Mit
einer Gesamtanbaufläche von 20 Millionen Hektar, ist die
Landwirtschaft ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor in Rajasthan.
Fast unvorstellbar scheint dabei die Tatsache, dass nur etwa 20% der
Anbauflächen wirklich bewässert werden. Da in Rajasthan (abgesehen
von der Monsunzeit) kaum Niederschlag fällt, müssen die Landwirte
auf andere Bewässerungsquellen zurück greifen. Die gängigsten
Methoden sind Brunnen und Zisternen. Darüber hinaus erhält die
Provinz ihr Wasser aus den Flüssen und Kanälen von Punjab, Haryana
und Uttar Pradesh
Im
wesentlichen gibt es zwei Anbauperioden – die Rabi und die Kharif
Saison. In der Rabi Saison wird im Oktober und November gesät und im
März und April geerntet. Die häufigsten Pflanzkulturen sind Weizen,
Gerste, Hülsenfrüchte und Ölsaaten wie Raps und Senf. Während der
Karif Saison wird im Juni und Juli gesät und im September und
Oktober geerntet. Zu den wichtigsten Erträgen gehören
Hülsenfrüchte, Mais und Erdnüsse.
In
den Gebieten mit ausreichender Wasserversorgung werden außerdem
ertragreiche Reissorten angebaut. Baumwolle, die in der Tat zu den
großen Einnahmequellen Rajasthans zählt, findet man sowohl im Norden
als auch im Süden. Die wesentlichen Obstsorten sind Orange, Zitrone, Granatapfell, Guave und Mango.
Probleme der
Landwirtschaft in Westrajasthan
Zu hoher Salzgehalt des Bodens und wandernde Sanddünen sind die
Hauptursachen für die Unfrucht barkeit von etwa einem Viertel der
Gesamtfläche Westrajasthans. In den übrigen Gebieten sind Brunnen,
die meist mit aufwendigen Mitteln in harten Fels getrieben werden
müssen, nur vereinzelt vorhanden. Das Wasser, das sie liefern,
reicht gerade zur Deckung des Trinkwas- serbedarfs. Da in
regelmäßigen Abständen mit Dürrezeiten zu rechnen ist, führen noch
heute viele Menschen im Westen Rajasthans ein halbnomadisches Leben.
In regen reicheren Jahren können sie Hirse anbauen, die jedoch viel
Arbeit erfordert, da ausreichende Erträge nur auf weiten Flächen zu
erzielen sind. So ist unter den genannten Umständen die Viehzucht
für den Lebensunterhalt unerläßlich.
Um das Regenwasser besser für die Landwirtschaft nutzen zu können,
müssen Deiche errichtet werden, die ein zu schnelles Abfließen des
Wassers verhindern. Gleichzeitig muß das in den Wadis angeschwemmte
Erdreich gehalten und bepflanzt werden, um der Erosion
entgegenzuwirken. Der Bau weiterer Brunnen würde bewässerten
Gartenbau ermöglichen. Zudem könnten Pflanzen wie Tomaten und
Melonen verstärkt allein mit Tau gezogen werden.
In Jodhpur beschäftigt sich das Central Arid Zone Research Institute
mit Technologien, die Möglichkeiten der Trockenzone besser
auszuschöpfen. Ihre Aufgaben liegen vor allem darin, Sanddünen zu
stabilisieren, Schutzgürtel zu pflanzen, Schädlinge wie Ratten und
Heuschrecken zu bekämpfen, ertragreichere Getreidesorten zu
entwickeln und einzuführen, sowie die in alten Traditionen
verhafteten Bauern in neuen Anbaumethoden zu schulen. Von den
Bemühungen kann man sich vielerorts in Rajasthan überzeugen.
Viele Bauern Westrajasthans setzen ihre Hoffnungen in das Rajasthan
Canal Project (Indira Gandhi Kanal). Schon seit langem verzeichnen
Karten den Verlauf des Hauptkanals, der am Harike Staudamm im Punjab
das Wasser des Beas entnimmt und eines Tages bis Ramgarh im Distrikt
Jaisalmer führen soll. Mit seinen Nebenarmen wird er 1,5 Mio. ha
Land bewässern und außerdem Hydroelektrizität erzeugen. Ziel des
Unternehmens das von der Weltbank mitfinanziert wird, ist es, die
nötigen Bedingungen für den Anbau von Weizen und Verkaufsfrüchten
sowie für eine zweite Jahresernte zu schaffen. Neugewonnenenes
Ackerland soll den Landlosen zugewiesen werden, deren neue Heimat
die entlang den Nebenarmen des Kanals entstehenden Kolonien werden.
Die Fertigstellung des Kanals, mit dessen Bau man 1958 begonnen hat,
war für 1975 angesetzt, doch ist bis heute erst knapp über die
Hälfte realisiert. Hier kann man nur von einer Fehleinschätzung der
Planer gelassen haben, was in Indien nahezu kalkulierbar gegen das
Voranschreiten solcher Unternehmen steht: klimatische Gegebenheiten,
Bürokratenkriege, chronischer Geldmangel, Versorgungs- und
Energieschwiergkeiten, Einsatz veralteter Mittel und schließlich die
regelmäßig zur Erntezeit fälligen Pausen für die Arbeiter. Auch nach
Fertigstellung wird der Betrieb des Kanals nicht so reibungslos
ablaufen, wie es die Planer gerne hinstellen. Die größte Gefahr, die
dem durch Kanäle bewässerten Ackerland droht, ist das
Unfruchtbarwerden durch Versalzen, wenn nicht für ein genau
dosiertes Abfließen des Wassers gesorgt wird. Schon haute verliert
man auf diese Art Jahr für Jahr neugewonnenes Ackerland. |