Wenn
man den Ausführungen bekannter Kunstkritiker wie Anand Coomaraswamy
und Percy Brown Glauben schenken darf, ist Rajasthans Beitrag auf
dem Gebiet der Malerei als signifikant zu bezeichnen.
Die
frühsten Zeugnisse der indischen Malkunst finden sich in den Höhlen
des Chambal Valley sowie den Ruinen von Kalibanga und Ahad. Dazu
gehören die Verzierungen auf Töpfen , Geschirr und Siegeln.
Komplette Bilder und Gemälde sind leider nicht mehr darauf zu
erkennen, da diese Form der Ornamentik natürlich mit der Zeit
verblaßt.
Im
Laufe der Zeit haben sich unter der Schirmherrschaft der ehemaligen
Fürstenhäuser Rajasthans verschiedene Malstile entwickelt, die man
immer noch in den zahlreichen Palästen und Herrenhäusern bestaunen
kann.
Hervorzuheben sind dabei insbesondere die Stile, die sich in
Jodhpur, Bikaner, Alwar, Jaipur, Kishangarh, Mewar und Bundi
ausprägten. Im wesentlichen werden Sie durch die Farbgebung, die
Verwendung von Rahmen und Umrandungen, die Darstellungsweise von
Vögeln und anderen Tieren, bestimmte menschlichen Formen und Details
(v.a. die Augenform) sowie die Wahl der Ornamente unterschieden.
Von
ästhetisch – künstlerischen Gesichtspunkten mal abgesehen, gelten
die Werke als wichtige Zeitdokumente , die Aufschluss über das
Leben vergangener Jahrhunderte geben.
Vor
allem die Miniaturmalereien aus den
Malwerkstätten der Herrscherhäuser versetzen den Betrachter an
mittelalterliche Höfe, erzählen von Kämpfen und Jagden, geben
Einblick in die Mythologie und die Götterwelt. Klein-und
Kleinstbilder, deren feiner Pinselstrich oft erst mit einer Lupe
sichtbar wird, enthüllen Details des jeweiligen Zeitgeschmacks. Der
Betrachter bekommt eine Vorstellung der Kleider –und Schmuckwahl der
einstigen Hofdamen und erfährt etwas über die einst prunkvolle
Ausstattung der mittlerweile längst verlassenen Paläste und Burgen.
Natürlich bedarf es an mancher Stelle auch ein paar
interpretatorischer Fähigkeiten um die Malerein zu entschlüsseln. So
stehen z.B. dicke Regenwolken, zitternde Blitze, ein aus dem dichten
Gestrüpp auftauchender balzender Pfau nicht etwa für ein Gewitter im
Palastgarten, sondern für die Spannung einer Liebesszene. Blitz und
Donner verbreiten nicht nur Angst und Furcht, sondern stehen im
indischen Raum eben auch für den Monsun, der Fruchtbarkeit bringt,
Mensch und Natur aufatmen und neuen Lebensmut aufkommen lässt.
Bezeichnend für die Malereien Rajasthans sind natürlich auch die
vielen religiösen Motive, die sich nicht nur in Tempeln sondern z.B.
auch in Form von großflächigen Wandgemälde in Kulthöhlen finden
lassen. Selbst zeitgenössische Maler greifen noch häufig religiöse
Themen auf, bedienen sich dabei aber mittlerweile verstärkt
westlicher Maltechniken. Dabei ist auch die abstrakte Malerei ist
in Rajasthan keine bloße Erscheinung der Moderne, sondern blickt auf
uralte Traditionen zurück. Die sogenannte Tantra-Kunst setzt
religionsphilosophische Begriffe und Vorstellungen (wie Kosmos oder
Schöpfungsprozess) schon vor Jahrtausenden in Bilder um.
Während der Herrschaft der Mogulkaiser drang überdies ein
persischer Einfluss in die Ateliers, der unter anderem die
Kalligraphie mit sich brachte. So finden sich vieler Orts kunstvolle
Schriftzeichen, die das Hauptmotiv umrahmen und poetisch
beschreiben.
Interessant sind auch die sogenannten Ragmala Bilder. Diese
Miniaturen verbildlichen Themen aus der Musik und schaffen somit
eine bis dato völlig neuartige Verschmelzung der beiden Künste. |