Ajmer (Rajasthan, Indien)
|
Ajmer-
Geschichte -
Besichtigung
-
Moschee - Dargarh
- Kishangarh
|
Wie viele
Städte Rajasthans verdankt auch das ca. 140 km südwestlich
von Jaipur gelegene Ajmer seine Existenz, aber auch seine
blutige Geschichte der strategisch günstigen Lage am
Übergang der Aravallikette zur Wüste Thar – allerdings im
Schutz einer hochgelegenen Festung.
Geschichte
Bereits im
Jahre 1100 soll sich hier Ajapal Chauhan niedergelassen
haben, ein zum gleichnamigen Clan gehörender
Rajputenfürst. Möglicherweise bestand zu jener Zeit
bereits eine Siedlung, die jedoch 1024 der aus Afghanistan
anbrandenden Invasionswelle unter der Führung Mahmud von
Ghaznis zum Opfer gefallen war. Trotz starker Befestigung
konnte Ajmer auch dem zweiten großen Angriff islamischer
Heere unter Muhammed von Ghur im Jahre 1192 nicht
standhalten und wurde erneut geplündert, wobei auch
Prithvi Raj Chauhan den Tod fand. Auf diesem Feldzug hatte
Ghur auch das vereinigte Heer der Rajputen in Tarain
geschlagen und Delhi erobert, wodurch Ajmer für etwa 200
Jahre Teil des Sultanats von Delhi wurde.
Nach dem
Einfall Timurs in Nordindien (1398) gelangte Ajmer in die
Hände des muslimischer Rana Kumbha von Mewar. Zwischen
1470 und 1531 regierten die islamischen Herren von Malwa
die Stadt, gefolgt von den Rathorfürsten von Marwar. Auch
Mogulherrscher Akbar erkannte den strategischen Wert
Ajmers und erkor die Stadt 1570 zu einer seiner
Residenzen. Schon zuvor hatte er mehrfach Wallfahrten zum
Grab des Muin-ud-Din Chishti unternommen, dem Begründer
des mystischen Chishti-Ordens, dem Kaiser Akbar zeitweise
sehr eng verbunden war.
In den unruhigen Jahrzehnten nach dem Zerfall des
Mogulreichs wechselte Ajmer mehrfach seinen Besitzer, bis
es 1818 durch Vertrag der britischen Kolonialverwaltung
unterstellt wurde. Durch den frühen Kontakt mit dem Islam,
vor allem aber durch die enge Verbindung mit dem Chishti
Orden ist Ajmer bis heute die am stärksten islamisch
geprägte Stadt Rajasthans.
Besichtigung
Ältestes
Bauwerk und für die Entwicklung der indo-islamischen
Architektur eines der wichtigsten Zeugnisse ist die
Arhai-Dinka jhonpra-Moschee südwestlich der Altstadt, die
bereits 1193 auf den Ruinen früherer Heiligtümer entstand,
wobei man großzügig Spolien der Hindubauten verwendete.
Der Name "Hütte der zweieinhalb Tage" geht auf die Legende
zurück, nach der die Moschee mit überirdischer Hilfe in
dieser kurzen Zeit errichtet worden sein soll. Anderen
Quellen zufolge bezieht sich die Bezeichnung jedoch auf
ein zweieinhalb Tage dauerndes Fest im 18. Jh. Der Bau
dürfte in der Tat sehr schnell vorangegangen sein, da man
nämlich die Halle eines Jainheiligtums in die Bausubstanz
mit einbezog. Um 1200 liess ihr Sultan Qutb-ud-Din eine 60
m lange muslimischer Moscheefassade mit sieben Kragbögen
vorsetzen, die heute allerdings weniger beeindruckend als
ihr Vorbild an der Qutb-ul-Islam-Moschee (Delhi), obwohl
sich Kufischriftbänder und Architektur harmonisch
ergänzen. Der zentrale Bogen hat eine Höhe von etwa 18 m
und wird von zwei aufgesetzten Minaretten flankiert, das
vierschiffige Innere von Kuppeln in Kragbauweise
überwölbt.
Unterhalb
der Moschee liegt der als Dargarh bezeichnete Bezirk um
das Grab des 1236 verstorbenen Sufiheiligen Muin-ud-Din
Chishti. Er stammte aus dem persischen Sistan und hatte
seine Kenntnisse über Mzstizismus in Bagdad erhalten, ehe
er sich 1192, kurz nach der Eroberung der Stadt durch
Muhammed von Ghur, in Ajmer niederliess und eines der
wichtigsten Zentern des mezstischen Islam in Indien
gründete. Der Chishti Orden fordert strenge Askese und
Armut und war für seine Einbeziehung von Musik und Poesie
bekannt, insbesondere für die bis heute gepflegten
religiösen Gesänge (Qawali) an den Gräbern von Heiligen.
Man betritt
den mit Schatterbäumen durchsetzten Komplex durch einen
grossen Bogen, nicht ohne in recht aufdringlicher Form um
eine großzügige Spende gebeten zu werden (die in den
vorgezeigten Spendenbüchern als lobenswerte Beispiele
aufgeführten Summen von mehreren hundert Rupien pro
Besucher entsprechen keineswegs der Wahrheit – als
lobenswerte Beispiele aufgeführten Summen von mehreren
hundert Rupien pro Besucher entsprechen keineswegs der
Wahrheit – aus 10 Rupien lassen sich schnell 100 machen!)
In den gewaltigen Eisenkesseln im Hof, Nachbildungen der
von Akbar und Jahangir gestifteten Gefässe, wird vor allem
während des Ursfestes (am Todestag des Sufiheiliges
Chishti) von vermögenden Pilgern gespendeter Reis gekocht
– jeder Kessel reicht für 5000 Mahlzeiten. In Windeseile
werden die Behältnisse von privilegierten Bewohnern des
Dargarh-Distrikts geleert und die Portionen dann als
geheiligte Speise verkauft.
Rechter Hand liegt die bereits von Akbar um 1570 in
Sandstein erbaute Moschee mit deutlich timuridischem
Einschlag, die heute als Koranschule genutzt wird. Der
schlichte, zurückspringende zentrale Bogen ist mit
farbigen Steinbändern eingefaßt, die Ostfassade mit
Marmoreinlegearbeiten nach dem Vorbild der Moschee von
Fatehpur Sikri verziert. Akbars Sohn Jahangir verstärkte
wieder die Bindungen an den Chishti-Orden und weilte
anläßlich seines Feldzugs gegen seinen Erzrivalen Rana
Amer Singh von Mewar sogar drei Jahre in Ajmer.
Sein
wichtigster Beitrag zur Ausgestaltung des Grabkomplexes,
eine aus massivem Gold gefertigte Einfassung des
Heiligengrabes, überdauerte die unruhigen Zeiten des 18.
Jh. allerdings nicht. Obwohl Shah Jahan Ajmer nur dreimal
besuchte, frönte er auch hier seiner Leidenschaft und
liess im Dargarh-Bezirk die marmorne Jami Masjid
errichten, die nach neunjähriger Bauzeit 1637 fertig
gestellt wurde und als Vorbild der wenige Jahre später
entstandenen, leider heute nicht zugänglichen Moti Masjid
im Fort von Agra gilt. Der zweischiffige, 45 m lange und
7,5 m breite Bau, in seiner für diese Epoche typischen
Eleganz nach wie vor die herausragende Architektur im
Grabbereich, wird von zarten Säulen gestützt. Die elf
gleich großen Kielboegen, die an der Ostseite den Zugang
zur Gebetshalle bilden, sind reiner zierat ohne tragende
Funktion. Auf Kuppeln wurde bewußt verzichtet, um das
benachbarte Grab des Heiligen nicht zu
erdrücken. Ungewöhnlich sind auch die apsisartig hinter
einem Bogen in die Wand eingelassenen Gebetsnische und die
lange persische Inschrift zwischen dem Gesims an der
Ostseite. Aus ihr geht hervor, dass Shah Jahan die Moschee
aus Dankbarkeit für den Sieg über den Rana von Mewar
(1615) hat errichten lassen. An die Moschee grenzt das
eigentliche Zentrum des Dargarh, das ebenfalls aus Marmor
gebaute quadratische Mausoleum des Heiligen, gekrönt von
einer Kuppel, die Shah Jahan stiftete. Nebenan haben in
eigenem Hof Bibi Hafiz Jamal, die Tochter des Heiligen,
und Chimni Begam, die Tochter Shah Jahans, ihre letzte
Ruhestätte gefunden. Auch spätere Herrscher, selbst wenn
sie nur als Gast kamen, haben sich im Dargarh als
Bauherren hervorgetan.
|
So liess Ali Jah, der Nawab non Karnataka, 1793 in
Erfüllung eines Gelübdes den kleinen Marmorpavillon
errichten, der sich selbst in Details eng an die Jami
Masjid anlehnt.
Außerhalb der teilweise noch von Mauern umschlossenen
Altstadt kündet Akbars Palast von den vielen Aufenthalten
des Herrschers, der 14 Jahre regelmäßig hierher kam, ehe
er sich mit den Sufis über warf. In dem neunschiffigen von
einer Mauer umschlossenen quadratischen Hallenbau ist
heute das eher unbedeutende Museum untergebracht. Nicht
weit entfernt liegt an der Prithvi Raj Marg der
zweigeschossige Nasizan-Jaintempel (Roter Temple, 1865)
mit einer prunkvoll in Gold, Silber und Edelsteinen
ausgestatteten Halle, in der vergoldete Figuren einen
Einblick in die Glaubenswelt der Jains vermitteln.
|
|
Ajmer-DargahSharif- |
Adhai-Din-ka-Jhonpara |
Am Ufer des
Ana Sagar (Stausee) im Nordosten der Stadt haben sich vier
Marmorpavillons – bekannt als Baradaris – einer von Shah
Jahan errichteten Palastanlage erhalten, die sicherlich
einmal zu den schönsten Bauwerken Ajmers zählten. Wie
viele Zeugnisse jener Glanzzeit zeichnen sie sich durch
hervorragende Handwerkskunst und Stilgefuehl aus. Die für
Fatehpur Sikri und andere Bauten aus der Zeit Akbars und
Jahangirs typischen Sandsteinkonsolen wurden hier
kunstvoll in Marmor nachgebildet.
Vor allem
unter den Moguln wurden aufgrund der engen Bindung an den
Chishti Orden etliche weitere, über das Stadtgebiet
verstreute Bauwerke errichtet, entweder in direktem
Auftrag des Hofs oder durch Privat Initiative
einflußreicher Bürger. Dazu zählen aus der Epoche Shah
Jahans das Grab von Khawaja Hussain (1637) unmittelbar
außerhalb des Dargarh westlich der Jami Masjid, das dem
Mausoleum des Heiligen nachempfunden wurde, sowie die
wenige Jahre später nach dem Vorbild der Jami Masjid
entstandene Mizam Bai Moschee an der Hauptzugangsstrasse
zum Dargarh-Bezirk. Aus der Zeit des Mogulherrschers
Aurangzeb stammt die unmittelbar an der Westseite des
Dargarh gelegene, als Sola Kamba bekannte Grabstätte des
Sheik Ala-al-Din, der im 17. Jh. Hundert des heiligen
Schreins war. Auffallend sind die Zackenbögen und die
doppelt gesetzten Säulen, charakteristische Merkmale der
Epoche Aurangzebs.
Kishangarh
Diese
Kleinstadt wurde berühmt wegen der Malerei und ihrer
Schule. Die Malerei wird auch heute hier noch ausgeübt.
Der Ort liegt 27 km von Ajmer entfernt. |
|
|