Humayun Grabmal - Delhi (Indien)

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Das Grab des Humayun

Der südlich von Purana Qila liegende Komplex, in dem der zweite Mogulherrscher Humayun (1508-1556) seine letzte Ruhe fand, ist in vielerlei Hinsicht richtungsweisend für die Architektur der Moguln, vereinen sich hier doch erstmals gestaltete Gartenanlage und Mausoleum . Vor allem aber in der Architektur wurden neue Wege beschritten. Aus seinem persischen Exil führte der Herrscher nicht nur ein stattliches Heer nach Delhi, sondern auch Künstler und Gelehrte, die entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung des Baustils nahmen. Statt der bis dahin noch üblichen hinduistischen Elemente wie Pfeiler, Archivare und Konsole hielt der selbsttragende Bogen Einzug in die Indo-islamische Baukunst. In mannigfacher Weise tritt er am Grabmal in Erscheinung,

 
 

vom hohen Portalbogen bis zur rein dekorativen Blendnische. Erst neun Jahre nach dem Tode des Herrschers (1556) betraute seine Witwe haji Begum den persischen Architekten Mirak Mirza Ghiyas mit dem Bau des Grabgeleges. Das Mausoleum ist eingebettet in einen quadratischen, von Wegen und Bewässerungsgraben durchzogenen Mogulgarten, dem ersten auf indischem Boden. Eine oktogonale, auf einer Plattform ruhende Basis bildet das untere Stockwerk, auf dem zurückgesetzt das stärker gegliederte Obergeschoss ruht. Wie Bastionen springen die vier abgeschrägten Eckbauten hervor. Sie werden zusammengehalten durch zurückbringende Portalnischen, von denen die nördliche den Zugang zur zentralen Grabkammer ermöglicht, die sich zwischen den Eckbauten gewissermaßen versteckt.

Erstaunlicherweise gibt es für eine derartige Gruppierung von Räumen in der islamischen Baukunst kein Vorbild, gleichwohl aber in der Fünferanordnung von Hauptschrein und Nebentempeln in der indischen Tempelarchitektur. Über dem Zentrum wölbt sich eine doppelschalige Kuppel als verbindendes Element zwischen den überbetonten Eckbauten und der mittleren Kammer. Die Äußere, auf hohem Tambour sitzende Schale dient der optischen Harmonisierung des Bauwerks nach aussen hin, die innere der ausgewogenen Raumgestaltung der Grabkammer. Persischen Ursprungs ist die Auflösung der Wände in dekorativ gestaltete Flächen, wobei hier jedoch statt der dort verwendeten üblichen farbigen Kacheln Sandstein und Marmor Verwendung fanden. Im Gegensatz zu den Moscheen und Mausoleen in Afghanistan und Persien besteht der Baukörper jedoch nicht aus gebrannten Ziegeln, sondern zurechtgehauenen, mit Klammern zusammengefügten Sandsteinquadern. Hinduistisches Element sind auch die Chatris an den markanten Ecken des Obergeschosses. Sowohl hinsichtlich des Grundrisses als auch wegen der Doppelkuppel gilt das Grabmal des Humayun als ein wichtiger Wegbereiter für den Taj Mahal in Agra.

Beim Verlassen des Geländes kann man links einen Blick auf das Grab von Isa Khan (1547) werfen, ein im Lodistil gehaltenes Mausoleum. Nur wenige Meter vom Parkplatz enternt erhebt sich auf einem Verkehrskreisel ein weiteres Mausoleum, das Sabz Burj (Grüne Kuppel). Der achteckige Bau aus der Frühzeit der Mogulepoche – es fehlen noch die Chattris – hat zurueckgesetzte hohe Portalnischen und eine Doppelschalenkuppel, die teilweise noch mit farbig glasierten Kacheln verkleidet ist.

 
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