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Rajasthan Rundreisen |
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Rajasthan Reise ab Delhi -
Geschichte - Sehenswürdigkeiten - Das Rote Fort - Jami
Masjid – Die Freitagsmoschee - Rajpath Purana Qila - Das
Safdar Jang-Mausoleum - Der Baha’i-Tempel
(Lotus Tempel) - Das
Nationalmuseum und Umgebung von Delhi
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Alt-Delhi
Das quirlige, übervölkerte, dem Fremden exotisch und
betäubend erscheinende Old-Delhi ist aus dem von Shah
Jahan gerundeten Shahjahanabad hervorgegangen. Während die
Stadtmauern bis auf einige Tore der Verkehrsplanung zum
Opfer gefallen sind, haben die wichtigsten Bauten, das
Rote Fort und die Freitagsmoschee, den Zeitwandel nahezu
unbeschadet überstanden und legen damit Zeugnis ab von der
höfischen Kultur und Kunst der Moguln auf dem Höhepunkt
ihrer Macht.
Das
Rote Fort
Shah Jahan hatte zwar die von seinem Großvater Akbar
übernommene Residenz, die rote Festung in Agra, elf Jahre
lang bewohnt und weiter ausgebaut, fühlte sich aber
angeblich wegen der sommerlichen Hitze hier nie so recht
wohl. Auf der Suche nach einer neuen Hauptstadt soll aber
auch der Widerstand der Bewohner Agras gegen die zügellose
Bauwut des Potentaten, durch die sie ihre eigenen Häuser
bedroht sahen, eine Rolle gespielt haben. Da Shah Jahan im
Alter freiwillig nach Agra zurückkehrte und dort, dann
allerdings die meiste Zeit als Gefangener seines Sohns
Aurangzeb, den Rest seines Lebens verbrachte, dürften eher
strategische Gründe Für die Wahl Delhis als neue
Hauptstadt ausschlaggebend gewesen sein. Wichtig war die
Nähe zu Lahore (im heutigen Pakistan), einem zentralen
Pfeiler an der nördlichen, stets unruhigen Grenze des
Mogulreichs. Schon vor der Umsiedlung nach Delhi hatte
Shah Jahan die Städte Agra, Delhi und Lahore durch eine
hervorragend ausgebaute Straße verbunden und damit eine
Hauptachse durch sein Reich geschaffen, die eine schnelle
Truppenverlegung ermöglichte.
Im Jahre
1638 gründete der Mogulherrscher etwa 7 km nördlich der
alten Festung Purana Qila die Stadt Shahjahanabad und
hielt neun Jahre später mit großem Pomp Einzug in die
prunkvoll ausgestattete neue Residenz. Der Bau der
Zitadelle, nach dem Verwendeten roten Sandstein Lal Quila
(Rote Festung) genannt, folgt den klassischen, strengen
Konzepten muslimischer Stadtplanung, wobei die Festungen
von Agra und Lahore als Vorbild dienten. Da Delhi jedoch
aus einem Guß entstand, vermittelt es trotz zahlreicher
Änderungen durch die Engländer nach wie vor einen recht
authentischen Eindruck eines Palastes aus der Mogulzeit,
und es fällt nicht schwer, sich das luxuriöse Leben am Hof
auszumalen.
Spiegelte
Fatehpur Sikri mit seinen offenen, eher verspielt
aneinandergereihten Höfen und dem asymmetrischen Plan die
religiöse Toleranz Kaiser Akbars, so lässt sich die
Festung in Delhi mit ihrer starren Achsenbetonung und
ausgeprägten Symmetrie als architektonischer Ausdruck der
orthodoxen Glaubensrichtung Shah Jahans interpretierten –
verbunden mit dem Anspruch unumschränkter Alleinherrschaft
und demonstrativer Prachtentfaltung. Vorherrschend sind
saeulengestuetzte, einstöckige Hallenbauten aus Sandstein
und Marmor.
Die
Palastanlage selbst wurde als Rechteck konzipiert und mit
einer 2,4 km langen Mauer umschlossen, die neben der
Königlichen Residenz auch die Quartiere der Garnison,
einen Basar, Verwaltungsgebäude und die Wohnungen der
Bediensteten einschloss. Durch den Verlauf der Yamuna, an
den das Fort im Osten grenzte (heute liegt der Fluss durch
Aufschuettung etwas entfernt), erhielt der Mauerkranz die
From eines langgestreckten Achtecks. Aufgelockert werden
die an der Flussseite 25 m und an der Landseite 37 m
hohen, in ihrem Ausmass noch immer imponierenden Mauern
durch Bastionen, Zinen und Türmchen. Der Zugang nach
Shahjahanabad erfolgt durch nur zwei Tore, je eines im
Westen (Lahore Gate) und im Süden (Delhi Gate).
Jami
Masjid – Die Freitagsmoschee
Auch die
gewaltige Freitagsmoschee , die sich 1 km westlich des
Roten Forts auf einem Felsen liegend weit über das
Haeusermeer von Alt-Delhi erhebt, ist dem gleichermassen
kunstsinnigen wie prunksüchtigen Shah Jahan zu verdanken.
Nicht nur architektonisch bildet sie zusammen mit dem
Roten Fort ein Ensemble, sie war überdies bewusst
eingebunden in das politische Gefüge. Jeden Freitag zog
der Mogul mit seinem Hofstaat in prunkvoller Prozession
vom Palast zur Moschee und demonstrierte damit augenfällig
seinen Machtanspruch über Kirche und Staat gleichermassen.
Mit dem Bau
der nach wie vor groessten Moschee Indiens wurde 1650
begonnen. Als Datum der Fertigstellung ist das Jahr 1658
verzeichnet, das Jahre also, in dem Shah Jahan von seinem
Sohn Aurangzeb gestuerzt wurde. Von drei Seiten führen
breite Treppenfluchten zu den Eingangstoren des Hofs
empor. Für Touristen ist der Nord Eingang vorgesehen (kein
Zutritt waehrend der Gebetsstunden), während die Gläubigen
am Freitag und an den hohen islamischen Festtagen das
Heiligtum durch den Osteingang betreten. Seinen
harmonischen Gesamteindruck verdankt der Komplex der
ausgewogenen Kombination von Kuppeln, Toren, Galerien und
Ecktürmen, die von den Architekten gekonnt in Beziehung
zueinander gesetzt wurden. Mit einer Seitenlänge von mehr
als 90 m bietet der Innenhof über 20,000 Betenden Platz,
Sein Zentrum nimmt ein grosses Becken ein, in dem jeder
Glaubige vor dem Gebet die rituelle Reinigung vollziehen
muss. Von der erhöhten Plattform am Rand wiederholte ein
zweiter Geistlicher die Worte des Imam aus der Moschee, um
die Predigt der im Hof versammelte Menge zu uebermitteln.
Heute uebernehmen Lautsprecher diese Funktion.
Die nach
Westen ausgerichtete Moschee (60 m x 40 m) wird flankiert
von zwei dreifach gegliederten Minaretten (90 m hoch),
gekrönt von Pavillons und in ihrer Vertikalen durch den
Wechsel von Sandstein-und Marmorbaendern betont (das linke
Minarett kann man mit Erlaubnis besteigen). Dass Shah
Jahan mit dem Bau vor allem sich selbst ein Denkmal setzen
wollte, laesst sich aus den zehn Inschriftentafeln an der
Front ablesen. Statt der üblichen heiligen Koran – oder
Hadith –Vverse verbirgt sich hinter der kunstvollen, in
persisch gehaltenen Kalligraphie eine Lobpreisung des
Bauwerks und seines Schöpfers.
Durch den
hohen Iwan, unter dem sich eine weitere Predigerplattfrom
aus Marmor befindet, betritt man das Innere mit der
Gebetsnische an der nach Mekka ausgerichteten Wand und der
davor hängenden Lampe, die die Gläubigen an den
Koranspruch der 24. Sure erinnern soll: Gott ist das Licht
von Himmel und Erde. Sein Licht ist mit einer Nische zu
vergleichen, mit einer Lampe darin. Eingefasst ist die
Gebetsnische von bei islamischen Ritualen gebraeuchlichen
Glaubensformeln, die ein wenig die selbstgefaelligen
Lobsprüche des Herrschers an der Aussenfront relativieren
und den eigentlichen Sinn des Bauwerks als Masjid, Ort des
sich Niederwerfens, ins Bewusstsein rufen.
Rajasthan - Indien Reisen ab Delhi
New
Delhi
Als Indien 1877 aus dem Besitz der East India Company zum
Empire in the East aufstieg, mit Koenigin Victoria als
Kaiserin an der Spitze, wurde schnell auch der Ruf nach
einer angemessenen Metropole laut. Calcutta konnte als
peripher gelegene Handelsstadt diese Funktion nicht
erfüllen und die in den Bergen liegende Sommerresidenz
Simla war zu unbedeutend. So führte kein Weg an Delhi
vorbei, zumal es den Engländern darum ging, sich
standesgemäss in die Reihe der Herrscherdynastien
einzureihen und sich gegenueber den Vasallen als
rechtmaessige Nachfolger der Moguln zu etablieren.
Auch
hinsichtlich der Selbstdarstellung, die seit dem
Siegesturm von Qutb-ud-Din Aibak (13. Jh.) wesentliche
Triebfeder der imperialen Bautaetigkeit war, galt es, sich
mit den Werken der Vorgänger zu messen, ja sie nach
Möglichkeit zu überbieten, um den Herrschaftsanspruch nach
aussen hin zu legitimieren, vor allem aber, um sich selbst
ein Denkmal zu setzen. So verwirklichten die Engländer in
zwanzigjaehriger Bauzeit einen monumentalen Stadtentwurf
mit kilometerlangen Alleen, gewaltigen Gebäudekomplexen,
riesigen Plätzen und einer breiten Prozessionsstrasse –
ohne Zweifel ein gelungenes Werk, das auch nach der
Erlangung der Unabhängigkeit überzeugte. So ist in Zukunft
kaum zu befürchten, dass dem achten Delhi das Schicksal
der sieben Vorlaeufer als Grabstein auf dem Friedhof der
Dynastien beschieden ist.
Ausgerichtet
wurde die Neustadt an einer von Nordost nach Südwest
verlaufenden Achse, die die Freitagsmoschee mit dem
Parlamentsgebäude verbindet und damit symbolisch das
Mogulreich mit dem Kolonialreich verknuepft. Zentrum
dieses spinnwebartigen, überwiegend aus geraden Strassen
bestehenden Strassennetzes ist der Connaught Circus , ein
monumentaler, von mehreren konzentrisch angeordneten
Kolonnaden umschlossener Platz, der nur an der Suedseite
durch Hochausarchitektur ueberragt wird, ansonsten aber
noch unverfälscht den Stil des ausgehenden 19. Jh.
verkoerpert.
Rajpath
Nirgends
kommt die monumentale, auf äussere Wirkung abgestellte
Architektur der britischen Kolonialherren besser zum
Ausdruck als an dieser ueber 300 m breiten, von Ost nach
West verlaufenden Aufmarschstrasse, auf der noch heute die
Paraden abgehalten warden. Das östliche Ende markiert das
India Gate , offiziell All India War Memorial, ein
Kriegerdenkmal in Gestalt eines 40 m hohen, 30 m breiten
Triumphbogens aus Bharatpur-Sandstein, zu dem 1921 der
Grundstein gelegt wurde. Gekrönt wird das Denkmal von
einer Schale. In die Wände gemeisselt sind 70 000 Namen
der für England im Ersten Weltkrig Gefallenen und 13516
jener, die an der Nord-Westfront und im Kampf gegen
Afghanistan (1919) ihr Leben verloren haben. Unter dem
Baldachin des kleinen Pavillons einige Meter östlich hatte
vor der Unabhaengigkeit ein Denkmal Koenig George V.
seinen Platz.
Von der
Gedenkstätte geht der Blick ungehindert den Rajpath
entlang zum entfernt auf einem Hügel liegenden Rashtrapati
Bhavan , der Residenz des Vizekönigs und heute Sitz des
Präsidenten. Das monumentale, an ein Schloss erinnernde
Bauwerk, Für das auf dem Huegel 6 m Erdreich abgetragen
warden mussten, besteht aus einem Hauptgebäude und vier
Flügeln in klassizistischem Stil. Eine Freitreppe führt
zum Haupteingang und der dahinter liegenden runden
Darbarhalle, die von einer kupferbeschlagenen Kuppel
überwölbt wird. Erst der Mogularten hinter dem Komplex
macht wieder bewusst, dass man sich in Indien befindet.
Das Nationalmuseum
Vom All India Gate sind es nur wenige Schritte zum
Nationalmuseum , das erst 1960 im englisch inspirierten
Stil der Kolonialbauten entstand. Mit über 45000 Exponaten
zählt es neben dem Museum von Calcutta zu den
bedeutendsten Sammlungen des Landes und vermag jeden
Kunstilebhaber durch seine ausgewälten und für indische
Verhältnisse auch gut praesentierten Stücke zu begeistern.
Grossartiger
Auftakt in der Eingangshalle ist die wunderbare aus
Rajasthan stammende Sarasvatiskulptur, eine Marmorarbeit
aus dem 12. Jh. im Erdgeschoss warden ueberwiegend
Plastiken, geordnet nach Epochen, gezeigt. Von den
Induskulturen führt der Rundgang durch die Seele der
Maurya – und Guptaperiode, mehrere Räume sind der
buddhistischen Kunst gewidmet. Hervorzuheben sind hier die
Buddhastatuen aus Gandhara (1-2. Jh.), Teile der reich
dekorierten Steinzaeune der Stupas von Mathura und
Amaravati (1. Jh. V./2. Jh. N. Chr.) sowie Kunst des
tantrischen Buddhismus aus dem Himalaya. Auch herrliche
suedindische Bronzen (Cholazeit, 12. Jh.) gibt es zu
bewunddern und zahllose Sandsteinreliefs des indischen
Pantheons. Der erste Stock widmet sich in erster Linie
Manuskripten, Miniaturen und Funden aus Zentralasien, die
zweite Etage birgt Holzplastiken, Muenzen und Texitilien.
Man sollte sich fuer den Besuch mehrere Stunden Zeit
lassen, alle Ausstellungsstuecke sind auch mit englischem
Text versehen.
Im
Süden Neu-Delhis
Sechs der
sieben Städte Delhis lagen südlich des heutigen
Stadtkerns, ergänzt durch zahlreiche weitere Einzelbauten,
meist Mausoleen und Moscheen. Um den historischen Ablauf
zu verdeutilichen, soll die Rundreise im Süden beginnen,
wo die Geschichte der Stadt ihren Anfang nahm.
Purana
Qila
Mitte des 16. Jh. Riss Sher Shah Sur (1538-1545) die von
Humayun gegruendete Stadt Dinpanah ein und errichtete in
der Nähe, möglicherweise auf den Grundmauern der
legendären, im Mahabharata erwähnten Stadt Indraprashta
eine Festung, zu der drei Tore Einlass gewährten.
Obwohl man bei Ausgrabungen Tonscherben aus dem Jahre 1000
v. Chr. gefunden hat – dieselbe Ware, die auch an anderen,
mit dem Mahabharata in Zusammenhang stehenden Orten
auftauchte – ist eine durchgängige Besiedlung der Stadt
erst seit dem 3. Jh. V. Chr. gesichert.
Fertiggestellt wurde die früher unmittelbar am Ufer der
Yamuna liegende Zitadelle allerdings erst von Humayun nach
seiner Rückkehr aus dem persischen Exil. Ein mit Bastionen
besetzter 2 km langer Mauerring, geschützt durch einen
Wassergraben, den die Yamuna speiste, umschloß den
Herrschaftsbereich. Heute betritt man Purana Qila durch
das Westtor, das, wie die beiden anderen Tore auch,
zweistöckig ausgeführt ist und ehemals mit Kacheln
geschmückt war. Erhalten geblieben sind innerhalb des
Mauerrings nur zwei Bauwerke. Die Qala-i-Khuna-Moschee
wurde 1541 von Sher Shah errichtet und gilt als ein
wichtiges Bindeglied zwischen der Lodiarchitektur und der
Baukunst der Moguln. Die über 51 m lange und nahezu 15 m
tiefe Gebetshalle betritt man durch einen der fünf
Hufeisenbögen, von denen der mittlere die anderen
überragt, sich aber auch durch reichere
Marmoreinlegearbeiten und durch einen kleinen
vorspringenden Erker hervorhebt. Ihr Vorbild hat die
Fassade unter anderem in Bara Gumbad. Die Westfront der
Moschee wird von doppelstöckigen oktogonalen Ecktürmen
abgeschlossen. Fensteröffnungen und Galerien, von
verzierten Sandsteinkonsolen gestützt, gliedern die von
Baldachindächern abgeschlossenen Türme. Drei kleine,
ebenfalls von Konsolen getragene Erker, ähnlich dem über
dem Hauptzugang, schmücken die Westfassade, die überdies
durch einen vorspringenden, vor Sandsteinsaeulen
flankierten zentralen Teil aufgelockert wird.
Zweiter
wichtiger Bau ist der ganz in der Nähe etwas erhöht
liegende zweistöckige, achteckige Turm Sher Mandal, der
durch einen ebenfalls achteckigen Pavillon abgeschlossen
wird. Die Funktion des innen mit Kacheln verkleideten
Bauwerks ist wegen des verlorengegangenen Kontextes zu
nicht mehr existierenden Bauwerken unklar; möglicherweise
diente es Sher Shah als er beim Abstieg, durch den Ruf des
Molvi aufgeschreckt, sich zum Gebet neigen wollte und
dabei die Treppe hinabstuerzte.
Dem
Eingangstor gegenüber liegt jenseits der Mathura Road die
Khairu’l Manazil-Moschee. Daneben ein Tor – einziges
Relikt einer heute nicht mehr existierenden Stadt.
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Rajasthan - Indien Reisen ab Delhi
Das Grab des
Humayun
Der südlich von Purana Qila liegende Komplex, in dem der
zweite Mogulherrscher Humayun (1508-1556) seine letzte
Ruhe fand, ist in vielerlei Hinsicht richtungsweisend für
die Architektur der Moguln, vereinen sich hier doch
erstmals gestaltete Gartenanlage und Mausoleum . Vor allem
aber in der Architektur wurden neue Wege beschritten. Aus
seinem persischen Exil führte der Herrscher nicht nur ein
stattliches Heer nach Delhi, sondern auch Künstler und
Gelehrte, die entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung
des Baustils nahmen. Statt der bis dahin noch üblichen
hinduistischen Elemente wie Pfeiler, Archivare und Konsole
hielt der selbsttragende Bogen Einzug in die
Indo-islamische Baukunst. In mannigfacher Weise tritt er
am Grabmal in Erscheinung, vom hohen Portalbogen bis zur
rein dekorativen Blendnische.
Erst neun Jahre nach dem Tode des Herrschers (1556)
betraute seine Witwe haji Begum den persischen Architekten
Mirak Mirza Ghiyas mit dem Bau des Grabgeleges. Das
Mausoleum ist eingebettet in einen quadratischen, von
Wegen und Bewässerungsgraben durchzogenen Mogulgarten, dem
ersten auf indischem Boden. Eine oktogonale, auf einer
Plattform ruhende Basis bildet das untere Stockwerk, auf
dem zurückgesetzt das stärker gegliederte Obergeschoss
ruht. Wie Bastionen springen die vier abgeschrägten
Eckbauten hervor. Sie werden zusammengehalten durch
zurückbringende Portalnischen, von denen die nördliche den
Zugang zur zentralen Grabkammer ermöglicht, die sich
zwischen den Eckbauten gewissermaßen versteckt.
Erstaunlicherweise gibt es für eine derartige Gruppierung
von Räumen in der islamischen Baukunst kein Vorbild,
gleichwohl aber in der Fünferanordnung von Hauptschrein
und Nebentempeln in der indischen Tempelarchitektur. Über
dem Zentrum wölbt sich eine doppelschalige Kuppel als
verbindendes Element zwischen den überbetonten Eckbauten
und der mittleren Kammer. Die Äußere, auf hohem Tambour
sitzende Schale dient der optischen Harmonisierung des
Bauwerks nach aussen hin, die innere der ausgewogenen
Raumgestaltung der Grabkammer. Persischen Ursprungs ist
die Auflösung der Wände in dekorativ gestaltete Flächen,
wobei hier jedoch statt der dort verwendeten üblichen
farbigen Kacheln Sandstein und Marmor Verwendung fanden.
Im Gegensatz zu den Moscheen und Mausoleen in Afghanistan
und Persien besteht der Baukörper jedoch nicht aus
gebrannten Ziegeln, sondern zurechtgehauenen, mit Klammern
zusammengefügten Sandsteinquadern. Hinduistisches Element
sind auch die Chatris an den markanten Ecken des
Obergeschosses. Sowohl hinsichtlich des Grundrisses als
auch wegen der Doppelkuppel gilt das Grabmal des Humayun
als ein wichtiger Wegbereiter für den Taj Mahal in Agra.
Beim Verlassen des Geländes kann man links einen Blick auf
das Grab von Isa Khan (1547) werfen, ein im Lodistil
gehaltenes Mausoleum. Nur wenige Meter vom Parkplatz
enternt erhebt sich auf einem Verkehrskreisel ein weiteres
Mausoleum, das Sabz Burj (Grüne Kuppel). Der achteckige
Bau aus der Frühzeit der Mogulepoche – es fehlen noch die
Chattris – hat zurueckgesetzte hohe Portalnischen und eine
Doppelschalenkuppel, die teilweise noch mit farbig
glasierten Kacheln verkleidet ist.
Das
Safdar Jang-Mausoleum
Die südlich der Lodigaerten zu findende Grabstätte für
Safdar Jang (1739-1754), Gouverneur der Provinz Oud und
spaeterer Premierminister unter Mohammed Shah, ist der
letzte mit einem Garten verbundene Grabbau in Indien. Der
Garten wurde – wie üblich – in vier Quadraten angelegt und
mit Wasserkanälen versehen.
Das doppelstöckige Mausoleum liegt auf einer Plattform,
deren Seitenwände aus Bogennischen bestehen, hinter denen
kleine Zellen liegen. Der quadratische Bau wird von
polygonalen Minaretten begrenzt und von einer ausladenden
Kuppel gekrönt. Trotz seiner reichen Verzierung mit
Sandstein und Marmor und der kunstvollen Dekoration der
Innenräume mit bemalter Alabasterornamentik vermag das
Mausoleum hinsichtlich seiner Proportionen nicht zu über
zeugen und wird wohl zu recht als ein letztes Aufflackern
der Mogularchitektur gewertet.
Der
Baha’i-Tempel (Der Lotus Tempel)
Einer Vision gleich erhebt sich zwischen Neu-Delhi und dem
Qutb Minar der wahrhaft kühne Entwurf des iranischen
Architekten Fariburz Sabha über makellos grüne, mit
Wasserbecken durchsetzte Rasenflächen. Das Haus der
Andacht der Bahai-Religion (, weltweit ca. 4,5 Mio.
Anhänger, davon ein Viertel in Indien), spektakulärste
Beispiel neuerer Sakralarchitektur, wurde nach
siebenjähriger Bauzeit am Weihnachtstag 1986 geweiht und
ist seither Ziel von ca. 3 Mio, Besuchern pro Jahr. Der
unglaublich niedrige Baupreis von nur 425 000 Euro lässt
sich allein durch den hohen persönlichen Einsatz aller
Beteiligten erklären. Aus neun rings um den Bau
angeordneten Wasserbecken, die u. a. der Klimatisierung
dienen, wächst die 35 m hohe Kuppel in Form einer sich
öffnenden Lotosblüte. Sie besteht aus 27 Blättern, die aus
nur 13 cm dicken Betonschalen gefertigt wurden. Für den
Architekten verkörpert der Lotos nicht nur ein tief in den
indischen Religionen verwurzeltes Symbol der Reinheit,
sondern über die ästhetische Vollkommenheit hinaus auch
die endgültige Manifestation des Göttlichen in unserer
Welt. Mit neun, jeweils in drei Reihen angeordneten
Blütenblättern beinhaltet die Pflanze zwei der wichtigsten
magischen Zahlen asiatischer Religionen. Neun gilt als die
Zahl des Mondes, drei wird als die Zahl des Wunders
angesehen.
Die Realisierung gestaltete sich außerordentlich komplex,
mußte doch die Lotosblüte für die statischen Berechnungen
in geometrisch definierbare Formen wie Zylinder, Kugeln,
Trapeze usw. umgesetzt werden. Wie bereits die Moguln hat
sich der Architekt des wundervollen Kontrasts von weissem
Marmor und rotem Sandstein bedient. Der Fussboden des
Innenraums ist mit Marmor belegt, die Zugänge und Treppen
sind mit Sandsteinplatten verkleidet.
Seine schneeweiße Farbe erhielt der Beton durch die
besondere Mischung der Materialien heller Dolomit aus der
Nähe Delhis, silbriger Quarzsand aus Jaipur und weisser
Zement aus Korea. Überdies gekrümmter Marmorplatten aus
den griechischen Pentelikon-Steinbrüchen verkleidet, die
in Italien zugeschnitten wurden. Die Äußeren neun Blätter
sind nach außen gebogen und bilden die neun Zugänge, die
als wesentlicher Bestandteil der Bahai-Architektur die
Offenheit für die Anhänger der verschiedenen Religionen
symbolisieren. Die neun mittleren Blätter weisen nach
innen, die neun inneren bilden schließlich die Kuppel. Sie
ist in ihrem Scheitel geöffnet und durch ein Glasdach
verschlossen, das den Regen abhält, aber den zentralen
Andachtsraum darunter mit Licht versorgt.
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Rajasthan - Indien Reisen ab Delhi
NIZAMUDDIN
Das moderne, mittelländische Wohnviertel Nizamuddin
besitzt in seiner Westhälfte ein mittelalterliches Dorf –
das Nizamuddin basti. Verschlungene, enge Gassen verlaufen
zwischen alten Häusern, um wachsende Bevölkerung
aufzunehmen. An den dichtgedrängten Ständen im Basar
werden Obst, Gebetsteppiche und –ketten, die weiße
Kopfbedeckung der Moslems, Parfum oder itr, Antimon oder
surma für die Augen, Kaustangen zum Reinigen der Zähne und
islamische Literatur feilgeboten. Kleine Restaurants mit
schimmernden Töpfen auf dem Herd betreiben ein lebhaftes
Geschäft mit biryani, Lammcurry und tandoori roti. Man
könnte meinen, es handle sich um ein Stück Old Delhi in
New Delhi. Doch das Dorf Nizamuddin ist sehr viel alter:
Es entstand im 13.Jahrhundert, als Hazrat Nizamuddin,
einer der großen moslemischen Heiligen Indiens, sich hier
niederließ.
Sein Schrein oder dargah zieht heute alljährlich
Zehntausende Besucher an, insbesondere anläßlich der
beiden Feste (Urs), mit denen die Ankunft des Heiligen und
seines ergebenen Anhängers Amir Khusrau, des
talentiertesten Dichters und Musikers seiner Zeit,
gefeiert wird. Das Urs von Hazrat Nizamuddin fällt in dem
selben Zeitraum wie das große Moslemfest ‘Id, das den
Fastenmonat Ramadan beschließt. Amir Khusraus Urs fällt in
den Shavval, den elften Monat des moslemischen Kalenders.
Vor den beiden Urs werden am Nordende des Dorfs
Jahrmarktstände aufgebaut. In großen Eisenpfannen werden
parathas (eine Art indisches Brot) gebraten und mit Grieß
oder halva verspeist. Wanderkions zeigen für eine Rupie
eine Auswahl an Liedern aus Hindi-Filmen, Fotografen mit
selbstgebastelt wirkenden Kameras geben jedem die
Möglichkeit, sich vor einem exotischen Hintergrund
ablichten zu lassen, und Karusselle wirbeln die Kinder mit
Höchstgeschwindigkeit herum. Die größten Menschenmengen
versammeln sich abends, wenn die Musik der quwwalis
erklingt, um Gott, den Propheten und die großen Mystiker
Hazrat Nizamuddin und Amir Khusrau zu preisen.
Der dargah verfügt über einen Haupteingang im Süden und
einen kleineren im Norden. Auf dem Weg zum Haupteingang
kann man im basti ein wenig Atmosphäre schnuppern.
Schlagen Sie bei der Polizeiwache in der Mathura Road den
Weg zum hauptbasar ein. Hinter dem Taxistand auf der
linken Seite füllt sich die Straße allmählich mit den
Kunden der Restaurants und Verkaufsstände sowie den
Studenten einer modernen, sechsstöckigen islamischen
Hochschule (Medrese). Sie liegt neben der großen Bari oder
Bangle-Wali-Moschee. Gegenüber an der Ecke befindet sich
der größte islamische Buchladen des basti. Die dort
abzweigende Gasse führt zu dem berühmten Restaurant
Karim’s. Durch ein mittelalterliches Steintor zu Ihrer
Linken gelangen Sie in einen geschützten Hof mit einer
überdachten Halle, die für festliche Anlässe genutzt wird.
Hier finden Sie ein paar verfallene Gräber von Anhängern
des heiligen Hazrat Nizamuddin, die in der Nähe seines
Schreins bestattet werden wollten. In der rechten Mauer
des Innenhofs führt ein Tor zu einem reich verzierten
Marmorpavillon- Chaunsath Khamba, die Halle der 64 Säulen.
Die Halle ist von einer durchbrochenen Marmorwand umgeben
und trägt ein Dach aus 25 Kuppeln. Im Innern befindet sich
das mit Blumenranken verzierte Marmorgrabmal von Mirza
Aziz Kokaltash, auf dem das Jahr 1033 n.H. (etwa 1623/24)
vermerkt ist. Mirza war der Sohn der Amme des großen
Mogulherrschers Akbar. In den neun anderen Grabmälern
ruhen vermutlich Mitglieder seiner Familie.
Auf der Hauptstraße des Basars gelangt man dann weiter zur
modernen Ghalib Academy. Ghalib (1796 -1869) war ein
Dichter von ungeheurer Sensibilität, Menschlichkeit und
Humor. Er gehörte dem Hof des letzten Mogulherrschers an
und erlebte auch die turbulente Zeit das Sepoy-Aufstands
oder ersten indischen Unabhängigkeitskriegs, die
Niederlage der Meuterer und die Rache der Briten an den
Einwohnern Delhis. Er gilt als einer der größten
Urdu-Dichter, dessen Werke einschließlich der
Übersetzungen in der Bibliothek der Akademie zu finden
sind. Der Wärter dort hat den Schlüssel zu dem Hof südlich
der Chaunsath Khamba, wo sich das bescheidene
Marmorgrabmal des Dichters befindet. Gewöhnlich ist es mit
Rosen bedeckt, die seine Bewunderer dort niedergelegt
haben. Von hier aus sieht man im Norden die Kuppel des Lal
Mahal oder Roten Palasts aus dem 13. Jahrhundert, der nach
einer gründlichen Renovierung inzwischen wieder bewohnt
wird.
Wenn Sie nun Ihren Weg vorbei an den nach Norden und Süden
abzweigenden Gassen fortsetzen, passieren Sie zahlreiche
Büffelfleischläden, bevor Sie sich allmählich dem dargah
nähern. Der Weg ist nun gesäumt mit Ständen, die
Rosengebinde, Weihrauch, Süßigkeiten und chadars sowie
golddurchwirkte Stoffe als Gaben für den Heiligen
feilbieten. Dann verbreitert sich die Straß, um für
Fleischläden, Mahboob- und Nizami-Restaurants Platz zu
machen, bevor man sich in einen Tunnel aus Blumenständen
stürzt, der sich bis zum Eingangstor des dargah windet.
Überall bieten Schuhmacher einen Schnellservice für Ihre
Schuhe an, die Sie beim Betreten des Schreins ohnehin
ausziehen müssen. Durch ein kleines Steintor gelangt man
zum hübschen Kuppelgrabmal von Ataga Khan, dem Vater von
Mirza Aziz Kokaltash und Gatten von Ji Ji Anga, der Amme
von Kaiser Akbar.
Sobald man den Haupthof des dargah betreten hat, wird man
in eine Atmosphäre der Ruhe und des Friedens eingehüllt.
Die meisten Besucher kommen mittwochs und donnerstags. Man
sieht hier sogar immer noch bishtis oder Wasserträger ihre
traditionellen Ziegenhäute mit Wasser füllen. An diesem
Ort verrichtete Hazrat Nizamuddin (1236 bis 1325) viele
Jahre lang seine Andacht und wurde hier auch beigesetzt.
Er war Mitglied des Chisti-Ordens moslemischer Mystiker
oder Sufis und der spirituelle Nachfolger von Shaikh Farid
Shakarganj. Wie ein früher Mystiker einmal sagte:,,Ein
Sufi ist wie die Erde, auf die alles Verdorbene geworfen
wird und aus der nur Schönes hervorkommt,“ Die Mitglieder
des Chisti-Ordens bedienten sich seit jeher der Musik, um
sich in Trance zu versetzen. Im Gehensatz zu den
orthodoxen Moslems halten die Sufis dies nicht für ,,unislamisch“.
Der Heilige und seine Anhänger hatten keinerlei weltliche
Besitztümer und waren von tiefem Gottvertrauen beseelt. Zu
seinen Lebzeiten zog Hazrat Nizamuddin unzählige Gläubige
in seinen Bann – Laien und Schüler, Hindus und Moslems
entsagten der Welt, um ihm zu folgen. Landgeschenke lehnte
Nizamuddin prinzipiell ab, Geldgeschenke verteilte er
unter die Armen. Das zunehmende weltliche Ansehen bewirkte
jedoch nur, daß er seine spirituellen Bemühungen noch mehr
verstärkte. Für die Sorgen und Probleme der einfachen
Menschen, deren Nähe er suchte, hatte er stets ein offense
Ohr. Für sie war er ein heiliger Mann und Wundertäter.
Manchen der sieben Sultane von Delhi war seine große
Anhängerschaft allerdings ein Dorn im Auge – zum einen,
weil die Macht des Reiches nicht gefestigt war, zum
anderen, weil der Heilige den Herrschern mißtraute. Doch
keiner der ihm feindlich gesinnten Sultane lebte lange
genug, um ihm zu schaden.
Nach seinem Tod wurde Hazrat Nizamuddins Grab zu einem
Schrein. Die Stellung des Pir oder geistigen Oberhaupts
wurde durch Vererbung weitergegeben und stellte keine
spirituelle Auszeichnung mehr dar. Der heutige Pir führt
seine Ahnenreihe auf die Schwester von Hazrat Nizamuddin
(der Heilige selbst hatte keine Kinder) und den Propheten
zurück. Im Lauf der Jahrhunderte hat sich das Gebot der
Armut allmählich gelockert, da es schwer ist, dem
enthaltsamen Pfad der Sufis zu folgen. Der Lebensunterhalt
von etwa 200 Familien (Nachfahren der Schwester und
Schüler des Heiligen sowie der Diener des Schreins) hängt
direkt vom dargah ab und wird durch die Spenden der
hinduistischen und moslemischen Gläubigen bestritten. Ein
Teil davon fließt in der Instandhaltung des Schreins und
kommt auch den Armen zugute.
Im Hof des dargah befinden sich mehrere Gräber und darum
herum die Büros verschiedener Nachkommen der Jünger und
Familie des Heiligen. Ein Margosa-Baum beschattet die
roten Sandsteinschirme des Grabs von Amir Khusrau, des
berühmtesten Schülers von Hazrat Nizamuddin. Seine in
Persisch und einer frühen Form des Hindi verfaßten Verse
erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit und werden vor
dem dargah gesungen.
Ein Stück weiter in der Mitte des Innenhofs sind zwei
Gräbergruppen von Marmorwandschirmen umgeben. In der
östlichen Einfriedung in der Nähe des Eingangs zum dargah
liegen die Gräber des Mogulherrschers Muhammed Shah
(1719-1748) und der Brüder des letzten Moguln, Bahadur
Shah Zafar und Azam Shah. In der anderen Einfriedung
befindet sich das schmucklose Grab von Jahanara (gest.
1681), der talentierten Tochter von Kaiser Shahjahan, der
für ihre Mutter das Taj Mahal errichtet hatte.
Nördlich davon steht das Grabmal des Heiligen selbst
gekrönt von einer Zwiebelkuppel mit goldener Spitze,
umgeben von Veranden und filigran durchbrochenen
Marmorschirmen. Die Grundstruktur des Grabmals stammt aus
dem 16. Jahrhundert, doch vieles wurde in Lauf der Zeit
verändert oder hinzugefügt, insbesondere die
Blumenmalereien. Den Frauen ist traditionell der Zutritt
zum Grabmal verwehrt. Viele sitzen allerdings auf den
Veranden, wo sie im Koran lesen, durch die Marmorschirme
spähen und Bänder oder Stoffstücke als Symbol für die an
den Heiligen herangetragenen Bitten an den Wandschirmen
befestigen. Geht ihr Wunsch in Erfüllung, kehren sie mit
geschmückten chadars für das Grab sowie Geldspenden für
die Armen zurück. Im Innern verrichten die Gläubigen mit
bedecktem Haupt ihre Gebete und bringen Blumen und
Weihrauch dar. Draußen werden religiöse Lieder (qawwalis)
gesungen. Spätestens hier wird Sie ein elegant und
wohlhabend aussehender Diener des dargah mit den Worten ,,sign
the book“ (unterzeichne das Buch) ansprechen, was nichts
anderes als die Bitte um eine Spende ist.
Westlich des Grabmals steht eine große Moschee, die
während der größeren Feste auch als Schlafsaal dient. Sie
wurde 1325 von einem Sohn des Sultans Ala-u-ddin Khilji,
einem Bewunderer des Heiligen, erbaut. Um ihre großen
Bögen winden sich Lotusblütenranken. Den ganzen Tag über
verrichten Moslems hier ihre Gebete.
Nördlich von Hazrat Nizamuddins Grab führt ein Durchgang
zu einem großen baodi (Stufenbrunnen), der von Sultan
Ghiyasuddin Tughlaq (1320-25) erbaut wurde und von
mehreren Quellen gespeist wird. Wer in ihm badet oder von
seinem Wasser trinkt, wird dem Volksglauben nach von
unheilbaren Krankheiten geheilt. Inzwischen ist das Wasser
so verdreckt, daß es schon fast an ein Wunder grenzt, wenn
niemand ernsthaft daran erkrankt. Von hier aus führt ein
weiterer Durchgang zum Nordeingang des dargah.
Mehrere Bauten im basti aus der Zeit vor der
Mogulherrschaft lohnen einen Besuch. Am eindrucksvollsten
ist die festungsähnliche Kali Masjid, die 1370/71 vom
Premierminister des Sultans Feroze Shah Tughlaq am
südöstlichen Ende des Dorfs erbaut wurde. Erst vor kurzem
erhielt sie einen neuen Boden aus poliertem Marmor.
Massive Steinpfeiler stützen das Kuppeldach einer um den
Hof herumlaufenden Veranda und zwei überdachte Gänge, die
den Hof in vier gleich große Abschnitte unterteilen.
Obwohl die meisten Dorfbewohner Moslems sind, befinden
sich neben dem Osteingang der Moschee eine Reihe von
Harijan-Häusern. Sie gehören den Mitgliedern der
Valmiki-Gemeinde, benannt nach dem Autor des Hindu-Epos
Ramayana. Hinter der Moschee steht ein kleiner
Valmiki-Tempel mit einer Statue des Weisen beim Verfassen
des Ramayana. Im Norden des Dorfes liegt die BaraKhamba
oder Zwölf-Säulen-Halle, ein quadratischer Bau mit einem
zentralen Raum und drei Bögen auf jeder Seite. Er diente
wohl ursprünglich als Grabmal. Eingezwängt zwischen
Wohnhäuser steht westlich davon das in verschiedene
Wohnräume unterteilte, ziemlich verfallene achteckige
Grabmal von Khan-i-Jahan Tilangani, des Premierministers
von Feroze Shah Tughlaq. Man kann nur hoffen, daß es
restauriert wird, bevor es über den Bewohnern
zusammenbricht.
An der Westseite des Dorfes entlang verläuft eine Straße,
die an einem neuen, rosafarbenen Hindu-Tempel mit bunten
Götterbildern und einem Nachtlager für die Bedürftigen
vorbeiführt. Auf der anderen Straßenseite steht ein neuer,
makellos sauberer dargah mit dem Grab eines anderen
Mystikers – Inayat Khan Sufi, der heute über eine große
Anhängerschaft in Europa und den Vereinigten Staaten
verfügt.
DIE STÄDTE IM
SÜDEN
In dem vom Yamuna und dem Northern Ridge umschlossenen
Dreieck liegen nicht nur die bekannten ,,sieben Städte“
Delhis, sondern auch mindestens 15 Verschiedene
Siedlungen. Nimmt man eine Karte, in der die
aufeinanderfolgenden Städte von Delhi verzeichnet sind,
stimmt sie jedoch nur in geringem Maße mit einer modernen
Karte überein. Der Urbanisierungsdruck hat die Landschaft
so drastisch verändert, daß schon viel Phantasie nötig
ist, um die Grenzen zu identifizieren. Die ersten vier
Städte liegen im Süden, am Fuß, des Gebirgszugs, die
nächsten drei weiter nördlich am Fluß, Delhi Nr.8 und 9
waren die Lager der britischen Ziviltruppen im Norden und
Lutyens’ Delhi zwischen den ältesten Siedlungen und
Shahjahanabad.
Bis in die sechziger Jahre wurde Delhi inoffiziell in ,,Old“und
,,New“ unterteilt, um die älteren Städte von der neuen zu
unterscheiden. Heute besteht ,,Old“ und ,,New“ in der
offiziellen Terminologie weiter, wenn sich auch der
Normalbürger zur Differenzierung der städtischen
Ausdehnung vorzugsweise der Himmelsrichtungen bedient. Von
diesem großen Delhi wurden viele alte Städte geschluckt:
Meist handelte es sich um eine Ansammlung alter Monumente
mit einer angrenzenden Dorfsiedlung. Auf den Feldern
wurden Wohnungen errichtet, so daß Monumente und Dörfer
zwischen moderne ,,Kolonien“ gezwängt sind. Lord Curzons
Enthusiasmus bewirkte zwar, daß viele der wichtigen
Denkmäler heute ,,geschützt“ sind und ihre Umgebung
landschaftlich gestaltet wurde, doch zahlreiche kleinere
Bauten sind völlig verschwunden oder liegen ziemlich
versteckt.
Einem einheimischen Sprichwort zufolge sind zur Gründung
einer Stadt drei Dinge notwendig: badshah, badal, dariya –
ein König, Wolken und ein Fluß. Der yamuna war ein
nützliches Transportmittel, die Wolken brachten den
notwendigen Regen, und die Könige bedienten sich der
Landschafts Delhis, um ihre Städte und Paläste zu
errichten. Im 13. Jahrhundert besetzten die II-baris die
Stadt Prithviraj Chauhan auf dem Ridge (heute Qila Rai
Pithaura) und schufen einige architektonische Glanzstücke,
die im Qutb-Minar-Komplex zu bewundern sind. Als-ud-din
Khilji (1290-1316) errichtete in der Ebene einen neuen
Palast in Siri. Die Tughlaq-Dynastie brachte es in weniger
als einem Jahrhundert auf weitere drei
Palastfestungen-Tughlaqa-bad, Jahanpanah und Feroze Shah
Kotla.
Hier stellen wir ihnen die vier südlichen Städte vor –
Mehrauli und den Qutb-Minar-Komplex, Siri, Tughlaqa-bad
und Jahanpanah. Sie sind alle jeweils in etwa zwei bis
drei Stunden zu besichtigen. Bequeme Wanderschuhe und
lange Beinbekleidung sowie ein ausreichender Wasservorrat
sind unbedingt erforderlich, da manche Bauwerke schwer
zugänglich sind und man oft schmale Treppen mit steilen
Stufen erklimmen muß, um eine spektakuläre Aussicht zu
genießen. Der französische Reisende Rousselet, der Delhi
vor über einem Jahrhundert besuchte, sprach die Empfehlung
aus, sich den Qutb Minar bis zum Schluß aufzuheben, doch
die Reihenfolge bleibt natürlich jedem Besucher selbst
überlassen. Die Ruinen des Sultanats strahlen eine
ureigene Atmosphäre aus, die man langsam in sich aufnehmen
sollte. Was sich dort dem Auge des Betrachters bietet,
sind die Überreste städtischer Kulturen, deren Gärten,
kühle und farbenprächtige Interieurs, kunstvolle Rituale
und pulsierende kosmopolitische Kultur Delhi zum Rivalen
von Bagdad und Isfahan aufsteigen ließen. Wenngleich
vieles verlorenging, sprechen die raffiniert belüfteten
Bauwerke und die ausgetüftelte Handwerkskunst für sich.
Mehrauli-Qutb Minar: Das etwa zehn Kilometer vom India
Gate entfernte Mehrauli war seit dem 12. Jahrhundert,
womöglich schon früher, ständig besiedelt. Bis noch vor
etwa 50 Jahren waren Delhi und Mehrauli durch einen halben
Tagesritt voneinander getrennt. Die Mangohaine, Hügel und
Felder machten Mehrauli zu einem beliebten Erholungsort
für die Stadtbewohner. Zwar sind die meisten Haine und
Felder heute verschwunden, doch die Monumente stehen unter
Denkmalschutz. Manche Abschnitte wurden, sogar auf
Anordnung der Regierung landschaftlich gestaltet. Heute
wird das Wasser vom Fluß nach Mehrauli gepumpt, doch das
beste Trinkwasser kommt nach wie vor aus den alten Brunnen
an den Hängen. Die Erkundung dieser Gegend umfaßt drei
Abschnitte – den Qutb-Minar-Komplez, das Dorf Mehrauli und
einige Monumente an der Mehrauli-Gurgaon Road.
Der Qutb-Minar-Komplex: Die Bedeutung dieser Monumente
liegt nicht nur in ihrer augenfälligen Schönheit, sondern
auch in der Tatsache, daß sie die ersten
Architekturbeispiele dieser Art in Delhi sind. Qutb-ud-din
Aibak hatte es so eilig, den Sieg des Islam über
Nordindien zu verkünden, daß er kurzerhand Elemente zuvor
abgerissener Hindutempel zur Schaffung der ersten Moschee
auf indischem Boden verwendete, die er Quw-wat-ul-Islam
(Sieg des Islam) nannte. Daher tragen die Säulen und Bögen
der Gebetshalle in ihren Ornamenten den untrüglichen
Stempel der einheimischen Handwerkskunst. Noch deutlicher
wird dies in dem wellenähnlichen Effekt, der durch die
Verwendung von unterschiedlich gefärbten Sandsteinplatten
beim Grabmal von IItutmish im Nordwesten des Komplexes
erzielt wird.
In jeder Herrscherdynastie Delhis gab es einen großen
Baumeister. Bei den II-baris war es IItutmish, der die von
Qutb-ud-din begonnenen Bauten durch viele
charakteristische Elemente ergänzte. Ala-ud-din Khilji
fügte das Pförtnerhaus Alai Darwaza an die Moschee. Es ist
ein in sich absolut harmonischer Bau, wenngleich er auf
Fotos neben dem Qutb Minar etwas platt wirkt. Das Gewölbe,
die flache Kuppel, die dramatische Kombination aus weißem
Marmor und rotem Sandstein, die geometrischen Ornamente
und Lotusblütenmuster tauchen alle in späteren Gebäuden
wieder auf. Bischof Heber beschrieb die Gesamtwirkung so:
,,Sie bauten wie Giganten und vollendeten wie Juweliere.“
Die Eiserne Säule im Hof der Moschee gehört zu den
verwirrendsten Monumenten. Ihre Inschrift geht auf das 4.
Jahrhundert zurück, doch bleibt es ungeklärt, wie sie
dorthin gekommen ist und die Zeit ohne einen einzigen
Rostfleck überdauern konnte. Glaubt man einer alten Sage,
dann geht jedem, der die Säule mit dem Rücken zu ihr
umfassen kann, ein Wunsch in Erfüllung.
Auch der Qutb Minar gibt und Rätsel auf: Diente er als
Wachturm oder Minarett der Moschee? Zumindest waren an
seiner Entstehung mehrere Herrscher beteiligt. Qutb-ud-din
konnte nur das erste Stockwerk fertigstellen, sein
Nachfolger IItutmish vollendete den Bau, und Feroze Shah
Tughlaq erneuerte später die oberen Etagen. Das von ihm
angebrachte Kuppeldach wurde bei einem Erdbeben zerstört
und von einem britischen Ingenieur durch ein neues
ersetzt. Das Ergebnis dieser dilettantischen Bemühungen
wurde später auf Befehl des Generalgouverneurs entfernt
und steht heute hinter dem Denkmal auf dem Rasen. Obwohl
der Qutub Minar das Produkt so vieler Hände ist,
vermittelt er mit seiner abgerundeten Riffelung und den
vorspringenden Balkonen eine ästhetischen Gesamteindruck.
Den lohnenden Ausblick von den Balkonen kann man heute
leider nicht mehr genießen, da die Wendeltreppe nach einem
Unfall für zu unsicher befunden und abgesperrt wurde.
Westlich des Qutb-Minar-Komplexes steht das Grabmal von
Ala-ud-din Khilji und eine von ihm gegründete Medrese
(Schule). Südöstlich des Minar liegt außerhalb der Anlage
das verfallene Grab von Quli Khan, das Thomas Met-calfe um
1840 für seine Zwecke umwandelte, indem er an alle acht
Seiten Räume anbaute. Außerdem fühlte er sich berufen, die
architektonische Landschaft durch zwei pyramidenähnliche
Türme am Eingang, einen kos minar und gotische Palasttürme
auf den Felsen zu bereichern.
Mehrauli: Verläßt man den Komplex über die Straße zur
Linken, kommt man zum Straßendorf Mehrauli, das unter
anderem über einen Gemüsegroßmarkt verfügt. Am Nordende
steht das massive achteckige Grabmal von Adam Khan, einem
General der Mogularmee im 16. Jahrhundert. Es wurde von
Kaiser Akbar erbaut, der Adam Khan selbst zum Tode
verurteilt hatte. Ein Stück weiter die Dorfstraße hinunter
kommt man links zum Schrein von Bakhtiyar Kaki, eines
moslemischen Heiligen aus dem 13. Jahrhundert. Viele der
Herrscher Delhis haben in der Nähe ihre letzte Ruhestätte
gefunden. Unmittelbar neben dem Schrein ist das Zafar
Mahal (benannt nach dem letzten Mogulherrscher Baha-dur
Shah, dessen Pseudonym ,,Zafar“ war). Das dreistöckige
Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert hat eine gewisse
Ähnlichkeit mit dem Eingang zum Roten Fort und zeugt von
der Gewohnheit der Moguln, ein paar Wochen des Jahres in
Mehrauli zu verbringen. Entlang der geschäftigen Straße
weist hier und da ein Bogen oder ein Kuppeldach auf ein
Gebäude aus der damaligen Zeit hin, doch viele wurden bis
zur Unkenntlichkeit renoviert und erweitert. Am anderen
Ende des Dorfs befindet sich auf der rechten Seite das
Jahaz Mahal (Schiffspalast), das seinen Namen einem großen
Wasserbecken, dem Hauz Shamsi, verdankt. Während das Hauz
auf die Zeit von IItutmish zurückgeht stammt das Mahal aus
dem 16. Jahrhundert. Auf der linken Straßenseite befindet
sich ein jharna (Brunnen), der Überlauf des Wasserbeckens.
Anfang Oktober wird in Mehrauli das im 16. Jahrhundert
entstandene Phul-walonki-Sair (Fest der Blumenverkäufer)
gefeiert. Den Höhepunkt bildet eine Prozession, bei der
geschmückte Blumenfächer, die am Schrein von Bakhtiyar
Kaki und am Hindutempel von Jogmaya geweiht wurden, für
eine feierliche Zeremonie zum Jahaz Mahal gebracht werden.
Sultan Ghari, Jamali-Kamali: Etwa fünf Kilometer weiter
südlich auf der Mahr-auli-Gurgaon Road sieht man linker
Hand eine kleine Ansammlung von Ruinen. Dort erbaute
IItutmish ein Grabmal für seinen Sohn, der vier Jahre vor
ihm starb. Bis auf das reich verzierte mihrab an der
Westseite hat es nur wenig Ähnlichkeit mit dem Grabmal von
IItutmish im Qutb-Komplex. Mit seinen gewölbten Bastionen
aus honiggelbem Sandstein, dem von Säulen umschlossenen
Hof und der achteckigen Grabkammer wirkt es ziemlich
streng.
Auf dem Weg von Sultan Ghari zurück zum Qutb kommt man zu
einer wuchtigen modernen Jainstatue auf einem Felsenhügel
auf der rechten Seite. Links zeigt ein Schild den Weg zum
Jamali-Kamali-Grabmal an, das von der Straße aus nicht
gleich zu sehen ist. Die große Moschee aus dem 16.
Jahrhundert wurde von einem Sufi-Dichter mit dem Pseudonym
,,jamali“ erbaut. Von der Plattform im ersten Stockwerk
hat man einen herrlichen Blick über die Umgebung. In einer
Einfriedung neben der Moschee steht das Grabmal von Jamali,
das mit seiner reichen Ornamentierung in Blau,
Weiß und Rot die Verse des Dichters umrahmen sollte. Ganz
in der Nähe ist ein hübsch angelegter Park, bei dem sich
so mancher wohl fragt, was sich unter den sanft
geschwungenen Hügeln alles verbergen mag. Ein Stück weiter
nördlich steht ein großes Bauwerk ohne Dach – das Grabmal
des Herrschers Balban.
Tughlaqabad: Fährt man vom Qutb Minar aus links die Straße
hinunter und biegt, anstatt an der jamali-Moschee
vorbeizufahren, links ab, tauchen nach etwa 7,5 Kilometern
die massiven Mauern des Forts von Tughlaqabad auf.
Ghiyas-ud-din Tughlaq hatte es einst als
Verteidigungsposten erbaut, der jedoch kaum benutzt wurde.
Viele sahen darin die Erfüllung eines Fluchs von
Nizamuddin: Als ihm der Herrscher seine Bitte um
Steinmetze zur Errichtung eines Schreins abschlug,
prophezeite ihm der Heilige, daß das königliche Fort
unbewohnt bleiben würde. Man betritt die Anlage heute über
ein kleines Tor im Südosten, während man sich dem Fort
früher über einen sanft ansteigenden Hand von Nordwesten
her näherte, wo die angrenzende Stadt lag. Vorhallen im
Südwesten führen zu den Palästen und zum höchsten Punkt
der Zitadelle im Osten. Tiefe Wasserspeicher, Gänge mit
kleinen Seitennischen und unterirdische Passagen machen
das Fort zu einem idealen Tummelplatz für
Abenteuerlustige.
Die Festung war über einen Erddamm mit einem kleineren
Fort im Süden verbunden: Das von Ghyias-ud-dins Nachfolger
Muhammed erbaute Adilabad ist heute derart verfallen. Daß
man sich die früheren Paläste kaum mehr vorstellen kann.
Angesichts der massiven Bautätigkeit der Tughlaq allein im
Gebiet von Delhi kann man ohnehin nur staunen. Doch war
diese nicht ausschließlich zweckmäßig und nüchtern, wie
aus dem Grabmal von Ghiyas-ud-din ersichtlich ist. Eine
dicke Steinmauer legt die Vermutung nahe, daß es auch als
befestigter Außenposten diente. Das Bauwerk war eine Insel
in der großen Wasserfläche südlich des Forts. Das Grabmal
ist vollständig erhalten. Wie beim Alai Darwaza sorgt die
Kombination aus Sandstein und Marmor für eine dramatische
Wirkung. Von den Zinnen der Befestigungsmauer hat man
einen wundervollen Blick über die Felder und
Festungsanlagen. Verglichen mit dem Qutb Minar ist es ein
ruhiger Ort, die Stille wird nur durch das Kreischen der
Affen und das Rauschen der Bäume unterbrochen.
Siri und Jahanpanah: Ala-ud-din Khiljis Zitadelle in den
Ebenen nordöstliche von Mehrauli hieß Siri. Die zwischen
der heutigen Khel Gaon Road und Tito Road gelegene
Rundfestung wurde von dem riesigen Wasserreservoir Hauz
Khas und einem mit dem Fluß verbundenen Kanal-system
gespeist. Teile der hohen Befestigungsmauern von Siri
stehen noch hinter den Häusern nördlich der Panchsheel
Road und südlich der Siri Fort Road. Bis auf eine Moschee
im Dorf Shahpur Jat sind nur wenige Bauwerke von Khilji
erhalten. Ein Großteil liegt unter der Erde begraben, und
Ala-ud-dins sagenumwo-bene Halle der 1000 Säulen wird
vielleicht nie gefunden werden.
Muhammed Tughlaq plante, Rai Pithaura und Siri über eine
Verteidigungsmauer zu verbinden, die auch seine eigene
Stadt Jahanpanah (Zuflucht der Welt) miteinschließen
sollte. Auch hier sind Teile der Mauer an der Saket Road,
der Verbindungsstraße zwischen Tito und Aurobindo Road, zu
finden. Im Gegensatz zu Siri hat die Zitadelle die
Jahrhunderte überdauert. Das Vijay Mandal (südlich von
Sarvapriya Vihar, gegenüber dem Panchsheel Club) verfügt
über eindrucksvolle hohe Eingangsbögen. Innerhalb des
Gebäudes gab es zwei Ebenen. Die erste war das Fundament
einer großen Plattform mit Spuren von Pfeilern, die einst
ein Dach getragen haben. Weiter oben sind im Süden Zimmer
und Säulenhallen angedeutet, die zu einem achteckigen Bau
führten, über dem wiederum ein Überdach angebracht war.
Man nimmt an, daß der König von diesem Aussichtspunkt aus
seine Truppen inspiziert hat.
Unweit des Vijay Mandal liegt im Süden die beeindruckende
Moschee von Begumpur, die man auf einem Spaziergang durch
das Dorf Begumpur bequem erreicht. Angeblich ist sie eine
der zahlreichen Moscheen, die von Khan-e-Jahan Telingani,
dem Statthalter von Feroze Shah Tughlaq, erbaut wurden.
Sie weist große Ähnlichkeit mit der Moschee in Kalu Serai
(einen Kilometer südwestlich des Vijay Mandal), der
Moschee in Nizamuddin, der Masjid Kalan in der Nähe des
Turkman Gate in Shahjahanabad und der Khirki Masjid auf:
Sie wurden alle aus Steinen und Bruchsteinmauerwerk
errichtet und besitzen mehrere Kuppeln und abgeschrägte
Seitenwände. Die Bengumpuri Masjid ist derart in das Dorf
gezwängt, daß ihre Größe nicht aus angemessener Entfernung
bewundert werden kann. Eine imposante Treppenflucht führt
in den Innenhof, der von einem Portal, flankiert von
emporstrebenden Minaretten, beherrscht wird.
Auf der Rückfahrt nach Sarvapriya Vihar bietet sich ein
kurzer Abstecher (250 Meter) über die kurvige Straße von
Panchsheel nach Malviya Magar an, um einen Blick auf das
Lal Gumbad zu werfen. Es handelt sich dabei angeblich um
das Grabmal des Heiligen Kabir-ud-din Auliya, doch wegen
seiner Nähe zum Vijay Mandal glauben viele, daß Muhammed
Tughlaq es für sich selbst erbaute. Überzogen mit rotem
Sandstein und spärlichen Marmorverzierungen, erinnert es
aufgrund seiner schräg abfallenden Seitenwände an des
Grabmal von Ghiyas-ud-din.
Fährt man vom Panchsheel Club östlich zur Tito Marg, an
der Kreuzung rechts und an der Saket Road wieder rechts,
kommt man nach Satpula. Das verfallene Bauwerk ist der
Überrest eines Stauwehrs, das einst den Wasserstrom in ein
großes Staubecken lenkte, um die kreuz und quer durch das
Gebiet von Delhi verlaufenden Wasserkanäle zu Füllen. Oben
an der Brücke war eine Schule. Unweit von Satpula liegt
das kleine Dorf Khirki mit seiner gleichnamigen Moschee.
Der name Khiriki (Fenster) ist auf die steinernen
Rautenfenster der interessanten Moschee zurückzuführen. |
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