Agra
Taj Mahal oder Tadsch Mahal in Agra
Das rote Fort von Agra
Besichtigen Sie die historischen Städte wie Fathepur Sikri in der Nähe von Agra

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Agra: Taj Mahal (Das berühmteste Grabmal der Welt)
& Jami Masjid (Das Rote Fort)

Geschichte Agras
An einer Schleife des Flusses Yamuna, etwa 200km südöstlich von Delhi gelegen, findet man Agra. Es rückte erst recht spät in das Licht der Geschichte. Im Jahre 1501 eroberte Sikander Lodi (1489-1517) die Stadt, um einen abtrünnigen Stadthalter in die Schranken zu weisen, wobei er das in der Nähe gelegene Sikandra als Residenz wählte. Babur (1526-1530), der erste Mogul, soll gegenüber dem Taj Mahal einem Gartenpalast besessen haben und gilt auch als Initiator des noch bestehenden Gartens Ram Bagh am Ostufer der Yamuna. Die Inschrift einer in der Nähe gelegenen Moschee weist seinen Sohn Humayun als Bauherrn aus. Akbar (1556-1605), der in Fatehpur Sikri residierte, hinterließ einige Spuren, sein Sohn Jahangir kehrte Agra sogar den Rücken zu und bevorzugte ab 1616 Kaschmir. 

Dass Agra zum Juwel indischer Kunst wurde, ist Shah Jahan (1628-1658) zu verdanken. Obwohl er nur von 1632-1637 hier wirkte, hinterließ er Bauten, die zur bedeutendsten Architektur der Welt zählen. Ab 1637 orientierte er sich nach Delhi, um hier mit Shahjahanabad eine neue Metropole aus dem Boden zu stampfen. Vor der Verlegung der Hauptstadt wurde er jedoch von seinem Sohn Aurangzeb (1669-1707) entmachtet und im Roten Fort von Agra bis zu seinem Tod im Jahr 1666 gefangen gehalten. Aurangzeb vollzog den Umzug nach Delhi und beschied Agra damit unruhige und blutige Jahre, gekennzeichnet von Machtkämpfen lokaler Fürstentümer. Im Jahre 1803 übernahmen die Engländer Agra und bauten die Stadt zum Verwaltungszentrum für die Nordwestprovinzen aus. Das Viertel Cantonment (Militärlager) erinnert noch an jene Zeit. 

Taj Mahal
Wohl kaum ein Bauwerk ist derart häufig abgebildet worden, wie dieses großartige Mausoleum am Ufer der Yamuna, das schon Zeitgenossen als Verkörperung überirdischer Schönheit feierten. Der Prunk aller Zeiten, die Meisterwerke des Mani in Arzang und alle Malereien in den Galerien Chinas und Europas sind neben solcher Schönheit wie Wasser, geschmacklos und nicht wirklich existent, heißt es in einer zeitgenössichen Beschreibung, und um 1859 ließ sich der Amerikaner Bayard Taylor zu den überschwenglichen Worten hinreißen: Von höchster Schönheit und absoluter Vollendung, kann er als das Werk eines Genies gelten, das nichts von den Mühsalen und Schwächen der Menschengeschlechts wusste. Es gibt allerdings auch Kritiker, die dem Denkmal einer großen Liebe nüchterner gegenüberstehen, ihm wegen seiner reichen Verzierungen einen Hauch von Dekadenz bescheinigen. 

Dennoch wird sich wohl niemand, der durch den dunklen Torbau in den Garten tritt, dem Zauber ganz entziehen können, der wie eine Aura das schneeweiße Mausoleum umfängt. Der heute geläufige Name, Taj Mahal, wurde wahrscheinlich erst von Europäern geprägt, die offensichtlich eine im Volk übliche Bezeichnung übernommen haben, abgeleitet aus dem Titel der hier begrabenen Mumtaz Mahal (Auserwählte des Palastes). In den zeitgenössischen Schriften der Mogule wird das Mausoleum einfach Rauza-i-Munavara (beleuchtetes Grab) genannt. Veranlasst wurde der Bau durch den plötzlichen Tod der Lieblingsfrau des Mogulherrschers, die als seine Vertraute auch großen Einfluss auf die Politik genommen hatte. Ihr eigentlicher Name war Arjumand Bano, in die Geschichte eingegangen ist sie jedoch unter ihrem Ehrentitel. Sie war Enkelin des Itimad-ud-Daula und Tochter von Asaf Khan, eines Bruders der Kaiserin Nur Jahan, der Gemahlin von Jahangir. Im Jahre 1631, als sie Shah Jahan auf einem Feldzug begleitete, starb sie in Burhanpur an den Folgen der Geburt ihres 14. Kindes! Sechs Monate bewahrte man ihre sterblichen Überreste in einem Garten am Ufer des Tapti auf, ehe sie nach Agra überführt und vorübergehend auf dem Gelände des heutigen Taj Mahal beigesetzt wurden. Das südlich der Mogulresidenz liegende Grundstück erwarb Shah Jahan nach zähem Handeln vom Raja Man Singh – erst zwei Jahre nach Baubeginn konnte man sich über den Preis einigen. Trotz ihrer Machtfülle war es den Mogulherrschern nämlich nicht möglich, Land für eigene Bauvorhaben ohne weiteres zu enteignen. 

Der Tod von Mumtaz Mahal leitete einen tiefgreifenden Wandel im Leben des Herrschers ein. Feldzüge überließ er nunmehr seinen Söhnen, unter denen sich Aurangzeb besonders hervortat, während er sich selbst seiner großen Leidenschaft, der Architektur, zuwandte. Bereits als Jugendlicher hatte er im Auftrag seines Vaters die Shalimargärten in Kashmir geplant. Somit verwundert es nicht, dass er umgehend das Mausoleum für seine Frau in Auftrag gab. Schon 1632 begann der Bau, 1636 war das Grab fertiggestellt, aber erst 1643 wurde die prunkvolle Gedenkfeier abgehalten, und nochmals fünf Jahre dauerte es, bis der Komplex in vollem Glanz erstrahlte. 

Über die Urheberschaft des Taj Mahal ist viel spekuliert worden. Wer mochte nicht den Ruhm für sich in Anspruch nehmen wollen, als Schöpfer dieses Meisterwerks in die Geschichte einzugehen? Wer tatsächlich für die Bauplanung verantwortlich zeichnete, ist bis heute nicht geklärt. Sehr wahrscheinlich war Ustad Ahmad, der spätere Architekt von Shahjahanabad, auch einer der Väter des Taj. Gewiss ist es nicht, aber es handelt sich um die perfektionierte Synthese unterschiedlicher Stilrichtungen und Entwicklungsstufen, die ihre Wurzeln in der persischen Bautraditionen haben und schon unter Humayun nach Indien kamen. Dazu zählen der Garten, die Bögen und die Doppel-Kuppeln. 

Das Taj Mahal liegt am Ufer der Yamuna in einem Komplex von etwa 600 m mal 300 m, dessen einzelne Elemente sorgfältig aufeinander abgestimmt sind. So wurde das Mausoleum nicht, wie sonst vielfach üblich, ins Zentrum des Gartens gesetzt, sondern als Abschluss der von Nord nach Süd ausgerichteten Gesamtanlage gebaut, wodurch sich die Konzentration auf eine Blickrichtung ergab. Denn Shah Jahan wollte weit mehr schaffen als nur ein Grabmal für seine geliebte Frau. Nicht zuletzt etliche Koraninschriften machen deutlich, dass der Taj ein Stück Paradies auf Erden verkörpern sollte. 

 

Unmittelbar am Ufer des Yamuna wurde mit großem Aufwand über die gesamte Breite ein Fundament gelegt, auf dem das Grabmal und die beiden Seitengebäude ihren Platz fanden. Zum einen wollte man damit eine große ebene Fläche schaffen, zum andern der Unterspülung begegnen, einer Gefahr, die durch die Wahl des Prallhangs als Standort besonders groß war. Unterhalb der Hochwasserlinie wurde die Baugrube mit Bruchsteinen aufgeschüttet, oberhalb mit Zielsteinen gemauert. Zudem ist das Fundament von zahlreichen Gewölben durchzogen, die bisher nicht alle erforscht sind und vielleicht sogar noch das eine oder andere Geheimnis bergen.

Der Zugang erfolgt über einen allseits von Sandsteinmauern umschlossenen Vorhof, der von Osten, Westen und Süden her betretbar war. In die eigentliche Anlage gelangt man durch einen gewaltigen, etwa 30 m hohen Sandsteintorbau mit tief zurückspringendem Eingang im Zentralbogen und aufgesetzten marmornen Chattris, der schon für sich allein ein Kleinod der Mogularchitektur darstellt. Er besticht sowohl durch seine ausgewogenen Proportionen als auch durch die meisterhafte Kombination von Sandstein und Marmor und setzt damit die Tradition monumentaler Torbauten fort, die uns am Dili Dawarza im Fort von Agra oder am Baland Dawarza in Fatehpur Sikri begengen. Als Rahmen legt sich um den zentralen Bogen ein Kufiband mit schwarz eingelassener Schrift. Vier Koransprüche sind hier verewigt, darunter die letzten Verse aus der Sure der Morgendämmerung (Nr. 89): Schließ dich dem Kreis meiner Diener an und gehe in mein Paradies ein. Einen ganz ähnlichen Vers, allerdings aus einem persischen Gedicht, findet man am Mausoleum von Akbar in Sikandra (s. u.), dessen Schriftbänder, wie die des Taj, von Amanat Khan gestaltet wurden. Der Bezug zum Paradies wird erneut im Garten deutlich. Denn als einen Garten beschreibt schon der Koran das Paradies, eine angesichts der wüstenhaften Region, in der sich der Islam entfaltete, leicht nachvollziehbare Vorstellung.
 

Taj-Mahal-in-der-Sonne

Taj-Mahal-mit-Schatten

Taj-Mahal-in-der-Sonne

Taj-Mahal-in-Schatten

Das-Eingangsgebaeude-zum-Areal-des-Taj-Mahal

das-Taj-Mahl-im-Morgendaemmerung

Das-Eingangstor zum Taj-Mahal

Taj Mahal morgen früh beim Sonnenaufgang

Der Garten besteht aus vier großen, durch gemauerte Kanäle gegliederte quadratische Rasenflächen, die durch Wage wiederum vierfach unterteilt sind, ein Gestaltungsprinzip das als Charbagh (char = vier, bagh – Garten) bekannt ist und bereits im fast identischen Shalimar Bagh in Lahore Anwendung fand. Dort allerdings besteht der Garten aus zwei charbaghs, die durch einen Gebäudekomplex getrennt werden. So ist durchaus denkbar, dass der Taj Mahal nur die eine Hälfte einer kühnen Gesamtplanung darstellt. Möglicherweise wollte Shah Jahan auf dem gegenüberliegenden Ufer ein für ihn selbst bestimmtes Mausoleum in schwarzen Marmor errichten und beide Grabstätten durch eine Brücke miteinander verbinden. 
 
 Das einen quadratischen Grundriss mit angeschrägten Ecken aufweisende, überwiegend aus Marmor bestehende Hauptgebäude von 57 m Seitenlänge und gleicher Höhe liegt auf einer 7,30 m hohen Plattform, die mit Blendnischen verziert ist und an den vier Ecken von Minaretten begrenzt wird, eine Anordnung, zu der das wenige Jahre vor dem Taj fertiggestellte Grab Shah Jahangirs in Lahore das Vorbild lieferte. 
 
 Marmor wurde sicherlich nicht nur gewählt, um den Betrachter mit dem teuren Baumaterial zu beeindrucken, sondern mehr noch, um mit dem Licht zu spielen, es als dekoratives Element einzusetzen, es zu verstärken und damit einmal mehr den Bezug zum Göttlichen herzustellen. Denn wie in fast allen Religionen kommt dem Licht auch im Islam eine zentrale Rolle zu. Gott ist das Licht von Himmel und Erde heißt es z B. In Sure 24/35, und viele weitere Beispiele für die dem Licht innewohnende göttliche Kraft ließen sich finden. Und in der Tat vermag das Spiel des Sonnenlichts auf den Marmorflächen bis in unsere Tage selbst den nüchternsten Betrachter zu bezaubern. 
 
 Das Mausoleum ist jedoch nicht aus solidem Marmor gebaut. Der Korpus aller Gebäude besteht aus gebrannten Ziegeln, die Fundamente aus Bruchstein. Der Rohbau des Taj wurde dann unter Zuhilfenahme von Eisenstiften mit Marmorplatten verkleidet, eine Technik, die im Laufe der Jahrhunderte leider zu Folgeschäden durch Rost und Rissbildung führte. Wie beim Torbau gliedert sich die Fassade des Mausoleums in eine nur leicht vorspringende Front mit dem Zentralbogen und eine jeweils links und rechts anschließende, etwa halb so breite, zweistöckig ausgeführte Fläche mit Portalnischen. Beachtung verdient hier die gelungene Überführung von einer rechteckigen Basis in den kegelförmigen oberen Abschluss durch ein asymmetrisches Netz von Rippenzwickeln. 

Akzentuiert wird die Vertikale durch schmale, die Frontalflächen abschließende dekorative Wandpfeiler, die als Fialen mit kelchförmigen Abschlüssen über die Oberkante fortgeführt werden. Sie sind mit einem Zickzack-Muster aus schwarzem und gelbem Marmor verziert, das sich in den Fassadenkassetten wiederholt. Außer den Kassetten werden auch Ziernischen – vor allem innerhalb der Torbögen und Portalnischen – zur Auflockerung der Wandflächen verwendet. 
 
 Die Zwickel zwischen den Bögen und der rechteckigen Einfassung sind reich mit Einlegearbeiten dekoriert, wobei florale Motive, die an allen Bauwerken immer wieder anzutreffen sind und wohl in Beziehung zur Gartenanlage gebracht werden können, vorherrschen. Die Blumenarabesken bestehen aus Edelsteinen, insbesondere aus Achat, Jaspis, Karneol, Lapislazuli, aber auch Koralle und Perlmutt fanden Verwendung. Da es sich um ein Mausoleum handelt, sind die Ecktürme beim Taj nur schmückendes Beiwerk, vor allem dazu bestimmt, die starke Ueberhöhung des Zentralbaus – mit 57 m bis zum Scheitel der Kuppel ist er ebenso hoch wie breit – optisch zu mildern. Auffallend ist der hohe kreiszylindrische Tambour, ohne den die Kuppel hinter der überhöhten Zentralfassade und zwischen den eng zusammenstehenden Dachpavillons nicht richtig zur Geltung kommen würde. 
 
Die Kuppel selbst hat eine recht ausgeprägte Zwiebelform, die eine besondere Herausforderung an die Baumeister darstellte, denn nur durch Zugstangen gelang es ihnen, den Horizontalschub aufzufangen. Die den Holzbauten entlehnte, aus Zentralasien stammende Form wurde bereits 1405 im Grabmal des Timur in Samarkand in Stein umgesetzt, später dann im Mausoleum des Humayun in Delhi übernommen, wobei dort die Wölbung noch weniger ausgeprägt war. Aber noch eine weitere Verwandtschaft lässt sich zwischen diesen Bauwerken und dem Taj feststellen: Die Kuppeln sind Schein – oder Doppelkuppeln. Der ungenutzte und unsichtbare Raum zwischen dem Deckenabschluss und der Spitze der Kuppel ist Beim Taj Mahal wesentlich großer als der zentrale Innenraum des Mausoleums, wodurch die funktionale Relation zwischen dem Inneren und dem Äußeren verlorengegangen ist. Unter dem Einfluss der betont atektonischen Baukunst der Hindus wurden auch die islamischen Bauten Indiens zu monumentalen Skulpturen, folgert der Architekt Andres Volwahsen mit Blick auf das Ausmaß der ebenfalls durch den Innenraum nicht zu rechtfertigenden Tempeltürme hinduistischer Sakralbauten. Die Seitenflügel werden durch vier Pavillons gekrönt, die einen originär indischen Beitrag zu diesem sonst persischen Traditionen verpflichteten Bauwerk liefern. 
 
Die vier Eckminarette strecken den an sich kompakten Bau und sind in ihrer Gliederung genau auf die Hauptfassade abgestimmt. So korrespondieren die von Konsolen getragenen Galerien mit den entsprechenden Gesimsen des Mausoleums und die Pavillons an der Spitze mit jenen des Hauptbaus. Das Innere besteht aus einer zentralen, oktogonalen Kammer und vier in den Seitenflügeln liegenden kleineren Räumen. Das Achteck wurde ganz bewusst gewählt, symbolisiert die Zahl doch die acht Stufen des Paradieses. 
 
 In der Mitte des Hauptraums stehen, von einem ebenfalls achteckigen, durchbrochenen Marmorgitter umschlossen, die beiden Kenotaphe des Herrscherpaars, wobei das von Mumtaz Mahal das Zentrum einnimmt. Dies könnte als Beweis dafür gesehen werden, dass Shah Jahan das Mausoleum nicht für sich selbst geplant hatte und tatsächlich seine eigene Grabstätte am gegenüberliegenden Ufer bauen wollte. Andererseits jedoch findet man dieselbe Anordnung im Mausoleum des Itimad-ud-Daula, wo das Kenotaph der verstorbenen Frau ebenfalls die zentrale Position einnimmt. 
 
Die eigentlichen Gräber befinden sich in einer Gruft darunter. Die Trennung von Kenotaph und Grab waren damals üblich, um dem Volk einerseits die Verehrung der Verstorbenen zu ermöglichen, andererseits aber die für den Bürger unüberbrückbare Distanz zum Herrscherhaus auch nach Tod zu wahren. Möglicherweise handelt es sich bei den Ruhestätten in der Krypta nur um Scheingräber, denn darunter liegen weitere, allerdings zugemauerte Gewölbe. 
 
Die beiden Marmorkenotaphe sind überreich mit kunstvollen Einlegearbeiten versehen. Die Blumenornamente aus Koralle, Lapislazuli, Kupfer, Jade, Onyx, Achat, Jaspis und Türkis zählen zu den erlesensten Arbeiten der Mogulepoche, ebenso die Marmorbasreliefs mit Blumenmotiven an den Innenwänden der Grabkammer. Zahlreiche Koranverse, die das Jüngste Gericht zum Inhalt haben, zieren Kenotaphe und Wände. Diese Thematik lässt sich in Verbindung mit der Errichtung des Mausoleums auf einer erhöhten Plattform bringen. Nach islamischer Tradition würde Gott am Tag des Jüngsten Gerichts von einem Thron über dem Garten des Paradieses sein Urteil fällen. Somit könnte der Taj auch als das Abbild des göttlichen Throns interpretiert werden und erhielte damit eine weit über seine Funktion hinausgehende spirituelle Dimension, wie sie auch der buddhistischen und hinduistischen Sakralarchitektur zu eigen ist. 
 
Flankiert wird das Hauptgebäude von zwei symmetrisch angeordneten Sandsteinbauten, der Grabmoschee an der Westseite und dem Gasthaus an der Ostseite. Letzteres deutet auf den Aufwand hin, mit dem die Zeremonien für Mumtaz Mahal begangen wurden. Wie zu Lebzeiten der Herrscherin versammelte sich der gesamte Hof an der Grabstätte, um mit Musik, Lesungen aus dem Koran und Lobpreisungen das Andenken der Verstorbenen wach zu halten. Die von jeweils drei Kuppeln gekrönten Bauten sind in ihrer Dekoration sparsamer, weisen jedoch interessante Details auf, etwa den im Schachbrettmuster ausgeführten Tambour oder die Gliederung der Ecktürme in Kassetten. Ihrer ursprünglichen Aufgabe, zur Harmonie des Gesamtensembles beizutragen, können sie heute allerdings nicht mehr gerecht werden, da hohe Bäume den Blick von der Hauptachse aus verwehren. 

Das Rote Fort
Mit dem Bau der etwa 2 km östlich, ebenfalls am Ufer der Yamuna gelegenen Festung (2) hatten bereits Akbar und Jahangir begonnen. Im Jahre 1565 ersetzte Akbar ein altes, aus Ziegel gebautes Fort durch eine gewaltige Anlage, deren Bau acht Jahre in Anspruch nahm. Schutz sollte eine von zahlreichen Bastionen unterbrochene, in einem Halbkreis geführte 22 m hohe und 2,5 km lange Mauer mit einem vorgelagerten 9 m breiten Garben gewähren. Den nördlichen Teil des Forts nutzt nach wie vor das indische Militär, wodurch leider auch der Zugang zur Perlmoschee (Moti Masjid) versperrt ist. 

Shah Jahan ließ fast alle Gebäude seiner Vorgänger einreißen und durch neue, überwiegend mit Marmor verkleidete Bauten ersetzen. Wie im Roten Fort von Delhi reihen sich die Privatgemächer entlang der dem Fluss zugewandten Seite der Festung, und auch sonst weisen beide Befestigungsanlagen zahlreiche Parallelen auf. Der Zugang für die Besucher erfolgt heute durch das an der Südseite gelegene Amar Singh-Tor, das man nach Überqueren des Wassergrabens betritt. Seinen Namen hat es vom älteren Bruder des Maharajas von Jodhpur, der 1644 nach einem Handgemenge anlässlich einer Audienz bei Shah Jahan zusammen mit seinen Gefolgsleuten erschlagen wurde. Eine lange Rampe führt vom Torbau hinauf zu den Gebäudekomplexen. Man erreicht zunächst den von Arkaden umgebenen Hof der öffentlichen Audienzhalle (Diwan-i-Am). Das flache Gebäude (70 m x 25 m) ähnelt dem im Fort von Delhi und besteht wie dieses aus drei Schiffen und neun Jochen. 


In die Ostwand ist eine erhöhte Nische mit drei Bögen eingelassen, in der der Herrscher sich den Würdenträgerin zeigte. Dieser Teil ist denn auch mit Marmor verkleidet und nicht wie der Rest des Baus mit poliertem Alabaster. Ein interessantes Detail sind die Baluster birnenförmige Säulen – in der unteren Hälften der Nischenwände. Shah Jahan hatte sie auf europäischen Illustrationen gesehen, wo sie gern als dekoratives Element bei der Darstellung von Herrschern und religiösen Würdenträgerin genutzt wurden. Er interpretierte sie als Insignien der Macht und integrierte sie in die Architektur, um seinen uneingeschränkten Führungsanspruch zu dokumentieren. 

Durch silberne Geländer getrennt, versammelten sich in der Halle die Würdenträger, streng nach Rang geordnet. Die niedrigeren Chargen mussten mit den Botengängen in der rings um den Platz verlaufenden Galerie vorliebnehmen, wobei jeder Edelmann den ihm zugewiesenen Abschnitt auf eigene Kosten zu gestalten hatte. Die Folge war eine lebhafte Konkurrenz unter den Gefolgsleuten, den eigenen Standplatz möglichst luxuriös mit Brokaten und Teppichen auszustatten. Den farbenprächtigen Anblick einer derartigen Hofversammlung hat uns der französische Arzt Francois Bernier beschrieben, der in der zweiten Hälfte des 17. Jh. in Delhi im Dienst des Mogulherrschers stand. Sogar die Frauen des Harems beteiligten sich, unsichtbar hinter Gittern verborgen, an den Debatten. Vor dem Diwan-i-Am liegt auf der Rasenfläche nahe der Südostecke das Grab des britischen Befehlshabers Colvin, der hier während des Aufstands von 1857 fiel. 

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Rote-Fort-Agra-UNESCO-Weltkulturerbe

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Rotes-Fort-Agra-UNESCO-Weltkulturerbe

Östlich des Diwan-i-Am schliesst sich der Machi Bhavan an, ein an drei Seiten von doppelstöckigen Bogengalerien umschlossener Hof. Das Zentrum der südlichen Front ist im oberen Stock als eine Art Pavillon gestaltet, in dem der goldene Thron des Herrschers seinen Platz gehabt haben soll. Auffallend auch hier die vier baluster-förmigen Säulen als Symbole unumschränkter Macht. Vom Machi Bhavan hat man Zugang zur kleinen, nur zwei Schiffe und drei Joche aufweisenden Naginamoschee, die dem Herrscher als Privatmoschee diente, vielleicht aber auch von seinen Frauen genutzt wurde. Einmal mehr unterstreichen Balustersäulen das königliche Privileg. Dies wird auch an dem gekrümmten Dach über dem Zentralbogen deutlich, das sonst nur noch in den Privatgemächern anzutreffen ist. Unterhalb der Moschee lag in einem kleinen abgeschlossenen Hof der Menabasar. Einmal im Jahr durften hier die sonst im Harem verborgen lebenden Hofdamen kleine Stände aufbauen und Markt spielen, wobei die Möglichkeit zu vorsichtigen Kontakten mit den männlichen Palastbewohnern den eigentlichen Reiz dieses karnevalartigen Vergnügens ausmachte. Bei einem derartigen Markt soll Jahangir die wunderschöne Mehrunissa kennengelernt haben, die später als Nur Jahan (Licht der Welt) großen Einfluss am Hof ausübte. An der Ostseite des Gevierts weitet sich das erste Stockwerk zu einer Plattform mit Blick auf den Fluss. Ein schwarzer Marmorblock markiert den Thron Jahangirs, versehen mit einer umlaufenden Inschrift aus dem Jahre 1603, die seine Thronbesteigung preist. Der Herrscher hat das Prunkstück aus Allahabad hierher bringen lassen, wo er sich in Opposition zu seinem Vater Akbar schon zwei Jahre vor dem Beginn seiner legitimen Regentschaft als Kaiser hatte ausrufen lassen. 
 
Im Norden wird die Plattform von den königlichen Bädern begrenzt, im Süden von der privaten Audienzhalle (Diwan-i-Khas). An den Ecken wird der 22 m lange und 11 m breite dreischiffige Hallenbau durch Doppelsäulen getragen. Die Pietra-dura-Arbeiten an den Säulenbasen sind von außergewöhnlicher Schönheit. Im Innern vergleicht eine persische Inschrift (1636) in schwarzem Stein den Raum mit den höchsten Himmeln und den Herrscher mit der Sonne am Firmament. Die Lobpreisung wurde früher noch mit einer in Silber und Gold verkleideten Decke unterstrichen, die das Licht in Strahlenbündeln reflektierte. 
 
Vom Diwan-i-Khas gelangt man in die Privatgemächer des Mogulherrschers. Im Osten ragt der achteckige Turn Musamman Burj einer Bastion gleich aus der Festungsmauer hervor. Hier lagen die Privatgemaecher von Mumtaz Mahal. Ein Teil des davorliegenden Bodens wurde als Brett für das Pachisi-Spiel konzipiert, das fälschlicherweise oft mit dem Schach in Verbindung gebracht wird, aber eher dem Backgammon ähnelt. Beachtenswert sind die sehr schönen Einlegearbeiten, der exquisite Brunnen und die Marmorgitter. Von der umlaufenden Galerie hat man einen bezaubernden Blick über die Yamuna hinüber zum Taj Mahal. Hier lässt sich vielleicht nachempfinden, welche Gefühle Shah Jahan bewegten, der hier von seinem Sohn Aurangzeb die letzten acht Jahre seines Lebens gefangengehalten wurde. 

Im Süden schliesst sich ein weiterer Hof an, der Traubengarten (Anguri Bagh), zum Fluss hin von einer Plattform begrenzt, auf der im Zentrum das Privatgemach (Khas Mahal) des Herrschers lag. Der exquisit ausgeführte Marmorbau (23 m x 12 m), der sich zum Hof hin als offene auf Pfeilern ruhende Halle praesentiert, war Vorbild für den gleichnamigen Bau im Fort von Delhi. Die Wand zur Yamuna hin ist als durchbrochenes Gitter ausgeführt – Kühlung und Aussicht gleichermaßen. Der früher verwahrloste Garten wurde mittlerweile wieder hergerichtet und bildet mit seinen Blumenbeeten, den hochgelegten Marmorpassagen und dem zentralen Wasserbecken ein gelungenes Ensemble. Links und rechts wird der Khas Mahal von Gebäuden mit geschwungenen bengalischen Dächern flankiert, die mit vergoldeten Kupferplatten belegt sind. Von der Brüstung des nördlichen Pavillons pflegte sich Shah Jahan jeden Morgen dem unterhalb der Mauern versammelten Volk zu präsentieren, wobei das von den goldenen Dächern reflektierte Licht ihn wie in einen Heiligenschein eingehüllt haben soll. Im südlichen Pavillon residierte Shah Jahans älteste und von ihm am meisten geliebte Tochter Jahan Ära, die nach dem Tode von Mumtaz Mahal als Begum Sahib die Repräsentationspflichten am Hof übernahm. 

Südlich des Anguri Bagh schliesst sich ein weiterer Hofkomplex an, der den Namen Jahangirs Palast (Jahangiri Mahal) trägt und den Besucher mit einem völlig anderen Architekturstil überrascht. Der aus zwei Höfen (76 m x 72 m) bestehende Mehrstöckige Komplex stammt nicht, wie der Name suggeriert, aus der Zeit Jahangirs, sondern wurde bereits von Akbar errichtet. Merkmale sind mit weißem Marmor aufgelockerte Sandsteinfassaden mit ausgeprägten Basreliefs. Durch den im Osten liegenden Haupteingang betritt man einen allseits geschlossenen Innenhof, der an der Süd – und Nordseite von Pfeilergestützten Hallen flankiert wird. Auffallend sind die vielen reich verzierten Sandsteinkonsolen, die die vorspringenden Dächer tragen und die unechten Bögen in Hindutradition. 

Man sollte nicht versäumen, einen Blick in die nördliche Halle zu werfen, wo schräg geführte schlangenförmige Träger das breite Flachdach stützen. Sie haben ihren Ursprung in der Jainarchitektur Gujarats, fanden später aber auch in Gwalior und sogar Bengalen Verwendung. 

Die an den Stutzen aus dem feinen Sandstein herausgearbeiteten, arabesk verschlungenen Pflanzenmotive sind hingegen persischen Ursprungs, ebenso die keilbogenförmigen Portalnischen, die im angrenzenden östlichen Hof den Zugang zu den Räumen bilden. Vor dem Palast steht ein riesiger Steinbehälter, den Jahangir zur Aufbewahrung von Reisspenden anlässlich des Ursfestes 1611 hat anfertigen lassen. Von hier aus sind es nur wenige Schritte bis zur breiten, zum Ausgang hinauffahrenden Rampe. 


Jami Masjid

Nur einen Steinwurf von der Nordwestecke der Festung entfernt erhebt jenseits der Bahnlinie die Freitagsmochee ihre Minarette und Kuppeln über das Gewimmel der Altstadt. 
 Mit dem Bau des erhöht auf einer Plattform errichteten Gotteshauses wurde um 1643 auf Betreiben von Jahan Ara, der Lieblingstochter Shah Jahans, begonnen, nachdem langwierige Verhandlungen über den Landerwerb erfolgreich abgeschlossen worden waren. Fertiggestellt wurde die Moschee allerdings erst 1648. Die zweischiffige, mit den charakteristischen fünf Zugängen versehene Gebetshalle mißt etwa 80 m in der Länge und 27 m in der Tiefe. In die weiße Marmorumrandung des zentralen Bogens ist in schwarzen Lettern eine Kufi-Inschrift eingelassen, die Shah Jahan und seine Regentschaft preist. An der Gebetskanzel findet sich eine Darstellung der Ostfassade der Moschee. 
 
Das Grab des Itimad-ud-Daula
Das kleine Grabmal am gegenueberliegenden Ufer der Yamuna wurde auf Veranlassung von Nur Jahan (Licht der Welt), der einflussreichen und machtbewussten Gemahlin Jahangirs, für ihre 1621 verstorbenen Eltern erbaut. Benannt ist das Mausoleum nach ihrem Vater Ghiyas Begh, der vom mittellosen, aus Persien geflohenen Edelmann zum Premierminister aufgestiegen war und sich den Ehrentitel Itimad-ud-Daula (Säule des Staates) verdient hatte. Man betritt den viergeteilten, 165 m2 messenden Garten (Charbagh), der schon von Itimad-ud-Daula angelegt worden war, durch einen mehrstöckigen Torbau von Osten her. Der Sandsteinbau besticht durch seine Marmoreinlegearbeiten, wobei neben stilisierten Blumen bauschige Weinkrüge besonders ins Auge fallen, ein Motiv, das in der persischen Dichtkunst als Symbol des Paradieses und des Göttlichen galt und wohl auf die Herkunft des Premierministers zurückzuführen ist. Im Gegensatz zum Taj Mahal blickt das Mausoleum nicht auf die Yamuna, sondern liegt, wie bei den Grabstätten der Moguln üblich, im Zentrum des Gartens. Der einstöckige, quadratische Bau von 50 m Seitenlänge mit aufgesetztem Pavillon erhebt sich auf einer niedrigen Sandsteinplattform. Auffallend sind die hervorspringenden, gedrungenen Ecktürme mit indischen Kuppeln und der umlaufende Dachsims, das auch die Türme mit einschließt. An jeder Seite befindet sich ein zentraler Zugang, flankiert von Gitternischen, durch die Licht in die Innenräume dringt. 
 
 Von seinen Proportionen her mag der Bau vielleicht nicht ganz zu überzeugen, dafür aber um so mehr durch seine an Juwelirabeiten erinnernde Ausschmückung der Wandflächen mit feinsten Einlegearbeiten aus Edelsteinen. Als Muster erscheinen neben abstrakten geometrischen Formen auch hier immer wieder Vasen mit und ohne Blumen, Zypressen und Weinkrüge. Es ist nicht klar, ob diese als Pietra-dura-Technik bezeichnete Kunst im 17. Jh. aus Europa übernommen wurde oder eine eigenständige Entwicklung darstellt. Einfache Einlegearbeiten waren schon in der europäischen Antike ein gängiges Dekorationsmittel, das später mit dem Islam aus dem Mittelmeerraum über Persien nach Indien gelangte. Da aber die Kontakte zu Europa auch auf künstlerischem Gebiet während der Mogulepoche recht eng waren – erinnert sei an die Baluster im Fort von Agra oder die italienischen Einlegearbeiten am Diwan-i-Am in Delhi – ist ein direkter Import ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. Dies schmälert aber in keiner Weise die Meisterschaft der indischen Künstler, die diese Technik erstmals großflächig anwandten und ihre am Mausoleum des Itimad-ud-Daula gewonnenen Erfahrungen später am Taj Mahal bis zur Vollkommenheit verfeinerten.

Der zentrale Raum mit den beiden Gräbern ist quadratisch und wird von acht Kammern umschlossen, vier quadratischen in den Ecken des Gebäudes und vier rechteckigen durch die der Zugang zur Grabkammer erfolgt. Bezeichnenderweise nimmt auch hier, wie im Taj Mahal, das Grab der Frau die zentrale Position ein. Die Innenräume sind ebenfalls mit Vasenmotiven ausgemalt, und die Decke ist mit Rippenzwickeln verziert, die hier allerdings nur eine dekorative Funktion haben. Ein Kleinod ist der über der zentralen Kammer liegende Pavillon mit seinem kunstvoll durchbrochenen Gitterwerk, das dem des Grabes des Heiligen Selim Chishti in Fatehpur Sikri nachempfunden ist und aus Variationen des Achtecks besteht. Der Raum, dessen Marmorfussboden einem Teppich gleich mit Einlegearbeiten aus gelben und braunen Edelsteinen geschmückt wurde, birgt im Zentrum die Kenotaphe der Verstorbenen. 
Am Ufer der Yamuna schliesst der westliche Torbau den Komplex ab. Er wurde als eine Art Vergnügungspavillon konzipiert, in dem die Familie nach der Anreise mit dem Boot den Blick auf den Fluss genoss.


Chini-ka-Rauza

Knapp 1 km nördlich des Itimad-ud-Daula-Mausoleums liegt ebenfalls am Ufer der Yamuna, allerdings in recht verwahrlostem Gelände, das Grab des Azal Khan, eines Ministers unter Jahangir und Shah Jahan, der 1639 in Lahore verstarb und in diesem großen, von ihm selbst zu Lebzeiten errichteten Mausoleum seine letzte Ruhe fand. Die Grabstätte besteht aus einem oktogonalen vor einer großen Kuppel gekrönten Raum mit zwei Gräbern. Seinen Namen chinesisches Grab verdankt der Bau dem Wandschmuck aus Fayencen mit hübschen Blumenmustern, der sein Vorbild an einigem Mogulbauten in Lahore hat. Derzeit wird das stark verfallene Bauwerk restauriert. 

Sikandra
Etwa 10 km nördlich von Agra berührt die nach Mathura und Delhi führende Hauptstraße die Grabanlage des Mogulherrschers Akbar. Von der Stadt Sikandra, die Sikander Lodi hier Ende des 15. Jh. erbaut hatte, sind ansonsten nur noch spärliche Reste erhalten. Auch bei diesem Mausoleum erfolgt der Zugang durch ein mächtiges Tor. Mit seinen vier die Gebäudeecken überragenden Minaretten, der rotten mit Marmoreinlegearbeiten dicht übersäten Sandsteinfassade und den kunstvollen Kufibändern übertrumpft es in der dekorativen Wirkung das eigentliche Mausoleum. Die Minarette sind ganz in Marmor ausgeführt und ähneln denen des Taj Mahal.
Ungewöhnlich its die Gestating des Zentralbogens. Weit in den breiten Iwan zurückgesetzt, öffnet sich unten ein schmales Tor mit darüberliegender Galerie, die von einem Bogen abgeschlossen wird, der mit den beiden oberen Portalnischen in den Seitenflügeln korrespondiert. Die Inschriften stammen vom Kufikünstler Amanat Khan, der auch für die Kalligraphie am Taj Mahal verantwortlich war. Sie sind hier jedoch nicht dem Koran entnommen, sondern persischen Gedichten und stellen, wie bei den Moguln so oft, einen Zusammenhang zwischen dem Grabgelege und dem Paradies her. 

Eine breite gepflasterte, dammartige Allee führt auf die eigentliche Grabstätte zu, die nach dem Vorbild des Humayun-Mausoleum in eine weiträumige Parkanlage eingebettet wurde, deren Gestaltungsprinzip sich dem Betrachter auf den ersten Blick jedoch entzieht. In dem fünfstöckigen Bauwerk mischen sich die typischen islamischen Bögen, minarettartige Türme und betontes Zentralportal mit den säulengestützten offenen Hallen hinduistischer Tempel. Zurückzuführen ist dieser Stilbruch wahrscheinlich auf spätere Ergänzungen durch Jahangir, der bezüglich der Architektur eine völlig andere Auffassung vertrat als sein Vater. Zahlreiche kleine Chattris und die terrassenartig zurückspringenden Obergeschosse verleihen dem Mausoleum eine fast verspielte Note. Das für Touristen leider nicht zugängliche Obergeschoss ist als offener, von Marmorgittern umgebener Hof ausgelegt, in dessen Zentrum das Kenotaph Kaiser Akbars – verziert mit den 99 Namen Allahs in Kufischriff – seinen Platz hat. Der nahe Kontakt zum Firmament war dem Kaiser, wie später auch seinem Sohn Jahangir, dessen Kenotaph in Lahore ebenfalls unter freiem Himmel steht, seit jeher ein Anliegen. Auf dem Zugang zum Grab heißt es denn auch bezeichnenderweise. Mag seine Seele im Lichte Gottes wie die Strahlen von Sonne und Mond leuchten. Der nüchterne Anblick des in der Sonne gleißenden Marmorhofs trügt. Früher einmal soll die Säule neben dem Kenotaph mit Gold überzogen gewesen sein und den berühmten Diamanten Kohinoor getragen haben, der heute zum britischen Kronschatz zählt. Der Edelstein wurde bei der Plünderung des Grabes durch die Jats Ende des 17. Jh. Ebenso geraubt wie die silbernen und goldenen Vertäfelungen, Teppiche und Edelsteine, so dass es nunmehr schwer fällt, sich ein authentisches Bild vom Prunk des Mausoleums zu machen. Einer der authentisches Bild vom Prunk des Mausoleums zu machen. Einer der Teppiche ist übrigens wieder aufgetaucht und gelangte auf Umwegen über den Palast des Sikh-Herrschers Rajit Singh in die Hände der Briten, die ihn ins Victoria and Albert Museum in London brachten. 
 
Das eigentliche Grab des Herrschers, das noch heute von den Einheimischen mit Blumen geschmückt wird, liegt in einer düsteren Gruft, die man durch den Haupteingang betritt. Bedauerlicherweise sind die interessanten Wandmalereien mit christlichen Motiven, darunter Engel – und Mariendarstellungen, von denen europäische Reisende berichteten, übertüncht worden. Man darf sie allerdings nicht als Beweis für die Hinwendung Akbars zum Christentum werten, sondern allenfalls als Modeerscheinung und Ausdruck seiner religiösen Toleranz. Die Gebeine des Herrschers sind allerdings nicht mehr zu finden. Bei ihrer Plünderung im Jahre 1691 schändeten die Jats auch das Grab und verbrannten sie. 
 
 Im Jahre 1619 hielt sich Jahangir einige Monate in der Stadt auf, um einer Pestepidemie in Agra zu entgehen, und sein Sohn Shah Jahan besuchte einige Male das Grab des Heiligen. Dann wurde es ruhig um Fatehpur, und die Natur eroberte sich die Bauwerke zurück. Bereits der Entschluss des Kaisers, mitten in der Wildnis eine neue Stadt aus dem Boden zu stampfen, war, trotz seiner unumschränkten Macht, ein Kühnes Unterfangen, mehr aber noch die Konzeption. Losgelöst von den Konventionen seiner Vorgänger – und auch seiner Nachfahren – verwirklichte Akbar hier einen einzigartigen freien Entwurf, der den hinduistischen und islamischen, auf Symmetrie bedachten Grundrissen völlig zuwiderlief. Fatehpur Sikri ist damit nicht zuletzt Ausdruck der exzentrischen, gleichermaßen toleranten wie selbstbewussten Persönlichkeit dieses wohl bedeutendsten Mogulherrschers.  

Die Umgebung von Agra (Fatehpur Sikri)
Das kleine, etwa 40 km südwestlich von Agra gelegene Dorf trat erst mit der Ankunft Kaiser Akbars Mitte des 16. Jh. In das Licht der indischen Geschichte, obwohl schon Babur in der Nähe eine Schlacht geschlagen hatte. Akbar pflegte enge Bindung zum Chishti-Orden, der im 13. Jh. Von Muin-ud-Din Chishti, einem Mystiker aus Sistan in Persien gegründet worden war und bereits Iltutmish (1210-1236), den Herrscher des Delhi-Sultanats, in seinen Bann gezogen hatte. Als sich die Voraussage des Chishti-Heiligen Salim erfüllte und dem Mogulherrscher 1569 der langersehnte männliche Erbe geboren wurde, nannte er diesen nicht nur Salim, sondern entschloss sich zudem, seine Residenz von Agra an den Aufenthaltsort seines spirituellen Ratgebers und Lehrers zu verlegen. Der Wunsch, der Wirkungs– oder Grabstätte eines Sufi nahe zu sein, war durchaus nicht ungewöhnlich. Auch Humayuns Grab in Delhi wurde ganz bewusst in der Nähe des Mausoleums des Chishti-Heiligen Nizam-al-Din errichtet. 

Diwan-i-Khas

Fatehpur-Sikri

Diwan-i-Khas

Fatehpur-Sikri

Da sich der Hofstaat im Falle eines drohenden Angriffs schnell in das stark befestigte Fort des nahen Agra zurückziehen konnte, begnügte man sich mit einer einfachen, 11 km langen Sandsteinmauer als Abgrenzung vom Umland. Als Baumaterial diente ausschließlich der hier anstehende feine rötliche Sandstein, der auch in Agra Verwendung fand. Im Nordwesten wurde die neue Stadt, die nach Akbars Sieg über Gujarat im Jahre 1573 den Namen Fatehpur Sikri (Stadt des Sieges) erhielt, von einem heute ausgetrockneten See begrenzt. Aber nur ganze 15 Jahre Sollte sie ihre Funktion als neue Residenz erfüllen, dann verlegte Akbar erneut seinen Hof, diesmal nach Lahore (heutiges Pakistan). Wassermangel dürfte einer der Gründe für die Aufgabe der Stadt gewesen sein, sicherlich spielten aber auch strategische Erwägungen eine Rolle, war doch der Nordwesten des Imperiums in besonderem Masse der Invasionsgefahr ausgesetzt. Angestachelt durch die orthodoxen Muslim, die im religiösen Eklektizismus des Herrschers eine Bedrohung des Islam sahen, erhob Akbars in Kabul residierender Bruder Hakim Ansprüche auf Indien. Akbar kehrte nie mehr nach Fatehpur zurück, sondern bevorzugte auf seine alten Tage das 1586 von ihm eroberte Tal von Kaschmir und später Agra. 

Besichtigung 
Fatehpur Sikri besteht aus zwei auf einem Hügelrücken liegenden, deutlich voneinander getrennten Teilen, dem Komplex der Moschee im Süden und der Palastanlage etwa 100 m nordöstlich davon. Die von einer Mauer umgebene Freitagsmoschee (ca. 110 m x 140 m) wird von dem mächtigen südlichen Eingang buland Dawarza beherrscht, zu dem man von der Straße über eine breite Treppe hinaufsteigt. Das 54 m hohe Tor, das als Vorbild für derartige Anlagen der Mogulzeit gilt, sollte wahrscheinlich an den Sieg Akbars in Gujarat im Jahre 1573 erinnern und die enge Bindung an den Chishti-Orden dokumentieren. Die vom Kalligraphen Ahmad al-Chishti gestalteten Koranverse verheißen den wahren Gläubigen den Weg ins Paradies. 

Im Innern der Freitagsmoschee sind rechts vom Hauptbogen die berühmten Verse eingelassen, in denen sich Mystizismus und Toleranz des Herrschers in einzigartiger Weise verbinden Jesus, Friede sei mit ihm, sagte Die Welt ist nur eine Brücke; überquere sie, aber baue keine Häuser auf ihr. Derjenige, der eine Stunde hofft, hofft auf die Ewigkeit, denn die Welt ist nur eine Stunde, verbringe sie in Andacht, denn der Rest ist unsichtbar. 

Im Innenhof fällt sofort das schneeweiße kleine Mausoleum des Heiligen (gest. 1573) auf, der einzige vollständig in Marmor ausgeführte Bau in ganz Fatehpur Sikri. Es ist ein Kleinod der Mogulkunst, bestechend durch den Einfallsreichtum in der Variation einfacher abstrakter Formen wie auch durch die perfekte Ausführung der handwerklichen Arbeiten. Das nur 15 m2 messende einstöckige, von einer halbrunden Kuppel gekrönte Gebäude, hat sein Vorbild im Schrein von Sarkhej in der Nähe von Ahmedabad.
Kennzeichen ist eine um die zentrale Kammer verlaufende Galerie, die nach außen durch Marmorgitter abgeschlossen wird, die in äußerst komplizierter Weise aus einem Oktogon entwickelt wurden. Charakteristisch ist auch die umlaufende breite Traufe, getragen von geschwungenen, mit Voluten und Blattwerk verzierten Konsolen, die der islamisch-hinduistischen Bautradition von Mandu (westliches Madhya Pradesh) und Gujarat entstammen. Besonders schön ausgeführt sind sie an den Pfeilern, die den Portikus stützen. Das von einem Baldachin aus Ebenholz überwölbte Kenotaph in der zentralen Kammer des Mausoleums ist nach wie vor beliebtes Ziel kinderloser Frauen, die hier auf das Wunder hoffen, das einst Akbar zuteil wurde. Das Grab selbst liegt in einer zugemauerten Gruft unter dem Mausoleum. 

Der Bau, an dem zahlreiche Künstler und Handwerker aus Gujarat arbeiteten, war erst im Jahre 1581 fertiggestellt, ironischerweise zu einem Zeitpunkt, als sich Akbar bereits vom Orden und der Heiligenverehrung losgesagt und seine eigene, religionsübergreifende Glaubensrichtung zu entwickeln begonnen hatte, die Din-il-Illahi. 
Die nach Westen gerichtete Front des Hofs wird vor der Freitagsmoschee eingenommen, die mit 90 m Länge und 20 m Breite zu jener Zeit als größte des Mogulreichs galt. Die Seitenflügel mit ihren zahlreichen auf schmalen Säulen ruhenden Bögen könnten in der Jami Masjid von Mandu ihr Vorbild haben, der zentrale, überhöhte Iwan ist hingegen typisches Merkmal der Mogulbauten, übernommen aus der Architektur der timuridischen Vorfahren. Sehr komplex ist die Konstruktion der gerippten Seitenkuppeln, die der altmodischen Holzbauweise entstammt, bei der Umsetzung in Stein jedoch besondere bautechnische Maßnahmen erfordert. 

Die Hauptgebetshalle ist mit geometrischen in den Sandstein eingelegten Marmormustern und gemalten Arabesken und Blumenmotiven reich verziert. Der Minbar, die Predigtkanzel an der nach Mekka gerichteten Qiblawand, war Schauplatz eines denkwürdigen Auftritts Kaiser Akbars, der sich 1579 anmaßte, hier selbst die Predigt zu halten und damit ein Privileg zu beanspruchen, das nur den Mitgliedern der islamischen Geistlichkeit zustand. Auch die im Zusammenhang mit seiner Person zweideutig aufzufassende Urformel Allahu akbar soll der Kaiser bei diesem Anlass den hier versammelten Gläubigen entgegengerufen haben. Dass er hiermit nicht nur Gott ist groß gemeint haben könnte, sondern Gott ist Akbar machte er 
durch den Erlass eines Dekrets deutlich, das seine Unfehlbarkeit in religiösen Fragen festschrieb. 

Durch das Siegestor verlässt man den Moscheekomples und gelangt in wenigen Minuten zum Eingang der Palastanlage. Zunächst wird der Besucher vom Jodh Bai-Palast empfangen, dessen fensterlose Fassade linker Hand den schmalen Hof beherrscht. Wahrscheinlich entstand dieser kompakte Baum mit großem Innenhof und zahlreichen symmetrisch um ihn herum angeordneten Räumen in der Frühjahre als Einzelanlage, möglicherweise als Harem, war er doch früher einmal durch einen gedeckten Gang direkt mit den Gemächern des Herrschers verbunden. In den Details lassen sich zahlreiche Anlehnungen an die Architektur Gujarats erkennen, so etwa am Motiv der hängenden Glocken (Ghantamala) an den Säulen, das man häufig in den Hindustempeln und Moscheen dieses Staates antrifft. Damit man nicht von außen in den Hof blicken kann, ist der Zugang verwinkelt angelegt. Die kleine Struktur vor dem Eingang diente als Wachhäuschen für die Eunuchen. 

Vor uns liegt nun das Haus der Maryam, früher wegen seiner prächtigen Fresken Sunhara Makan (Goldenes Haus) genannt. Es wurde eine Zeitlang einer portugiesischen Gemahlin Akbars namens Maria zugeschrieben, die es allerdings nie gegeben hatte. Bei den beiden am Hofe lebenden Marias handelte es sich um Maryam Makani (der Maria gleich im Rang), die Mutter Akabrs, und Maryam Zamani (Maria des Alters), die erste Frau Akbars und Mutter Jahangirs. In der Tat diente Maryams Haus als Unterkunft für Akabrs Mutter. Seines Schmucks beraubt wirkt das Gebäude heute recht streng, allenfalls durch die kleinen Pavillons etwas aufgelockert. Interesse verdienen die Konsolen, die die Traufe stützen. Auf einer dieser Dachstützen an der Nordseite kann man Rama mit dem Affengott Hauman sehen, auf einer anderen Gänse, Elefanten und Rosetten, alles deutliche Beweise hinduistischer Gedankenwelt. 
 
Wenden wir uns nun nach links und folgen der noerdlichen Außenmauer des Jodh Bai-Palastes, gelangen wir nach etwa 100 m zum 1572 entstandenen Haus des Raja Birbal , in dem allerdings, da es zum Komplex des Harems gehörte, weder Birbal, ein enger Vertrauter Kaiser Akbars, noch sonst ein Mann lebte, sondern wahrscheinlich zwei der rechtmäßigen Frauen Akbars. Interessanterweise wurde bei dem zweistöckigen Bau eine Fachwerkholzkonstruktion nachgeahmt. Es gibt aus dem Sandstein herausmodellierte Stützen, die natürlich keine tragende Funktion haben, und ornamentierte Füllungen, die Werken der Holzschnitzkunst zum Verwechseln ähnlich sind. Auch hier herrschen vielfach Hindumotive vor, etwa der Lotus an den Bögen des Eingangs oder die Dekorationen an den Säulenbasen. Die mit steinernen Rippen ausgeführte Kuppel ist, ähnlich wie Seitenkuppeln der Freitagsmoschee, ebenfalls der Holzbauweise entlehnt. 
 
Linker Hand öffnet sich ein großes Geviert, über dessen genaue Funktion sich die Gelehrten nicht einig sind, obwohl es als Pferde- und Kamelstallung angesehen wird.
 Die Bezeichnung stammt von den Steinringen in der Wand, die zur Befestigung von Tieren gedient haben könnten. Die Existenz von Ställen so nahe bei den Frauengemächern dürfte jedoch wegen der Lärm – und Geruchsbelästigung, vor allem aber der Anwesenheit von Männern, eher unwahrscheinlich gewesen sein. Vermutlich handelte es sich um die Quartiere der weiblichen Bediensteten des angrenzenden Harems. Immerhin soll es an Akbars Hof bis zu 5000 Frauen gegeben haben, von denen die meisten den Status von Sklavinnen besaßen, etwa 300 jedoch als legitime Ehefrauen angesehen wurden, die mit dem Kaiser nach der niederen Form der Ehe verbunden waren. 
 Wir gehen wieder bis zum Haus der Maryam zurück und setzen unseren Rundgang zum zentralen Teil des Palastes fort. Es erwartet uns eine großartige Hofanlage, die in der lockeren Anordnung der Bauwerke fern jeder strengen Symmetrie, die sowohl den hinduistischen als auch den islamischen Bauten sonst zu eigen ist, fast futuristisch wirkt und dem Raumempfinden unserer Tage sehr nahe kommt. 
 
Die zum Bau verwendeten Pfeiler, Architrave und Konsolen, allesamt aus dem lokalen Sandstein gefertigt, sind zwar der hinduistischen Bautradition entlehnt, sie dienten aber nicht dazu, Monumentalbauten nach hinduistischem Muster zu schaffen, sondern luftige offenen Hallen mit teilweise zurückspringenden Geschossen und Fronten, die dem gesamten Ensemble eine ungeheure Lebendigkeit verleihen. Es hat den Anschein, als habe man die Gebäude nach Gesichtspunkten der Harmonie über das von Mauern umschlossene Geviert verteil und sie je nach Bedarf erweitert, eine mobile Architektur, so der Historiker und Architekt Andreas Volwahsen, die uns an die Zeltstadt von Akbars Vorfahren erinnert. Viele der Gebäude waren durch überdachte, mit Jaliwänden gegen neugierige Blicke geschützte Galerien miteinander verbunden. Durch sie konnte man unbemerkt und trockenen Fußes von einem Teil des Palastes in den anderen gelangen, ein Privileg, das natürlich nur dem Herrscher und seinem Harem zustand. 

Im Süden wird die insgesamt etwa 175 m lange, zweigeteilte Hofanlage von den Privatgemächern des Kaisers begrenzt, die früher mit Gitterwerk gegen den Hof abgeschirmt waren. Sie bestehen im Erdgeschoss aus zwei Räumen, von denen der östliche einst mit Blumenmotiven prachtvoll ausgemalt war und mit Steinplatten verschließbare Öffnungen erhielt, in denen Bücher aufbewahrt wurden. Dahinter liegt unmittelbar an der Südwand ein Raum mit einer erhöhten Plattform, auf der Akbar seine Gäste zu empfangen pflegte. 

Im angrenzenden, mehrstöckigen Bauwerk befanden sich weitere Privatgemaecher, darunter die Schlafräume, verbunden durch einen Gang und eine nicht mehr existierende Brücke mit dem Harem. Auch hier haben sich die prachtvollen Wandmalereien nur noch in Spuren erhalten. Den Hof vor den Privatgemächern ziert das fast 30 m2 große Wasserbecken Anup Talao. Auf der durch vier Stege mit dem Ufer verbundenen zentralen Plattform soll der Kaiser mit islamischen intellektuellen Rechtsfragen diskutiert haben. Zeitgenössischen Quellen zufolge habe er bei besonderen Gelegenheiten das Becken sogar mit Goldmünzen füllen lassen, die er an seine ihm besonders ergebenen religiösen Gelehrten lassen, die er an seine ihm besonders ergebenen religiösen Gelehrten verteilte, um sich damit deren Wohlwollen zu erkaufen. 

Im Norden wird der Privathof des Kaisers nur teilweise durch einstöckige Hallen vom sogenannten Pachisi-Hof abgegrenzt, so dass der Blick aus den Privatgemächern die gesamte Hofanlage erfasst. Rechts hinter der Kante des Wasserbeckens schiebt sich das einstöckige Haus der türkischen Sultana ins Blickfeld. Akbar hatte es für einen seiner Lieblingsfrauen, die aus Istanbul stammende Sultana Ruqaya Begum bauen und großzügig ausstatten lassen. Neben geometrischen Ornamenten fallen fein gearbeitete Reliefs von Bäumen, blühenden Ranken und Vögel ins Auge, die teils indischer Herkunft sind, vor allem aber Merkmale timuridischer Kunst erkennen lassen. 

Jenseits des Hauses öffnet sich der Pachisi-Hof , benannt nach dem hier in den Boden eingeschnittenen Begrenzungslinien für das am Hof beliebte Spiel. Akbars Hofhistoriker Abu Faisal berichtet, dass der Herrscher zuweilen statt mit Figuren mit Sklavinnen in unterschiedlichen Kostümen gespielt habe, wobei sich einige Spiele bis zu drei Monate hinzogen. Im Osten wird der Hof durch die öffentliche Audienzhalle ( Diwan-i-Am), der ein schmaler Garten vorgelagert war, begrenzt. Von der überdachten Plattform wandte sich der Herrscher seinen im östlich angrenzenden Hof der öffentlichen Audienzen versammelten Untertanen zu, nahm ihre Petitionen entgegen und schlichte Streitfälle. Verbunden waren beide Höfe nur durch einen schmalen Durchgang nahe der noerdlichen Ecke. Beherrscht wird der Pachisi-Hof an der Südwestecke von dem asymmetrisch stufenförmig sich über die Gebäude erhebenden fünfstöckigen Pach Mahal , dem dominierenden Bauwerk Fatehpur Sikris. Wahrscheinlich diente die turmartige Konstruktion, die ihr Vorbild in dem vor Timur errichteten Chihl Sutun von Samarkand hat, der Entspannung in luftiger Höhe, umfächelt von einer kühlen Brise. Da früher Jalis den Blick ins Innere verwehrten, war er möglicherweise der bevorzugte Aufenthaltsort der Haremsdamen während der heißen Jahreszeit, zumal eine gedeckte Galerie ihn mit den Privatgemaecher des Kaisern und dem Harem verband.

Folgen wir vom Panch Mahal der linken Hofseite nach Norden, treffen wir als nächstes auf einen kleinen Kiosk von nur 3 m Seitenlänge, der fälschlicherweise Sitz des Astrologen genannt wird und auf einer kleinen Plattform vor der Südwand des Schatzhauses (10, Ankh Michauli) ruht. Tatsächlich war es wohl der Platz des arroganten, aber fähigen Eunuchen Phul Malik, der von hier aus die Schätze des Kaisers verwaltete. Einzigartige Beispiele der Steinmetzkunst wie der religiösen Toleranz Akbars sind die schlangenförmigen, sich zu einem Toranabogen schließenden Streben, die ganz der Jaintradition entspringen und in fast identischer Form am Vimalatempel in Mount Abu oder an den Heiligtümern der Mount Girnar anzutreffen sind. Das angrenzende Gebäude wird als Schatzhaus interpretiert, aber auch als Arbeitskabinett des Kaisers. Wie so häufig in Fatehpur Sikri besteht hinsichtlich der Funktion einzelner Bauten keine Klarheit. 

Zu dem auffälligsten Gebäude des Pachisi-Hofs zählt die freistehende private Audienzhalle ( Diwan-i-Khas). Äußerlich kann das zweistöckige Bauwerk durch seine übergroßen, nach einer zentralen Kuppel verlangenden Eckpavillons kaum überzeugen. Dafür überrascht der Innenraum die Besucher um so mehr. Aus dem Zentrum des einzigen Raums wächst wie ein Baum ein monolithischer Pfeiler, der sich einer Blüte gleich in dicht aneinandergesetzten schlangenförmigen Stützen entfaltet, die eine runde, von einem durchbrochenen Geländer umschlossenen Plattform tragen. Vier, zu den Ecken des Raums verlaufende Stege verbindet sie mit einer umlaufenden Galerie. Die Säule war der symbolträchtige Sitz des Mogulherrschers während seiner privaten Audienzen. Seine Allmacht wollte der Kaiser hier demonstrieren, sich möglicherweise sogar mit dem von der Achse des Universums aus regierenden Weltenherrscher Chakravartin der altindischen Kosmologie vergleichen. Ein neuer Gedanke war dies nicht; denn bereits in den Edikten des buddhistischen Kaisers Ashoka (268-233 v. Chr.) findet sich eine derartige Beziehung zwischen göttlicher und weltlicher Herrschaft. Aber auch als Baum der Wunschgewährung, ein bei den Jains beliebtes Motiv, wird die Säule zuweilen interpretiert. 

Außerhalb von Moschee- und Palastbezirk liegen innerhalb der historischen Stadtanlage noch einige recht interessante Bauten, die hier kurz erwähnt werden sollen. Im Nordwesten triff man auf den Hirschturm (Hiran Minar), der möglicherweise als Nullpunkt der durch Kilometersteine gemessenen Entfernungen dient und durch seinen mit elefantenrüsselartigen Stacheln besetzten Schaft aus dem Rahmen fällt, eine Konstruktion, die aus Persien übernommen wurde. Ein Stück südlich liegt nahe der Nordwestecke der Harems das Elefantentor, das Wahrscheinlich als Hauptzugang für den Hofstaat diente.

Bharatpur 
Die etwa 25 km nordwestlich von Fatehpur Sikri gelegene Stadt kann auf eine recht blutige Geschichte zurückblicken, die so gar nicht im Einklang steht mit der friedvollen Welt des Keoladeo-Vogelparks, dem heutigen Hauptanziehungspunkt Bharatpurs. Der Besuch des zum Weltnaturerbe der UNESCO gehörenden Schutzgebiets, das aus einem Jagdrevier des lokalen Rajas hervorgegangen ist, sei auch Reisenden ans Herz gelegt, die sich ansonsten vornehmlich für Kunst und Kultur interessieren. Bharatpur erlebte seinen Aufstieg unter der Herrschaft der Jats, einer aus einzelnen Clans bestehenden Gemeinschaft, die Ende des 17. Jh. Gegen den Mogulherrscher Aurangzeb rebellierte und sogar Agra angriff und das Grab Akbars in Sikandra plünderte. In den unruhigen Zeiten gegen Ende der Mogulherrschaft gelang es Badan Singh (1722-1755), die Region unter Kontrolle zu bringen und sich als Raja im benachbarten Deeg zu etablieren. Sein Sohn Suraj Mahal (1756-1764) eroberte im Jahre 1733 die 30 km südlich gelegene Stadt Bharatpur von einem anderen Clanchef und verlegt die Residenz von Deeg hierher, ohne seine Heimatstadt allerdings aufzugeben. Im Jahre 1761 besiegte er den Marathengouverneur von Agra und siedelte in die alte Mogulresidenz über, die zu jener Zeit allerdings längst ihren Glanz verloren hatte. Bereits 1788 mussten sich die Jats wieder aus Agra zurückziehen und mit einem wesentlich kleineren Territorium begnügen. Im Jahre 1805 wurde die Festung von den Engländern angegriffen, hielt jedoch vier Eroberungsversuchen stand, bei denen fast 3000 britische Soldaten ihr Leben verloren. Am 4. Mai 1805 endete die erfolglose Belagerung mit einem Friedensvertrag, durch den Bharatpur sich als einer der ersten Staaten mit den Briten arrangierte. Etwa 20 Jahre später mündete jedoch ein Streit um die Nachfolge des Rajas erneut in eine blutige Auseinandersetzung zwischen den Jats und der East India Company. Dieses Mal endete die dreiwöchige Belagerung im Januar 1826 jedoch mit der Zerstörung der eisernen Festung, gefolgt von einer politischen Bevormundung, die einer Annexion gleichkam. 

Keoladeo-Nationalpark Bharatpur-Bird-Sentury

Keoladeo-Nationalpark

Bharatpur-Bird-Sentury

Von den ehemals doppelten Mauern des Forts Lohagarh ist nur der innere, von einem breiten Wassergraben geblieben, der im Süden und Norden durch je ein mächtiges Tor durchbrochen ist. Das nördliche Assaldati-Tor (Tor der acht Metalle) haben die Jats angeblich bei ihrer Eroberung Delhis im Jahre 1864 demontiert und hier eingebaut. In die Befestigungsanlagen sind zwei Siegestürme eingelassen, das Jawahar Burj und das Fateh Burj, die an die Eroberung Delhis und die Niederlage der Briten im Jahre 1818 erinnern sollen. Auf einer schlanken eisernen Siegessäule nahe dem Jawahar Burj haben die Herrscher ihren Stammbaum bis auf Krishna zurückgeführt. Im Zentrum des Forts liegen die drei Paläste der Herrscher von Bharatpur. Obwohl Badan Singh vorwiegend in Deeg residierte, ließ er auch in Bharatpur auf einem Bergrücken einen kleinen Palast im Rajputenstil errichten. 

Nebenan liegen der Palast Mahal Khas, in dem Raja Balwant Singh im 19. Jh. In recht einfachen Verhältnissen lebte, und der Kamrapalast mit einem kleinen Museum. Gezeigt werden u. a. ein Shivalingam (2. Jh.), eine Darstellung von Shiva und Parvati (7. Jh.), die in der Nähe von Deeg gefunden wurde, eine schöne Plastik von Shiva als Nataraja (10.
Jh.) und die üblichen Waffen und Portraits

Deeg 
Die etwa 30 km nördlich von Bharatpur gelegene Kleinstadt beherbergt mit ihrem Palast ein Juwel rajputischer Architektur, obwohl in der Mitte des 18. Jh. Entstandenen Bau keine innovativen Ideen verwirklicht wurden und herausragende künstlerische Leistungen fehlen. 
Wie erwähnt, hatte Badan Singh (1722-1755), der Gründer der lokalen Jatdynastie, Deeg als Residenz gewählt, von der aus vor allem sein Sohn Suraj Mal (1733-1763) das Herrschaftsgebiet bis Agra ausweitete und auch Delhi nicht verschonte. Obwohl Suraj Mal seine Hauptstadt aus strategischen Gründen 1733 nach Bharatpur verlegt hatte, setzte er den Ausbau seiner Heimatstadt bis zu seinem Tode fort. Sein Sohn erweiterte den Palast und schmückte ihn mit Raubkunst aus den Mogulpalästen von Agra und Delhi aus. In jener Zeit hatte die Jatdynastie ihren Zenit aber längst überschritten. Im Jahre 1776 wurde sie vom Mogulgeneral Mirraft Nazaf Khan geschlagen und verlor bis 1787 ihr Territorium an die Moguln; 1804 musste sie ihre Herrschaft für ein Jahr an die Briten abtreten und spielte danach keine politische Rolle mehr. 

Wie in fast allen Fürstentümern orientierte sich die Bautätigkeit an den Palastanlagen der Mogulherrscher Jahangir und Shah Jahan, denen die lokalen Potentaten mit mehr oder weniger großem Erfolg nachzueifern versuchten. 

Was Deeg von vielen anderen spätrajputischen Stilübungen wohltuend abhebt, ist die Kombination der einzelnen Gestaltungselemente zu einem geschlossenen Ensemble aus vier um einen Garten angeordneten Bauwerken, den sogenannten Bhavans. Die frühere rajputische Entwicklung eines Wasserpalastes (Jai Mahal) wurde hier mit dem Konzept des Mogulgartens harmonisch verbunden. Den Mittelpunkt der Anlage bildet der viergeteilte quadratische Garten, der im Osten und Westen von den beiden großen Stautanks Gopal Sagar und Rup Sagar begrenzt wird. 

Einen besonders Schönen Blick hat man vom Ufer des Gopal Sagar auf den dreistöckigen, unmittelbar aus dem Wasser emporsteigenden Gopal Bhawan mit den beiden ihn flankierenden Pavillons Savan und Bhadon. Sie greifen die bengalischen Dächer der Erker am Hauptbau auf und unterstreichen damit Symmetrie und Harmonie der elegant wirkenden Gebäudefront. 
 
 Im nach wie vor mit alten Möbeln ausgestatteten Hauptpalast lebte bis 1951 die Familie des Maharajas. Interessant ist der Suraj Bhavan unmittelbar südlich des Gopal Bhavan. Er bildet zusammen mit einem sich südlich anschließenden, vom Hardev Bhavan begrenzten Kleineren Garten ein weiteres in sich geschlossenes Ensemble, das sich nicht so recht in die Symmetrie der Gesamtanlage einordnen lässt. Möglicherweise handelt es sich hier um die Urzelle der Palastanlage, die von Suraj Mal mit einbezogen und umgestaltet wurde. 
 
 Der einstöckige Marmorbau des Suraj Bhavan zeigt besonders deutlich die Anlehnung an frühe Mogularchitektur. Die Pietra-dura-Arbeiten sind sicherlich echte Mogulkunst, die Suraj Mal auf seinen erfolgreichen Kriegszügen erbeutet und hier verbaut hatte. 
 
 Die Gesamtanlage soll mit 500 Springbrunnen ausgestattet gewesen sein, die von einem Reservoir mit etwa 2500 m³ Fassungsvermögen neben dem Suraj Bhavan gespeist wurden. Es dauerte damals etwa eine Woche, den Tank mit Ledersäcken zu füllen, um wenige Stunden das Spektakel genießen zu können. Dazu gehörte auch ein ganz besonderer Effekt, der im Kesav Bhavan am Nordrand des Parks ablief. Von Tanks auf dem Dach leitete man das Wasser durch Hohlräume, die mit Steinkugeln gefüllt waren und beim Durchfluss ein donnerartiges Geräusch erzeugten – zusammen mit dem Springbrunnen und Gesichtvorhängen die perfekte Illusion des Monsuns inmitten er heißen Jahreszeit.

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