Der Ort Pushkar wird bereits im Ramayana und im
Mahabharata erwähnt. Das Padma Purana erzählt die
Legende von der Entstehung des Pushkar-Sees: ,,Brahma,
der Schöpfer des Universums, verlor auf der Suche nach
einem Ort, an dem er ungestört ein Opfer vollziehen
konnte, aus seiner Hand eine Lotosblüte (pushkar).
Dreimal berührte die Blüte die Erde, und an allen drei
Stellen sprudelte Wasser aus dem Boden. Die Stelle, wo
der Lotos zuerst die Erde berührt hatte, nannte der
Gott Pushkar.“ Wer den See inmitten der Sanddünen
gesehen hat, den wurdert es nicht, daß sich um ihn die
Legenden ranken. Ebenso selbstverständlich ist es, daß
der See zu einem Wallfahrtsort wurde. Die meisten
Pilger lockt das Pushkar-Fest im Monat Novermber an,
das in früheren Jahren ohne den berühmten Kamelmarkt
gefeiert wurde. Temple, Schreine und Badeghats stehen
am Ufer des Sees, darunter der einzige Brahmatempel
Indiens. Von den heutigen Tempeln, die zum Teil in
südindischen Stil mit figurenüberladenen Gopurams
versehen sind, ist keiner alter als 200 Jahre. Die
früheren Tempel waren im späten 17. Jhdt. von Kaiser
Aurangzeb zerstört worden.
Neben Kühen, Götterfiguren, Sadhus und Bettlern fallen
vor allem die jugendlichen Aussteiger auf, deren
Aussteigertum in der Regel zur gleichen Zeit wie das
Visum beendet ist. Einige Hartgesottene haben aber
auch den ,,Absprung“ vom Paßwesen geschafft. Es ist
schwer einzusehen, warum so viele Jugendliche, die
Altötting, Kevelaer und Lourdes eher zum Teufel
wünschen, in Pushkar einem ähnlichen Tamtam erlegen
sind. Sicher spielt dabei eine Rolle, daß man in dem
im Vergleich zu Goa und Rishikesh jungen Tramper-und
Freaktreff unter sich ist. Zudem hat man in Pushkar
gelegentlich noch die Möglichkeit zum Dialog mit einem
bedeutenden Hinduphilosophen. Die große Zeit ist
allerdings längst vergangen, und von den Augen der
Einheimischen läßt sich zuweilen ablesen, daß die
Freaks am Untergang nicht unwesentlich beteiligt sind.
Treffender als mit den Worten eines Inders aus Ajmer
kann man es kaum sagen: ,,Ich spreche es night gerne
aus, aber wissen Sie, diese Leute, die dort leben,
sind nichts als–Hippies!“ ,als hätte er mit dem Wort
,,Hippies“ die schlimmste Bezeichnung gewählt, die man
überhaupt für einen Menschen finden kann. Es stellt
sich natürlich sehr bald die Frage, wovon diese Leute
leben. Spekulationen wie Rauschgifthandel,
Prostitution oder die häufig strapazierte Mutmaßung,
der Vater sei wohl nicht unvermögend, treffen selten
zu. Die meisten halten sich einfach dadurch über
Wasser, daß sie sich in Genügsamkeit üben. Schließlich
gibt es in Indien, wo oft ganze Familien mit wenig
Geld im Monat auskommen müssen, genügend Vorbilder.
Die einschlägigen Tips werden in den Restaurants,
Teeläden und Unterkünften Pushkars gleich stapelweise
weitergereicht. Der ,,fucking tea“ sei um die Ecke
etwas billiger, die gleiche Pluderhose bekomme man
auch ohne Gummizug, und im übrigen fahre morgen ein ,,Frenchie“
nach Ajmer. Wer also etwas einzukaufen, dabei aber
kein Geld für den Bus habe, könne bei ihm noch
Bestellungen aufgeben. Das alles wird mit so
leidenschaftsloser Miene verkündet. Daß man sich fragt,
ob ihr Leben aus etwas anderem als Sparen besteht. Nun
gibt es noch Anhänger einer Sonderform dieser
Lebensweise, jene nämlich, die zusätzlich Almosen
erbetteln. Da sehen wir ein Mädchen, in der rechten
Hand eine Almosenschale, die Linke hält ein
orangefarbenes Tuch, ihr einziges Kleidungsstück, über
der Brust zusammen. Sie schlendert von Geschäft zu
Geschäft und streckt dem Verkäufer die Almosenschale
entgegen. Dabei wird wie zufällig der Blick auf ihren
Busen frei: der Mann wird auch morgen wieder etwas
geben.
Bei der Rückfahrt nach Ajmer sollte man auf einen
Sitzplatz im Bus verzichten, da sich ohnehin genügend
Pilger darum ohnehin genügend Pilger darum straiten.
Frauen stehen dabei den Männern keineswegs nach. Man
wird staunen, wenn die eben noch zu jedem Schlag
gegeneinander bereit waren, keine fünf Minuten nach
der Abfahrt vereint den glücklichen Pilgerzug nach
Pushkar besingen. Bom, bom, bhole!
Während die Berge und Hügel der Aravallis bis Ajmer
oder genauer bis Beawar nur stellenweise aus dem
200–300 m hoch gelegenen Plateau herausragen, bilden
sie südlich von Beawar eine eher geschlossene
Bergkette. Aus der Fülle möglicher Reisewege durch
dieses südlich Aravalligebiet Udaipurs den Ausflußan
nach Nathdwara und Kanroli, die Rundreise Udaipur –
Kumbhalgarh – Ranakpur – Udaipur sowie die Fahrt nach
Mount Abu. |