Chittorgarh Fort - Rajasthan (Indien)

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Sehenswürdigkeiten

Das Fort:

Erbauer des Forts ist Bhim gewesen, einer der Helden der Mahabharata. Alles Sehenswerte dieser Stadt finden Sie innerhalb der Festung. Ein steiler Weg führt Sie im Zickzack-Kurs durch sieben Tore zum Haupttor an der Westseite, dem Ram Pol.

Bei Ihrem Aufstieg passieren Sie zwei Chhatris, das sind Gedenksteine zu Ehren von Jaimal und Kalla. Beide Helden starben 1568 während der Belagerung durch Akbar. Ein weiterer Chhatri erinnert an den Tod des Patta. Das Haupttor an der Ostseite ist das Suraj Pol. Im Fort selbst führt ein Rundweg um die Ruinen herum, und am Südende ist ein Wildpark.

Palast des Rana Kumbha:
Wenden Sie sich nach Betreten des Forts sofort nach rechts, so gelangen Sie zunächst zu den Ruinen dieses Palastes. Zu ihm gehören Elefanten- und Pferdeställe und ein Shiva-Tempel. In einem Gewölbekeller dieses Palastes soll ein Jauhar stattgefunden haben. Gegenüber vom Palast ist das archäologische Büro und das Museum sowie die Schatzkammer oder Nau Lakha Bhandar.

Fateh-Prakash-Palast: Direkt hinter dem Palast von Rana Kumbha steht der moderne Fateh Prakash-Palast (Maharana Fateh Singh starb erst 1930). In diesem Palast ist ein interessantes Museum untergebracht, in dem Statuen ausgestellt sind, die man in den verschiedenen Gebäuden innerhalb des Forts fand.

Siegesturm (Tower of Victory): Wenn Sie weiter entgegen der Uhrzeigerrichtung gehen, erreichen Sie den Siegesturm (Jaya Stambh). Rana Kumbha ließ ihn zum Gedenken an seinen Sieg über Mahmud Khilji von Malwa im Jahre 1440 errichten. Gebaut wurde dieser Turm in den Jahren 1458-1468. Seine neun Stockwerke rangen 37 m empor. Gegen eine Eintrittsgebühr dürfen Sie über breite Treppen die Turmspitze erklimmen. Die Außenseite des Turms ist mit Hinduskulpturen verziert. Der Turm wurde durch einen Blitzschlag beschädigt, aber im letzten Jahrhundert wieder repariert. Unmittelbar beim Turm ist der Platz (Mahasati), auf dem die Ranas in der Zeit, als Chittorgarh noch Hauptstadt war, verbrannt wurden. Sie werden auch viele Sati-Steine in dieser Umgebung entdecken. Ferner steht hier noch der Sammidheshwar-Tempel.

Gaumukh Reservoir: Hinter dem Tempel am Ende der Klippe ist ein tiefes Auffangbecken für Wasser. Gespeist wird es von einer Quelle, deren Wasser durch das Maul einer in den Felsen gehauenen Kuh fließt. Diese Figur verlieh dem Reservoir auch den Namen. Eine Öffnung in der Klippe führt zu der Höhle, von der man annimmt, daß in ihr Padmini mit ihren Gefährtinnen dem Tod durch Jauhar entgegen ging.

Padminis Palast: Gehen Sie weiter in Richtung Süden, dann erreichen Sie den Palast von Padmini. Er steht neben einem Wasserbecken, in dessen Mitte sich ein Pavillon erhebt. Die Legende weiß zu berichten, daß Padmini in diesem Pavillon stand, als Ala-ud-Din sie vom Palast aus sah, jedoch nicht durch einen direkten Blick, sondern durch einen Spiegel, in dem sich der Pavillon mit der Schönen spiegelte. Dieser kurze Anblick genügte; er beschloß Chittor zu zerstören, um die schöne Padmini zu erobern. Die Bronzetüren des Pavillons ließ Akbar abtransportieren. Sie können diese heute im Fort von Agra bewundern. Wenn Sie auf dem Rundweg weitergehen, gelangen Sie zum Wildpark, zum Bhimlat Tank, zum Suraj Pol-Tor, zum Neelkanth Mahadev Jain-Tempel und schließlich zum Tower of Fame.

Tower of Fame: Chittors zweiter berühmter Turm ist der Kirti Stambha. Er ist älter, vermutlich aus dem 12. Jahrhundert, und mit seinen 22 m kleiner als der Siegesturm. Ein Kaufmann der Jains ließ ihn erbauen und widmete ihn Adinath, dem ersten Tirthankar dieser Glaubensgemeinschaft. Ausgeschmückt ist der Turm mit den Figuren vieler unbekleideter Tirthankars. Dadurch soll angedeutet werden, daß es ein Digambara ist, d.h. ein nur vom Himmel bekleidetes Monument. Eine enge Treppe führt die sieben Stockwerke hinauf zur Spitze.

Weitere Gebäude: Unweit des Museums Fateh Prakash steht der Meera-Tempel. Er wurde im Indo-Arier-Stil erbaut, und zwar während der Herrschaft von Rana Kumbha, und ist mit mystischen Versen der Dichterin Meerabai versehen. In der Nähe ist auch der größere Kumbha Shyam-Tempel (Vriji-Tempel) Der Jaintempel Singa Chowri, mit sichtbaren Hindu-Einflüssen, ist ebenfalls in dieser Gegend zu finden. Gegenüber vom Palast der Padmini steht der Kalika Mata-Tempel. Er wurde im 8. Jahrhundert als Surya- oder Sonnengott-Tempel errichtet, später aber der Gottheit Kali gewidmet. Am Nordende des Forts steht ein weiteres Tor, das Lokhota Bari. Die Maueröffnung im Süden dürfte man kaum als Tor bezeichnen, durch sie stieß man nämlich Kriminelle und Verräter in den Abgrund.

Anreise und Nahverkehrsmittel:
Chittor liegt an wichtigen Bus – und Bahnlinien. Auf der Straße sind es 182 km bis Ajmer und 112 km bis Udaipur. Die Fahrzeit nach Udaipur beträgt drei Stunden. Zwischendurch werden Sie blühende Opiumfelder sehen. Die rosa und weiß blühenden Pflanzen werden hier durchaus legal angebaut. Bundi ist 156 km entfernt. Da sich das Fort über eine größere Fläche ausdehnt und deshalb zwangsläufig längere Strecken zu Fuß bewältigt werden müssen, werden Sie zum Fort ein Transportmittel benötigen. Für die Fahrt können Sie Tongas oder Auto-Rikshas benutzen.

   
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Sati & Jauhar
Unter den zahllosen Riten jenes fremden Indiens gab es einige, deren Grausamkeit die Reisenden früherer Jahrhunderte zutiefst betroffen machte und die besonders in Europa Aufsehen erregten. Die meisten dieser Riten sind mittlerweile auch in Indien in Vergessenheit geraten. Erhalten blieb die Erinnerung an die Sati, die Witwenverbrennung. Dieser Brauch, der in den Augen des Volkes die Heldenhaftigkeit der indischen Frau bezeugt, kann seit etwa dem 14. Jhdt. nachgewiesen werden.
Können wir leugnen, daß uns dieser grausame Ritus mit Neugier erfüllt? Obwohl es noch im 19. Jhdt. jährlich bis zu 2000 Sati-Fälle gegeben hat, läßt sich doch nur weniger als ein halbes Dutzend europäischer Augenzeugen benennen, die übereinstimmend folgendes berichten: Die Frau gab kurz nach dem Tode ihres Ehemannes bekannt, daß sie Sati verüben wolle. Niemand versuchte, sie von dem Vorhaben abzubringen. Man betrachtete sie als Eigentum des Mannes, das mit dessen Tod seinen Sinn und seine Daseinsberechtigung verloren hatte. Wer sollte die Frau nun aufnehmen? Eine Wiederverheiratung war ausgeschlossen. Hätte sie einen Sohn gehabt, so hätte er sie ernähren können. So aber mußten die Schwiegereltern für sie sorgen. Ihre eigenen Eltern hatten sich einst mit der Mitgiftzahlung von dieser Pflicht freigekauft. So ist es nur verständlich, wenn die Schwiegereltern, die kaum sich selbst ernähren konnten, die Absicht der Frau mit Genugtuung aufnahmen. Das war nach Manus Gesetzbuch der Wille der Götter.
Während am Fluß die Totenfeiern für den Mann vollzogen wurden, nahm die Frau ein letztes Bad, zog einen safranfarbenen Sari an, schmückte sich mit Blumen und ihren Hochzeits schmuck und bemalte ihre Hände mit einem Mehndi-Muster. Draußen warteten die Frauen ihrer Familie darauf, sie zum Fluß zu geleiten, wo bereits der Scheiterhaufen errichtet war. Auf dem Weg dorthin hinterließ die Frau an einem Tempel den Abdruck ihres Mehndi, der noch lange nach ihrem Tod an ihre Heldenhaftigkeit erinnern wird. Um den Scheiterhaufen drängten sich bereits die Bewohner des Dorfes, die neugirerig das Schauspiel erwarteten. Der Leichnam des Mannes wurde mit dem Gesicht zum Fluß auf den Scheiterhaufen gelegt. Währenddessen rezitierten die Brahmanen die heiligen Texte, die von der Frau wiederholt wurden. Bald verfiel sie in Trance. Es mußten noch etliche rituelle Handlungen vollzogen werden, bis man endlich die Frau emporhob und neben ihren Gatten legte. Sie wurde mit einem Strick an den Leichnam ihres Mannes gebunden. Reisig wurde aufgelegt, dann konnte niemand mehr die Körper sehen. Mit Bambusstangen preßte man das Ehepaar fest auf den Scheiterhaufen, der gleich darauf angezündet wurde. In die schnell emporlodernden Flammen warf man Ghee, womit das Feuer noch verstärkt wurde. In der Weise, wie die Körper aneinander gebunden waren, war es der Frau unmöglich, laut zu schreien. Das Feuer und die Stimmen der Zuschauer übertönten jades Winseln.
Nach wenigen Minuten war ein lauter Knall zu hören, dann ein zweiter. Beide wurden mit großem Beifall aufgenommen: die Skelette waren auseinandergeplatzt, die Seelen hatten ihren Körper verlassen.
In der Verbrennung eines Leichnams setzt sich die vedische Tradition des Feueropfers an den Gott Agni fort. So bahnt die geweihte Flamme dem Toten und auch der verbrennenden Witwe den Weg zur Sonne. Mit der wachsenden Zahl der Sati Fälle entwickelte sich der Brauch zumindest in den oberen Kasten, insbesondere für die Frauen von Maharajas, zu einer gesellschaftlichen Pflicht. Erst 1829 sprach die britische Regierung unter Protest der Brahmanen das Verbot für die Sati aus. Seither ist die Witwenverbrennung illegal. Am 13. April 1980 erschienen in der ,,IIIustrated Weekly“ erstmals Fotos einer Sati. Sie waren einen Monat zuvor in einem kleinen Dorf in Rajasthan entstanden, wo man vor dem Zugriff der Polizei sicher war.
Um einen änlichen Ritus wie der Sati handelt es sich beim Jauhar, der vor allem in Chittorgarh und Jaisalmer verübt wurde. Wenn die Stadt belagert wurde und keine Aussicht auf Rettung mehr bestand, verbrannten sich alle Kriegerfrauen auf einem großen Platz, und ihre Männer warfen sich einen letzten, aussichtslosen Kampf. Dabei starben zumeist mehrere Tausend Menschen. Der Kriegernachwuchs rekrutierte sich aus den Söhnen der Verstorbenen oder aus Söldnern. Akbar, der letzte Belagerer Chittorgarhs, erkannte dies, und so ließ er bach seinem Sieg alles Volk, das ihm in die Hände fiel, hinrichten. Der wohl tragischste Fall eines Jauhar ereignete sich im 16. Jhdt. in Jaisalmer unter Maharawal Lunkeran, als Pathan Amir Ali die Stadt mit einer List erobern wollte. Er hatte ein Treffen seiner Frauen mit den Ranis gebeten, jedoch Soldaten in die Frauenkleider gesteckt. Als Lunkeren den Trick durchschaute, tötete er, da keine Zeit für die Errichtung eines Scheiterhaufens war, seine Frauen mit dem Schwert. Sein Handeln erwies sich als überstürzt, denn Amir Ali konnte geschlagen werden. In Jaisalmer nennt man diese Episode ,,Halbes Jauhar“.

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