Das
Fest steht im Zeichen der Göttin Gauri, einer
Erscheinungsform von Durga. Gauri ist eine hinduistische
Urform der liebenden Braut und Gattin. Als Sie sich für
ihren Gatten Rudra (Shiva) geopfert hatte, wurde sie
in einer neuen Manifestation als Parvati zu seiner Frau. Im
Fest dreht es sich um das Idealbild der liebenden Braut, der
hingebungsvollen und sich aufopfernden Gattin. Gan steht für Shiva und
Gaur bezeichnet Parvati. Die beiden zusammen ergeben also
Gangaur, ein Symbol das vollkommenen Eheglücks.
Vor allem Frauen und Mädchen
nehmen teil am Fest, um die Göttin Gauri als Idealbild zu
feiern. Junge Mädchen beten einen Mann ihrer Wahl zu
bekommen und Verheiratete beten für das Wohlergehen ihres
Ehemannes und ein langwährendes Eheglück. Das Fest spiegelt
die Realität wider. Frauen haben oft nicht die Wahl eines
Mannes und wenn man seinen Mann verliert lebt man oft recht-
und mittellos als Witwe weiter. Dennoch ist
das Fest sehr romantisch und froh.
Das Fest beginnt am Ende
des Holi-Festes und dauert insgesamt fast
drei Wochen. Es ist im Monat Chaitra, also März bzw. April.
Tradition ist es, aus der Asche der Holi-Feuer kleine
Figuren von Gauri und Shiva zu modellieren. Diese werden
dann aufgestellt. Die Frauen
und Mädchen laufen danach mit ihren schönsten Saris, in die
Tempel und singen Lieder zu Ehren der Gottheiten. Ab dem siebten Tag nach Holi
kann man kleine Gruppen unverheirateter Mädchen beobachten,
die Tontöpfe mit vielen Löchern,
in deren Inneren eine Öllampe brennt, auf dem Kopf tragen.
Sie wandern damit abends durch die Straßen.
An den letzten drei Tagen des Festivals, kurz nach dem Chaitra-Neumond,
holt Shiva seine Gauri/Parvati wieder zurück, da diese
während des Festes symbolisch hier bei den feiernden Leuten
war. Dieses Event feiert man ganz besonders. Man findet dann
glanzvolle Festzüge mit Bildnissen der Göttin und ihres
Gemahls mit Schmuck und Girlanden. In Jaipur endet die
Prozession am Stadtpalast mit einer prächtigen Prozession. Bemalte
Elefanten, Kamele und Pferde, die reich verziert wurden und
Musiker, Tänzer und Festwagen rollen durch die Straßen.
In Udaipur heißt das Fest auch Mewar-Fest
und Götterfiguren werden zum Pichola-See
getragen. Dem Besucher präsentiert sich ein buntes Spektakel traditioneller Rajasthani-Kultur mit Volkstänzen, Gesängen und anderen
folkloristischen Darbietungen. Den spektakulären Höhepunkt
bildet jeden Abend ein riesiges Feuerwerk.
Am letzten Tag werden die kleinen Statuen, die aus der Asche
geformt wurden in den See geworfen. Vorher werden sie noch
liebevoll geehrt und angebetet.
In der Zeit des Festes kommen
weibliche und männliche Besucher zusammen, so wurden hier
bereits viele Anfänge von späteren Ehen gemacht, die von
Göttin Gauri gestiftet wurden. Die sonst sehr strikten
indischen Bräuche bezüglich der Heirat sind an diesen Tagen
ein wenig aufgebrochen. Man kann hier die wunderschönsten
Saris begucken und im Farbenmeer versinken.
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