Die Bishnoi sind Angehörige einer bestimmten religiöse
Glaubensgemeinschaft die vornehmlich in der Thar Wüste Rajasthans
beheimatet ist. Ihre Geschichte lässt sich bis ins Jahr 1451 zurückverfolgen , in
dem Ihr Guru Jambeshwar das Licht der Welt erblickte. Zur Zeit
erbitterter Kriege zwischen Hindus und muslimischer Eroberer, lebte
der junge Jambeshawar als Sohn eines lokalen Dorfführers ein relativ
ereignisloses Leben. Er führte täglich die Schaf- und Rinderherden
seines Vaters auf die Weide zum Grasen und entwickelte in den
unzähligen Stunden einsamen Wartens eine tiefe Liebe zur Natur und
ihren Tieren. Als das Land 1476 von einer schweren Dürre heimgesucht
wurde, liess er die anderen Dorfbewohner die Blätter von den Bäumen
pflücken um das Vieh damit zu füttern und streubte sich strikt
dagegen es zu schlachten. In ihm erwachte die Vision, dass Mensch
und Natur in Einklang und Harmonie leben müssen um langfristiges
Leben zu ermöglichen. Im Laufe der Zeit entwickelte er eine
entsprechende Lehre, die aus den folgenden 29 ( „Bishnoi“ bedeutet
Neunundzwanzig) ökologischen und spirituellen Geboten besteht.
1. Praktiziere grossmütige und achtungsvolle Beziehung zwischen Frau
und Mann
2. Töte niemals ein Tier, egal wie klein es ist
3. Esse niemals Fleisch
4. Biete
Schafen
und Ziegen einen Unterschlupf , um sie vor Schlachtung zu bewahren
5. Kastriere niemals einen Bullen, da er neues Leben schenkt
6. Sei immer zufrieden
7. Denke, bevor du sprichst
8. Habe Verständnis, zu vergeben
9. Stehle nicht
10. Lüge nicht
11. Kritisiere nicht ohne Grund
12. Entsage Habgier, Egoismus, Zorn und Ärger
13. Vergleiche andere nich mit dir
14. Bete dreimal am Tag
15. Erwecke das Lob Gottes jeden Tag
16. Verwende nur Brennmaterial wie Kokosnuss-Schale, geklärte
Butter, Dung
17. Faste während jeder Mondlosen Nacht
18. Wahre die innere und äußere Reinheit
19. Bade jeden Tag
20. Nehme nur Nahrung zu dir, die von jemandem zubereitet wurde, der
Bishnoi
- Anhänger ist
21. Befreie Milch, Wasser und Tierdung (Brennstoff) dem Gebrauch von
allen lebenden Wesen
22. Habe Mitgefühl mit allem, was lebt
23. Fälle niemals einen Baum, beschneide keinen grünenden Baum
24. Rauche kein Opium
25. Rauche keinen Tabak, gleich welcher Form
26. Trinke keinen Alkohol
27. Keine blauen Kleider tragen
28. Vermeide den Kontakt zu Neugeborenen und ihren Müttern die
ersten 30 Tage nach der Geburt
29. Während der Menstruation dürfen Frauen 5 Tage nicht arbeiten
Seit
nun mehr als 500 Jahren trotzen die Bishnoi unter Befolgung dieser
Regeln , den schwierigen klimatischen Bedingungen der Wüste und
erfreuen sich einer Anhängerschaft von rund 300.000
Gleichgesinnten.
Jede Bishnoi-Siedlung stellt ein ausgeprägtes Ökosystem dar - voller
Vegetation und Tiere. Sogar Schakale, Wölfe und Füchse sind dort
geschützt. Die Bishnoi leben dabei streng
lakto-vegetarisch und vertreiben alle Jäger und Wilderer aus ihren
Gebieten.
Die
meisten von Ihnen sind Bauern , wobei der
Ackerbau in ihrem Falle ein wahrliches Glücksspiel darstellt. Ihre
Felder sind offen und der angerichtete Schaden von Vögeln und
anderen Tieren wird als Bestandteil im Anbausystem hingenommen.
Es wäre dennoch falsch zu glauben, daß die Bishnoi ein rückständiger
Stamm sind und der Umweltschutz nur eine Tradition ihrer Kultur ist.
In der Tat sind sie ein äußerst aufgeklärtes Volk und Viele von
ihnen engagieren sich in der Landes- und Staatspolitik Indiens.
Es ist erwiesen, dass die Wüstenwildnis Rajasthans ohne den Einsatz
der Bishnoi schon längst verschwunden wäre und somit ist ihnen
defacto eine zentrale Rolle im landesweiten Umweltschutz
zuzuschreiben.
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