Itamdu Ud Daula - Agra (Indien)

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Das Grab des Itimad-ud-Daula

Das kleine Grabmal am gegenueberliegenden Ufer der Yamuna wurde auf Veranlassung von Nur Jahan (Licht der Welt), der einflussreichen und machtbewussten Gemahlin Jahangirs, für ihre 1621 verstorbenen Eltern erbaut. Benannt ist das Mausoleum nach ihrem Vater Ghiyas Begh, der vom mittellosen, aus Persien geflohenen Edelmann zum Premierminister aufgestiegen war und sich den Ehrentitel Itimad-ud-Daula (Säule des Staates) verdient hatte. Man betritt den viergeteilten, 165 m2 messenden Garten (Charbagh), der schon von Itimad-ud-Daula angelegt worden war, durch einen mehrstöckigen Torbau von Osten her.

 
 

Der Sandsteinbau besticht durch seine Marmoreinlegearbeiten, wobei neben stilisierten Blumen bauschige Weinkrüge besonders ins Auge fallen, ein Motiv, das in der persischen Dichtkunst als Symbol des Paradieses und des Göttlichen galt und wohl auf die Herkunft des Premierministers zurückzuführen ist. Im Gegensatz zum Taj Mahal blickt das Mausoleum nicht auf die Yamuna, sondern liegt, wie bei den Grabstätten der Moguln üblich, im Zentrum des Gartens. Der einstöckige, quadratische Bau von 50 m Seitenlänge mit aufgesetztem Pavillon erhebt sich auf einer niedrigen Sandsteinplattform. Auffallend sind die hervorspringenden, gedrungenen Ecktürme mit indischen Kuppeln und der umlaufende Dachsims, das auch die Türme mit einschließt. An jeder Seite befindet sich ein zentraler Zugang, flankiert von Gitternischen, durch die Licht in die Innenräume dringt.
Von seinen Proportionen her mag der Bau vielleicht nicht ganz zu überzeugen, dafür aber um so mehr durch seine an Juwelirarbeiten erinnernde Ausschmückung der Wandflächen mit feinsten Einlegearbeiten aus Edelsteinen. Als Muster erscheinen neben abstrakten geometrischen Formen auch hier immer wieder Vasen mit und ohne Blumen, Zypressen und Weinkrüge. Es ist nicht klar, ob diese als Pietra-dura-Technik bezeichnete Kunst im 17. Jh. aus Europa übernommen wurde oder eine eigenständige Entwicklung darstellt. Einfache Einlegearbeiten waren schon in der europäischen Antike ein gängiges Dekorationsmittel, das später mit dem Islam aus dem Mittelmeerraum über Persien nach Indien gelangte. Da aber die Kontakte zu Europa auch auf künstlerischem Gebiet während der Mogulepoche recht eng waren – erinnert sei an die Baluster im Fort von Agra oder die italienischen Einlegearbeiten am Diwan-i-Am in Delhi – ist ein direkter Import ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. Dies schmälert aber in keiner Weise die Meisterschaft der indischen Künstler, die diese Technik erstmals großflächig anwandten und ihre am Mausoleum des Itimad-ud-Daula gewonnenen Erfahrungen später am Taj Mahal bis zur Vollkommenheit verfeinerten.
Der zentrale Raum mit den beiden Gräbern ist quadratisch und wird von acht Kammern umschlossen, vier quadratischen in den Ecken des Gebäudes und vier rechteckigen durch die der Zugang zur Grabkammer erfolgt. Bezeichnenderweise nimmt auch hier, wie im Taj Mahal, das Grab der Frau die zentrale Position ein. Die Innenräume sind ebenfalls mit Vasenmotiven ausgemalt, und die Decke ist mit Rippenzwickeln verziert, die hier allerdings nur eine dekorative Funktion haben. Ein Kleinod ist der über der zentralen Kammer liegende Pavillon mit seinem kunstvoll durchbrochenen Gitterwerk, das dem des Grabes des Heiligen Selim Chishti in Fatehpur Sikri nachempfunden ist und aus Variationen des Achtecks besteht. Der Raum, dessen Marmorfussboden einem Teppich gleich mit Einlegearbeiten aus gelben und braunen Edelsteinen geschmückt wurde, birgt im Zentrum die Kenotaphe der Verstorbenen.
Am Ufer der Yamuna schliesst der westliche Torbau den Komplex ab. Er wurde als eine Art Vergnügungspavillon konzipiert, in dem die Familie nach der Anreise mit dem Boot den Blick auf den Fluss genoss.

 
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