Ältestes Bauwerk und für die Entwicklung der
indo-islamischen Architektur eines der wichtigsten Zeugnisse
ist die Arhai-Dinka jhonpra-Moschee südwestlich der
Altstadt, die bereits 1193 auf den Ruinen früherer
Heiligtümer entstand, wobei man großzügig Spolien der
Hindubauten verwendete. Der Name "Hütte der zweieinhalb
Tage" geht auf die Legende zurück, nach der die Moschee mit
überirdischer Hilfe in dieser kurzen Zeit errichtet worden
sein soll. Anderen Quellen zufolge bezieht sich die
Bezeichnung jedoch auf ein zweieinhalb Tage dauerndes Fest
im 18. Jh. Der Bau dürfte in der Tat sehr schnell
vorangegangen sein, da man nämlich die Halle eines
Jainheiligtums in die Bausubstanz mit einbezog. Um 1200
ließ ihr Sultan Qutb-ud-Din eine 60 m lange muslimische
Moscheefassade mit sieben Kragenbögen vorsetzen, die heute
allerdings weniger beeindruckend als ihr Vorbild in der Qutb-ul-Islam-Moschee (Delhi)
ist, obwohl sich Kufi-Schriftbänder und Architektur
harmonisch ergänzen. Der zentrale Bogen hat eine Höhe von
etwa 18 m und wird von zwei aufgesetzten Minaretten
flankiert.
Unterhalb der Moschee liegt der als Dargarh bezeichnete
Bezirk, um das Grab des 1236 verstorbenen Sufiheiligen
Muin-ud-Din Chishti herum. Er stammte aus dem persischen Sistan
und hatte seine Kenntnisse über Mzstizismus in Bagdad
erhalten, ehe er sich 1192, kurz nach der Eroberung der
Stadt durch Muhammed von Ghur, in Ajmer niederließ und
eines der wichtigsten Zentren des mezstischen Islam in
Indien gründete. Der Chishti-Orden fordert strenge Askese
und Armut und war für seine Einbeziehung von Musik und
Poesie bekannt, insbesondere für die bis heute gepflegten
religiösen Gesänge (Qawali) an den Gräbern von Heiligen.
Man betritt den mit Schattenbäumen durchsetzten Komplex
durch einen großen Bogen, nicht ohne in recht
aufdringlicher Form um eine großzügige Spende gebeten zu
werden (die in den vorgezeigten Spendenbüchern als
lobenswerte Beispiele aufgeführten Summen von mehreren
hundert Rupien pro Besucher entsprechen keineswegs der
Wahrheit – aus 10 Rupien lassen sich schnell 100
machen!) In den gewaltigen Eisenkesseln im Hof,
Nachbildungen, der von Akbar und Jahangir gestifteten
Gefässe, wird vor allem während des Ursfestes (am Todestag
des Sufiheiliges Chishti) von vermögenden Pilgern
gespendeter Reis gekocht – jeder Kessel reicht für 5000
Mahlzeiten. In Windeseile werden die Behältnisse von
privilegierten Bewohnern des Dargarh-Distrikts geleert und
die Portionen dann als geheiligte Speise verkauft. Rechter
Hand liegt die bereits von Akbar um 1570 in Sandstein
erbaute Moschee mit deutlich timuridischem Einschlag, die
heute als Koranschule genutzt wird. Der schlichte,
zurückspringende zentrale Bogen ist mit farbigen
Steinbändern eingefaßt, die Ostfassade mit
Marmoreinlegearbeiten nach dem Vorbild der Moschee von
Fatehpur Sikri verziert. Akbars Sohn Jahangir verstärkte
wieder die Bindungen an den Chishti-Orden und weilte
anläßlich seines Feldzugs gegen seinen Erzrivalen Rana Amer
Singh von Mewar sogar drei Jahre in Ajmer.
Sein wichtigster Beitrag zur Ausgestaltung des
Grabkomplexes, eine aus massivem Gold gefertigte Einfassung
des heiligen Grabes, überdauerte die unruhigen Zeiten des 18.
Jh. allerdings nicht. Obwohl Shah Jahan Ajmer nur dreimal
besuchte, frönte er auch hier seiner Leidenschaft und ließ
im Dargarh-Bezirk die marmorne Jami Masjid errichten, die
nach neunjähriger Bauzeit 1637 fertig gestellt wurde und als
Vorbild der wenige Jahre später entstandenen, leider heute
nicht zugänglichen Moti Masjid im Fort von Agra gilt. Der
zweischiffige, 45 m lange und 7,5 m breite Bau, in seiner
für diese Epoche typischen Eleganz nach wie vor die
herausragende Architektur im Grabbereich, wird von zarten
Säulen gestützt. Die elf gleich großen Kielbögen, die an
der Ostseite den Zugang zur Gebetshalle bilden, sind reiner
Zierat ohne tragende Funktion. Auf Kuppeln wurde bewußt
verzichtet, um das benachbarte Grab des Heiligen nicht zu
erdrücken. Ungewöhnlich sind auch die apsisartig hinter
einem Bogen in die Wand eingelassenen Gebetsnischen und die
lange persische Inschrift zwischen dem Gesims an der
Ostseite. Aus ihr geht hervor, dass Shah Jahan die Moschee
aus Dankbarkeit für den Sieg über den Rana von Mewar (1615)
hat errichten lassen. An die Moschee grenzt das eigentliche
Zentrum des Dargarh, das ebenfalls aus Marmor gebaute
quadratische Mausoleum des Heiligen, gekrönt von einer
Kuppel, die Shah Jahan stiftete. Nebenan haben im eigenen
Hof Bibi Hafiz Jamal, die Tochter des Heiligen und Chimni
Begam, die Tochter Shah Jahans, ihre letzte Ruhestätte
gefunden. Auch spätere Herrscher, selbst wenn sie nur als
Gast kamen, haben sich im Dargarh als Bauherren hervorgetan.
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