzüge: wir waren Zeugen der Barats, der Hochzeitsprozessionen, geworden. Da die Frühlingsmonate als die günstigsten für Hochzeiten angesehen werden, und wir bisher nur wenige Tage in dieser Jahreszeit in Indien verbracht hatten, waren uns die Barats bislang unbekannt geblieben. Später erkundigten wir uns nach den genauen Hochzeitsriten, insbesondere nach jenen der Rajputen. Die klassischen Bräuche, deren wichtigste wir nachfolgend vorstellen, haben sich im wesentlichen nicht geändert. Die komplizierten und aufwendigen Riten der Rajputen erscheinen bei den niedrigen Kasten sowie bei der Stadtbevölkerung gleichsam in gekürzter Form.
Bei fast ausnahmslos allen indischen Hochzeiten handelt es sich um sogenannte ,,Arranged Marriages“, bei denen Mann und Frau von den Eltern füreinander ausgesucht werden. Eine erste Kontaktaufnahme wird durch einen professionellen Vermittler (ghataka), den Barbier der Familie (nai) oder bei höheren Kasten durch einen Brahmanen eingeleitet. Ihre Aufgabe ist es, für den Jungen ein geeignetes Mädchen zu finden. Auch der Vater des Mädchens bietet seine Tochter zur Verheiratung an, sobald sie alt genug ist. Das wichtigste Kriterium für die Auswahl eines Partners ist die Frage, ob sich durch die Heirat der Familienstammbaum veredeln läßt. Eine Heirat in einen andere Kaste ist grundsätzlich untersagt. Es muß in den gleichen Volksstamm geheiratet werden. Dagegen wird eine Heirat innerhalb der eigenen Sippe als Inzucht betrachtet. Ebenso darf nicht in eine Familie geheiratet werden, in die bereits ein Verwandter geheiratet hat. Während der Mann Frauen aus allen anderen Clans akzeptieren kann, wird es generell als Schande angesehen, wenn die Frau einen Mann von niedrigerem Rang heiratet. Dies führte besonders in den oberen Rängen zu einem Überschuß an Frauen und Ansteigen der Mitgiftzahlungeen bei Heiraten in noch höhere Clans. Die Ermordung weiblicher Nachkommen war unter Rajputen keine Seltenheit. Sobald die Wahl getroffen ist, wird im Dorf der Familie des Jungen ein Treffen mit der Familie des Mädchens vereinbart. Symbolisch für die Hand der Tochter reicht ihr Vater dem Vater des Jungen eine Kokosnuß, die dieser zwar ablehnen kann, was aber zu Familienfehden bis hin zu Morden und Blutrache führen kann. Schließlich wird der zukünftige Bräutigam der Familie der Braut vorgeführt, der Stammbaum überprüft und die Sterne werden befragt. Wenn alles zur Zufriedenheit ausgefallen ist, erhält der Bräutigam ein Tilak, jenen roten Punkt auf der Stirn, der das Abkommen besiegelt.
Als nächstes wird die Höhe der Mitgift festgelegt. Diese Mitgift in Verbindung mit den Ausgaben für die Hochzeitsfeierlichkeiten ist für die Familie der Frau häufig Ursache einer Verschuldung, aus der sie sich erst durch die Verheiratung eines Sohnes wieder lösen kann. Hier liegt auch der Hauptgrund, warum die Geburt einer Tochter stets als Unglück angesehen wird. Jedoch scheut auch die Familie des Bräutigams keine Kosten. Um sich bei den Nachbarn keiner Schande auszusetzen, akzeptieren die Familien Zinsforderungen der Geldverleiher von bis zu 100%. Besonders im Fall der Mitgiften ist trotz des Anti-Dowry-Gesetzes kein Ende abzusehen, denn gerade die Jugendlichen mit hoher Schulbildung, von welchen noch am ehesten ein Aufbegehren gegen die Traditionen zu erwarten wäre, erhoffen sich im Bewußtsein ihres Bildungsstandes eine hohe Mitgift.
Sobald man sich über die Mitgift geeinigt hat, wird das Abkommen bei Verwandten und Freunden bekanntgegeben, und damit ist die Verlobung vollständig. Das Mindestalter für die Hochzeit liegt bei der Frau bei dreizehn und beim Mann bei achtzehn Jahren. Dieses Mindestalter lag im 18. Jahrhundert bei 8-9 Jahren für die Frau. Unter den Engländern wurde im letzten Jahrhundert die Kinderheirat verboten, jedoch nie ganz
beseitigt. In diesem Zusammenhang spielt eine Rolle, daß gewisse, selten wiederkehrende Tage als besonders glückverheißend gelten und die Eltern diese zu einer vorgezogenen Hochzeit nutzen.

Der Termin für die Hochzeitszeremonie (beeah) wird wieder und wieder von einem Priester (Purohit, hat auch Funktion eines Astrologen) berechnet, der für jede Berechnung seine Geschenke erhält und aus diesem Grund den Termin so weit wie möglich hinauszögert. Wie bereits erwähnt, liegt die angeblich günstigste Zeit für die Hochzeit im Frühjahr, jedoch kommen auch andere Jahreszeiten in Betracht, falls Sterne und Sterngucker dies anraten sollten.

Das eingangs erwähnte Barat ist gewöhnlich die einzige Zeremonie, der auch Außenstehende beiwohnen können. In Festtagskleidung, schmuckbehangen verläßt der Bräutigam am Morgen sein Haus, um in das der Familie der Braut zu reiten. Zunächst versammelt man sich am Dorfbrunnen, in den die Mutter des Bräutigams sich zu stürzen droht, falls der Mann seiner zukünftigen Frau nicht die Liebe zuteil werden ließe, die er von der Mutter erhalten habe. Nachdem der Bräutigam dieses Versprechen gegeben hat, setzt sich der Zug in Bewegung, um jedoch erts am Abend im Haus der Braut anzukommen. Auf dem Weg hierher soll der Mann Passanten mit Geld beschenken. Am Abend dieses Tages haben Braut und Bräutigam zum ersten Mal Gelegenheit, einander für einen Augenblick zu sehen. Daraufhin muß der Mann das Haus der Braut wieder verlassen, um auf einem eigens dafür hergerichteten Lager aus zuruhen. In der Zwischenzeit prüfen die Eltern der Braut die Hochzeitsgeschenke. Der Purohit kündigt schließlich die genaue Stunde für die wichtigste Zeremonie, das Ineinanderlegen der Hände an. Daraufhin werden Geschenke ausgetauscht. Das Agni Puja, eine mit Mangoholz entzündetes Feuer, beschließt die Hochzeit. Braut und Bräutigam müssen in jeweils sieben Schritten das Feuer dreimal umkreisen, während Texte aus den Veden rezitiert werden.

Nach drei weiteren Festtagen und dem Begleichen der Mitgiftrechnung begleitet die Braut den Bräutigam in sein Haus, kehrt jedoch nach einigen Tagen zu ihren Eltern zurück, wo sie bleibt, bis sie für ein Zusammenleben alt genug ist. Diese Rückkehr (gaona) ist Anlaß für ein erneutes Fest.
Bei der Hochzeit erhalten die Bräute der Rajputen den traditionellen Silberschmuck bestehend aus einem Kopfputz, einer schweren Halskette, Ohr- und Zehenringen sowie einem Paar Fußkettchen. Dieser Schmuck wird nach dem Tod der Frau zum Einschmelzen an einen Juwelier zurückgegeben. Zeitlebens jedoch weist der Silberschmuck die verheiratete Frau aus. (So kam es auch nicht selten vor, daß sich Frauen dem Verbleib von Magdalenas Silberschmuck erkundigten.)
Neben Sati und Jauhar verdient in diesem Zusammenhang noch der Brauch des Karao Erwähnung. Karao ist die Verheiratung einer Witwe mit dem jüngeren Bruder der Verstorbenen. Die Wiederheirat, die nach dem Gesetzbuch des Manu (ca. 300 n. Chr.) verboten ist, wird auch nach neneren Hindugesetzen nicht geduldet. Der Brauch des Karao wird einer falschen Auslegung des Gesetzbuches des Manu zugeschrieben. Orthodoxe Hindus drohen mit einer Degradierung der Rajputenclans, die dem Verbot zuwiderhandeln. Bei Nichtwiederverheiratung muß die Witwe, sofern sie noch keinen männlichen Nachkommen hat, der für sie sorgt, in das Haus ihrer Eltern zurückkehren, da die Familie des Mannes die Frau nicht unterhalten wird, um nicht vor dem Hindugesetz in Mißkredit zu fallen. In den Clans, in denen Karao dennoch erlaubt ist, heiratet der jüngere Bruder des Verstorbenen die Witwe lediglich als Nebenfrau, während er ausschließlich mit seiner Hauptfrau nach den orthodoxen Riten verheiratet ist.
Die Hochzeit ist eine der zwölf Karams oder Sakramente, die die männlichen Rajputen im Laufe ihres Lebens erhalten. Wie die Hochzeitsriten, mit Ausnahme des Barat, finden nach die anderen Karams unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Die wichtigsten Karams sind neben der Heirat jene in Verbindung mit Geburt, Anlegen der heiligen Schnur und Tod.
Erste Riten werden schon während der Schwangerschaft vollzogen. Bei der Geburt (jat karam) wird für den männlichen Nachkommen ein Horoskop erstellt. Nach einer Woche Feierlichkeiten wird der Purohit mit der Festsetzung eines Tages für die Namensgebung (nam karam) beauftragt. Vierzig Tage nach der Geburt erfolgt der erste Ausgang, bei dem das Kind unter Begleitung von Mantras an den Sonnengott Surya außer Haus getragen wird. Nach zwei Jahren wird ein geeigneter Tag berechnet, an dem das Kind seinen ersten Haarschnitt erhalten soll. Bei diesem ersten Mal soll das gesamt Haupthaar entfernt werden, während beim zweiten Schnitt der Churki, ein kleiner Zopf am Hinterkopf, belassen wird. Später soll der Rajput als Schüler bei einem Brahmanen in den Veden unterrichtet werden. Dort wird er jedoch meist zu Hausarbeiten herangezogen. In der Regel ersetzt heute die Schule diesen Lebensabschnitt. Mit der Hochzeit erhält der junge Mann die heilige Schnur (janeo), die ihn als Angehörigen einer der drei oberen Varnas aus zeichnet. Die aus drei Baumwollfäden bestehende Schnur soll monatlich von einem Brahmanen erneuert werden. Die Fäden symbolisieren die Götter Brahma, Shiva und Vishnu. Die Länge der Schnur variiert entsprechend der jeweiligen Varna. Das erste Anlegen der Schnur (upanayana) bedeutet die zweite oder spirituelle Geburt. In Rajasthan wird die heilige Schnur fast nur mehr vor Brahmanen getragen.
Stirbt ein Rajput, so erhält er von einem Brahmanen die letzten Sakramente (kiriya karam). Nach dem Tod wird der mit einem weißen Tuch bedeckte Leichnam zum Verbrennungsplatz getragen, der in der Regel am Ufer eines Flusses liegt. Unter Klagerufen der Trauernden wird der Leichnam rasiert, gewaschen, mit Blumen geschmückt und neu eingekleidet. Dann wird der Körper auf einen Holzstoß, gelegt, und der älteste Sohn des Verstorbenen entzündet das Feuer. Sobald der Körper bis zur Hälfte verbrannt ist, soll ein Verwandter das Skelett mit einem Stock aus heiligem Holz zerschlagen, damit die Seele entweichen kann. Die Trauernden müssen sich nun rituell von der Befleckung durch den Tod des Verwandten reinigen. Es folgt eine strikte Trauerperiode von zehn Tagen. In dieser Zeit ist das Rasieren, das Tragen von Schuhen, sowie der Genuß gekochter Speisen untersagt. Am dritten Tag nach der Verbrennung beginnen die Manenopfer (shraddha), die einerseits die Seele des Toten auf ihrer Wanderung versorgen sollen, andererseits die bei jeder Zeremonie anwesenden Brahmanen bei guter Gesundheit erhalten.
Die Brahmanen sind die unzweifelhaften Nutznießer sämtlicher Karams. Die Verfasser der Zeremonienvorschriften hatten in weiser Voraussicht stets mindestens einen Brahmanen für den Vollzug der Riten vorgesehen. Ebenso sorgten sie für einen umfangreichen Ritenkatalog, der mit oft haarsträubenden Argumenten gerechtfertigt wurde. Die Shraddhas sollen noch über Jahre fortgesetzt werden. Durch sie allein ist den Brahmanen ein geregelter Unterhalt in Form von Naturalien gesichert. Der Rat des Purohit wird häufig eingeholt, jedoch bleibt sein Einfluß auf die Familie und damit auch auf wichtige dorfpolitische Entscheidungen gering. So entpuppt sich die Brahmanen kaste als reiner Parasit. Wenn man auf ihre Anwesenheit bei rituellen Handlungen auch nicht verzichten mag, so ist doch ihr Ansehen insbesondere unter den Rajputen nur mehr gering.

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