Jaisalmer - Geschichte - Rundgang und Sehenswürdigkeiten - Wüste - Umgebung

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Jaisalmer - Geschichte - Rundgang und Sehenswürdigkeiten - Wüste - Umgebung
Jaisalmer (Rajasthan - Indien)

Blickt man von der Geländestufe des sogenannten Sunset Point auf die Wüstenstadt Jaisalmer, könnte man an eine Fata Morgana glauben. Fast wie eine Filmkulisse wirkt der mit gedrungenen Bastionen besetzte Mauering, der sich unvermittelt in der flachen, baumlosen Wüste erhebt. Kein Wunder, dass sich die Stadt trotz ihrer Abgelegenheit nahe der pakistanischen Grenze zum beliebten Reiseziel entwickelt hat, zumal sie außer exotischer Atmosphäre auch etliche architektonische Kostbarkeiten zu bieten hat. 

Geschichte 
Der Beginn der Stadt reicht in die Zeit zurück, als sich einige Rajputenstämme vor den islamischen Invasionswellen in die Wüste Thar zurückzuziehen begannen. Sind Jodhpur und Bikaner eng mit dem Rathor clan verbunden, so ist Jaisalmer Residenz der Rajputen vom Clan der Bhatti, die vor Sultan Mahmud von Ghazni (971-1035) zunächst nach Lodurva geflohen waren, um von dort ein kleines Reich zu regieren. Wie bei den anderen Rajputen auch, verliert sich die Herkunft in Legenden grauer Vorzeit. So soll der Clan von den Yadav abstammen, die vor Ankunft der Muslime Afghanistan und Teile des Punjab beherrschten. Die Yadav haben bereits im 6. Jh. v. Chr. Zusammen mit den Shakya, Kholya und Malla Teile Nordindiens regiert und werden von den einheimischen Ahnenforschern mit Buddha in Verbindung gebracht, der in jener Zeit gelebt hat (ca. 560-480 v. Chr.). Buddha soll danach auch der Begründer des Chandravamsha gewesen sein, des Mondclans, dem sich alle nicht zum Sonnenclan (Suryavamsha) oder den vier feuergeborenen Clans zählenden Stämme zugehörig fühlen. Auch Krishna wird als Ahnherr ins Spiel gebracht, indem man ihm den Chandravamsha zuordnet. 

Im Jahre 1155 legte der Herrscher Jaisal nach der Zerstörung Lodurvas durch die Truppen des Muhammed von Ghur aus strategischen Erwägungen den Grundstein zur 17 km entfernten Festung von Jaisalmer. Damit ist Jaisalmer die nach Chittaurgarh älteste Befestigungsanlage Rajasthans. Der Name ist zusammengesetzt aus dem des ersten Herrschers (Jaisel) und der Silbe mer, der lokalen Bezeichnung für felsig. Denn eine felsige, bis zu 70 m hohe Erhebung in der Wüste ist Herzstück der Befestigung. Auf ihr entstand der Palast, zu dessen Füssen sich allmählich die Stadt entwickelte; umgeben von einer Doppelmauer, die ihre heutige, mit den 99 Bastionen ausgesprochen beeindruckende Gestalt allerdings erst unter Rawal Bhim Singh (1578-1623) erhielt. 

Die isolierte Lage inmitten der lebensfeindlichen Wüste bewahrte Jaisalmer keineswegs vor kriegerischen Zeiten, die sich die Herrscher der Festung teilweise allerdings selbst zuzuschreiben hatten. In Ermangelung regelmäßiger Einkünfte aus Handel und Landwirtschaft verlegten sie sich im 13. Jh. auf den lukrativeren Karawanenraub. Leichtsinnigerweise vergriffen sie sich auch an den Gütern des mächtigen Ala-ud-Din Khilji, des Sultans von Delhi, der unverzüglich eine Strafexpedition in Marsch setzte. Nach langer Belagerung fiel die Stadt, und Rajputischer Tradition entsprechend wählten die Frauen den Feuertod. Die Nachfolger des im Kampf gefallenen Jetsingh hatten offenbar aus dem Vorfall keine Lehren gezogen. So entwendete Dudha 1326 die Pferde von Muhammed Tughluq, dem Herscher von Delhi, und mußte dafür nicht nur mit seinem Leben bezahlen, sondern auch dem seiner Frauen, die erneut den Freitod auf dem Scheiterhaufen suchten. Jaisalmer blieb etliche Jahre in Händen des Sultans von Delhi, bis Mitte des 14. Jh. Gharsi als Vasall Delhis die Macht übernahm. 

Ruhigere Zeiten kehrten erst zwischen dem 16. und 18. Jh. ein, dem Goldenen Zeitalter Jaisalmer in dem Handel, Kunst und Kultur sich zu entfalten begannen und der Ort von einem bescheidenen Räuberhauptquartier zu einer ansehnlichen Stadt heranwuchs. Man profitierte jetzt von der Mogulherrschaft, die sichere Verhältnisse bis nach Afghanistan hinein garantierte und damit den Fernhandel belebte. Jaisalmer wurde Umschlagplatz für Opium, Gewürze, Getreide und Butterfett (Ghee) und war nicht länger auf Raubzüge angewiesen.

Zu Beginn des 19. Jh., als der Stern der Moguln erlosch, hielten die Premierminister, meist Vertreter der reichen Handelshäuser, bei denen die Herrscher hoch verschuldet waren, die Zügel der Macht in der Hand. Berüchtigt wurde Salim Singh, dessen Schreckensherrschaft Jaisalmer fast in den Ruinen trieb. Bereits sein Vater war Diwan gewesen, wurde, jedoch von einem der Prinzen des Rawal Mool Sing II. Umgebracht, als er sein Darlehen zurückforderte. Der damals noch junge Salim schürte seine Rachegelüste, bis er selbst das Amt des Diwan antrat, die herrscherfamilie dezimierte und nunmehr ebenfalls zum Tyrann wurde, der die Bevölkerung bis aufs Blut auspreßte und dadurch die Abwanderung der reichen Paliwalkaste aus Jaisalmer und 84 umliegenden Dörfern zu verantworten hatte. Der gezielte Dolchstoß eines unterdrückten Rajputen setzte auch seinem Leben ein vorzeitiges Ende. 

Erst mit der vertraglichen Bindung an England im Jahre 1818 kehrten wieder geordnete Verhältnisse ein. Da mehrere Herrscher ohne männliche Nachfolger blieben, wurden die maharwal, wie sich die Herrscher in Jaisalmer bezeichneten, aus dem Umfeld der Verwandtschaft erwählt. 

Nach der Unabhängigkeit Indiens wurde Jaisalmer zum flächenmässig grössten Distrikt Rajasthans. Geprägt ist die Region nach wie vor von der Landwirtschaft mit annähernd 600 teilweise noch sehr rückständigen Dörfern, in denen z. B. Strikte Kastenordnung und streng traditionelles Leben noch an der Tagesordnung sind. 

Rundgang 
Das Fort mit dem Palast (Raj Mahal) liegt auf der höchsten Erhebung in der Südwestecke der Stadt. Im Gegensatz zu den anderen nordindischen Befestigungen wurde es mit Wohnhäusern dicht bebaut. Über eine breite serpentinenförmig geführte Rampe gelangt man durch die drei im 16. Jh. errichteten Tore Akhai Pol, Suraj Pol und Ganesh Pol zum Hawa Pol, dem einzigen Zugang zum Fort.  Es leitet unmittelbar in den Haupthof des Palastes, der heute in das öffentliche Leben eingezogen ist. Die durch das Tor geteilte Anlage gibt sich recht bescheiden und ist kaum von den Häusern reicher Kaufleute zu unterscheiden. 

Es handelt sich um einen vierstöckigen, aus mehreren Bauten bestehenden Komplex, dessen Fassadenverzierung auf der Hofseite äußerst sparsam ist. Es fehlen die sonst üblichen Galerien, und auch vorspringende Balkone sind kaum anzutreffen. Vor allem einige dekorative Imitationen von jalis, die nur angedeutet, aber nicht durchbrochen sind, beleben die Fronten. Der Wohntrakt erstreckt sich links und rechts des Zugangstors, der Frauenbereich südlich davon an der östlichen Hofseite. Dem Frauenbereich angebaut ist der Jana Mahal (Alter Palast), wegen der ausschließlichen Verwendung von säulengestützten Architraven und den schmalen auf Konsolen ruhenden Balkons zu den ältesten Bauabschnitten gezählt wird. 


An der sich zur Stadt hin orientierenden nördlichen und östlichen Außenwelt ist hingegen eine größere Dekorationsfreude erkennbar. Etliche Balkone mit bengalischen Dächern in unterschiedlicher Form beleben den oberen Teil der Wände, darunter auch ein achteckiger in der Nähe des Zugangstors, der als Trommelhaus diente. Hier zeigte sich der Herrscher dem Volk, und hier wurden bei seiner An – und Abreise die großen Trommeln geschlagen. 
Der Wohnpalast (Marddana) dürfte aufgrund seiner massiven, burgartigen Bauweise aus der Frühzeit stammen. Allerdings waren auch in späteren Zeiten dicke, unverputzte Mauern als Schutz gegen die hier bis über 50 o celcius ansteigenden Sommertemperaturen durchaus üblich. Und außerdem gab man sich, wie die Verwendung einfacher Architrave Statt Bögen auch an später entstandenen Toren erkennen lässt, ausgesprochen konservativ, so dass eine genaue Datierung kaum möglich ist. Eine öffentliche Audienzhalle fehlt dem Palast. Offizielle Treffen wurden im Innenhof abgehalten, wobei der Herrscher von einem Thron auf einer schmalen Terrasse vor seinem Palast am Geschehen teilnahm. 

Tanzende-Wuestenfrauen-in-der-Wueste-Thar

Kamelreiten-in-der-Thar-Wueste

Tanzende-Wuestenfrauen-in-der-Wueste-Thar

Kamelreiten-in-der-Thar-Wueste

Bei der Innenausstattung orientierten sich die Herrscher Jaisalmers an den Palästen ihrer weiteren Umgebung. So sind die Räume, deren Funktionen heute nicht mehr bekannt sind, nach dem üblichen Muster mit Wandgemälden, Kacheln und Spiegeln ausgestattet (18. Jh.). 

Innerhalb des Forts haben auch etliche Tempel ihren Platz, darunter ein Komplex miteinander verbundener Jainheiligtümer , die bis ins 15. Jh. zurückreichen. Zunächst betritt man den Chandraprapha-Tempel (1453), der wie eine kleine Kopie des berühmten Tempels von Ranakpur erscheint und dem 8. Furtbereiter geweiht ist. Die Stützsäulen des Mandapa sind durch Toranabögen miteinander verbunden, in der Deckenrosette findet man Ganeshfiguren. Am ältesten ist der aus dem Jahre 1417 stammende, nach dem dort verehrten Furtbereiter auch Parshvanatha genannte Tempel. Auf engem Raum verkörpert er die typischen Merkmale der damals in dieser Region vorherrschenden Bauweise, einer Variante des Solankistils, wie wir ihm auch an den Jaintempeln von Chittaurgarh finden. Beherrscht wird der Zugang durch einen reich ornamentierten Toranabogen – bevölkert von Musikantinnen und himmlischen Nymphen -, von dem aus man einige Stufen zum gleichfalls reich geschmückten Zugang zur Tempelplattform emporsteigt. Dahinter schlissen sich die Mandapas an und schließlich das Allerheiligste mit dem Bildnis des 23. Furtbereiters. In der Kuppel über der Haupthalle Tänzerinnen und Musikantinnen. Auch die Säulen sind mit Figurenschmuck und Ornamenten belebt. Fast 1000 Motive soll der Tempelkomplex zählen. Umgeben ist der Haupttempel von 52 in einer Galerie angeordneten Schreinen mit Bildnissen der Jains. 

Im angrenzenden Rishab Devji-Tempel, den ebenfalls ein üppig dekorierter Toranabogen schmückt, verdient vor allem eine Gruppe unterschiedlich großer, im Kreis sitzender Plastiken von Tirthankaras in Meditationshaltung Beachtung. Das benachbarte, weniger aufwendig dekorierte Heiligtum des Shantinatha zeichnet sich vor allem durch seine komplexe Shikharakonstruktion mit diagonal zum Hauptturm angeordneten Nebentürmchen aus. In Gewölben unterhalb des Tempels soll sich auch die Schatzkammer für die Aufbewahrung der heiligen Manuskripte befunden haben. 

Bedeutendste architektonische Sehenswürdigkeit Jaisalmers sind allerdings die über die Altstadt verstreuten Havelis, die Handelshäuser einflußreicher und vermögender Kaufleute. Im Gegensatz zu den Bauten in Shekhawati spielt die Wandmalerei keine Rolle. Statt dessen kann man die Fronten eher als Skulpturen auffassen, bei denen die Künstler mit dem hier anstehenden goldgelben Sandstein unter Einbeziehung von Licht und Schatten einzigartige Meisterwerke der Steinmetzkunst schufen. 

Wichtigste Stilelemente sind Balkone (Jarokha) mit bengalischen Dächern (Bangaldar) und Steingittern (Jali). Jaisalmer ist vor allem für die zahlreichen Varianten der Jalis berühmt. Die durchbrochenen Steingitter werden wegen ihrer Purdah-Funktion – dem Schutz der Frau vor fremden Blicken – oftmals als typisch islamisches Element gesehen. Sie entstammen aber der hinduistischen Bautradition und sind bereits an den Tempeln des 5. Jh., etwa in Aihole (Bundesstaat Karnataka), nachweisbar. Frühe Jalis aus vorislamischer Zeit findet man auch am Mahaviharatempel in Osian. 

Im Gegensatz zu den havelis des Shekhavati, deren Fronten von hohen Einfahrtstoren durchbrochen sind, die ersten Innenhof fuhren, liegt den Handelshäusern in Jaisalmer das im indischen Altstädten übliche System der Fassadengliederung zugrunde. Von der Straße führen ein paar Stufen zu einem etwas erhöht liegenden, teilweise überdachten Podest, das den Übergang zwischen öffentlicher und privater Sphäre bildet. Dadurch soll auch vermieden werden, dass Staub und Strassenschmutz in die Häuser gelangen. Die zur Straße liegende Front des Erdgeschosses ist besonders reich dekoriert. Dahinter befinden sich die Lagerräume, gefolgt von einem offenen Innenhof, von den aus man über eine Wendeltreppe in die oberen Stockwerke mit den Wohnräumen gelangt. Zur Strassenfront hin sind sie mit Erkern und Balkonen verziert, die hier dicht an dicht gefügt sind und in denen man, auf Kissen gebettet, die Kühle Abendbrise genießt. Um auch den kleinsten Windhauch einzufangen, sind die Aufenthaltsräume zum Hof hin offen. Zur Innenausstattung gehören Nischen, Borde über Türen und Fenstern zur Präsentation von dekorativen Gegenständen sowie kleine Vertiefungen in den Wänden zur Aufnahme von Öllampen. Die Innenhöfe, oftmals mehrere hintereinander, sind sehr schmal, um Hitze und Staub möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Entwurf und Bauaufsicht lagen in Händen der Architekten, einer in Jaisalmer hoch angesehenen Gilde; für die Ausführung der Fassaden waren Steinmetze verantwortlich. Zunächst wurden die Motive auf die fertig zugeschnittenen Sandsteinplatten mit Kreide aufgezeichnet und dann herausgearbeitet. Erst anschliessend fügte man die Platten nahtlos mit steinerne Dübeln ohne Mörtel am Bau zusammen. 

Zu den prachtvollsten Exemplaren zählt der Patwon ki-Haveli , der zu einem Komplex von fünf nebeneinanderstehenden Häusern im nördlichen Stadtbereich gehört, die von der einflußreichen Familie Bafna zwischen 1800 und 1860 errichtet wurden und sich heute im Besitz der Regierung befinden. Die aus fünf Brüdern bestehende Jainfamilie betrieb regen Fernhandel mit Afghanistan, China, Madras und Calcutta. Überdies dienten die Handelsherren, ähnlich wie die Fugger, den sich immer in Geldnot befindlichen Maharajas als Bankiers. Die Gebäudefront ist über und über mit Balkonen unterschiedlichster Gestalt bedeckt. Abgeschlossen wird der fünfstöckige Bau von einer Dachterrasse mit hoher, von Jaligittern durchbrochenen Balustrade. 

Der nicht weit entfernt liegende Nathmal ki-Haveli ist eines der letzten aufwendig gebauten Handelshäuser. Es diente als Residenz von Metha Nathmal, der Mitte des 19. Jh. den Posten des Premierministers (Diwan) bekleidete. Der Bau wurde von zwei Architektenbrüdern, Hathi und Laloo, entworfen, die sich die Arbeit aufteilten und versprachen, einander nicht zu kopieren. Den Eingang flankieren zwei Elefanten als Zeichen dafür, dass hier der Diwan residierte. 

Der unterhalb des Fort gelegene Salim Singh-Haveli , auch Moti Mahal genannt, hat eine weit auskragende Galerie zarter, von bengalischen Dächern abgeschlossenen Säulen. Verziert wurden sie mit Rankenwerk, Pfauen-und Blumenmotiven. 

Ähnlich ungewöhnlich ist der nach dem westlichen Stadttor (Amar Sagar Pol) liegende Taziaturm, der zum neuen Palast gehört und mit seinen sich nach oben verjüngenden Stockwerken den Eindruck einer fernöstlichen Pagode hinterlässt, obwohl er aus den traditionellen Elementen der Rajputenarchitektur besteht. Er ist den aus Holz, Bambus und Papier gefertigten Totenschreinen nachempfunden, die während des Muharramfestes anläßlich der muslimischen Tazia Aufführung (Darstellung der Leidensgeschichte des schiitischen Maertyrers Hussain) verwendet werden. Der Turm wurde denn auch im 19. Jh. von muslimischen Steinmetzen dem Herrscher zum Geschenk gemacht. 

Südlich der Stadt wurde im 14. Jh. der Stausee Garisar angelegt, der noch bis vor kurzen der Wasserversorgung in Jaisalmer diente. Um das hübsche Teliator nahe der Ufers rankt sich eine nette Geschichte: Der zweistöckige mit Chattris verziertes Bau wurde zu Beginn unseres Jahrhunderts von der Kurtisane Telia gestiftet, die in Jaisalmer wegen ihrer Schönheit und ihres Charmes zu beachtlichem Vermögen gekommen war. Einige Würdenträger fühlten sich durch das Bauvorhaben allerdings beleidigt und baten den Maharaja, es entfernen zu lassen, zumal es den Hauptzugang zum See bildete. Telia liess jedoch auf des Dach einen Vishnutempel errichten, wodurch sich niemand fand, das nunmehr zum Heiligtum mutierte Tor abzureisen. Die Mitglieder der Herrscherfamilie wählten für ihr rituelles Bad fortan allerdings einen anderen Weg zum See. An der Zufahrtsstraße liegt ein kleines Folkloremuseum, das anhand von Fotografien und Exponaten interessanten Einblick in die regionale Volkskunst vermittelt.

Die Umgebung von Jaisalmer 
Wegen der Nähe zur pakistanischen Grenze ist die Bewegungsfreiheit eingeschränkt, wovon allerdings die kulturhistorisch interessanten Orte nicht betroffen sind. 6 km nördlich liegt inmitten der Wüste an der Straße nach Ramgarh Bada Bagh, die Verbrennung – und Begräbnisstätte der Herrscher von Jaisalmer, die 1554 eingerichtet wurde. Einige der Kenotaphe sind noch recht gut erhalten: Beachtenswert sind die teilweise sehr schön in naivem Stil rajputischer Volkskunst ausgeführten Reliefs auf den Gedenksteinen. 

Etwa 16 km nordwestlich triff man auf die Überreste der alten, am ehemals wasserspendenden Fluss Kaka gelegene Stadt Lodurva, die im 10. Jh. von dem Bhattifürsten Rawal Deoraji erobert und zur Residenz eines kleinen Reichs gemacht worden sein soll. Im 12. Jh. wurde sie von Muhammed von Ghur zerstört und dann nicht wieder aufgebaut. 

Einen Besuch wert sind die ursprünglich aus dem 11. Jh. stammenden, allerdings grundlegend erneuerten Jaintempel. Das dem 23. Furtbereiter geweihte Hauptheiligtum fällt durch seinen eigenartigen, aus Holz gefertigten baumartigen Turmaufatz aus dem Rahmen. Er verkörpert einen der 10 Wunschbäume der Jains, die im paradiesischen Zeitalter die Wünsche der Menschen erfüllten. So gab der Mattangabaum Gesundheit und Heiterkeit, der Bhritanga – Schönheit, der Citrarsa – herrliche Speisen und der Gehakara – Behausung für die Menschen. 

In der Nähe liegen die Ruinen des sogenannten Palastes der Prinzessin Moomal (Moomal ki Meri). Die architektonischen Reste sind einen Besuch kaum wert, die Geschichte aber geht zu Herzen, eine soap opera auf rajputisch: Prinz Mahendra liebte die schöne Moomal, die ihn heimlich in der Nacht in ihrem Palast empfing. Bereits vor Morgengrauen war er wieder mit seinem Kamel Cheetal unterwegs nach Hause. Einmal besuchte Soomal, die Schwester Moomals, den Palast als fahrender Sänger verkleidet, um etwas vom Liebesabenteuer in Erfahrung zu bringen. Als auch der Prinz auf der Szene erschien, hielt er Soomal für einen Liebhaber der Prinzessin und zog sich beleidigt zurück. Auch die verzweifelten Briefe Moomals konnten ihn nicht umstimmen. Da machte sie sich als Armreifverkäufer verkleidet auf den Weg und traf tatsächlich auf Mahendra. Als er das Muttermal auf ihrer Hand sah und sie ihre Identität preisgab, sanken sich beide in die Arme – aber es gab kein Happy End – beide starben im selben Moment. Seither, so heißt es, ist auch der Fluss Kaka ausgetrocknet. 

Den nahegelegenen künstlichen Stausee Amar Sagar, der meist ohne Wasser ist, säumen weitere Jaintempel, die derzeit restauriert werden. 

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Jodhpur – Jaisalmer 290 km. via Pokaran (Ein Reisebericht)
Auf dieser Strecke behält die gnadenlose Öde der Steppe die Oberhand. Die Sanddünen, die die Landschaft allenfalls interessant machen, werden durch Bepflanzungen stabilisiert. Die Dörfer liegen in der Regel abseits der Straße. Nur Hinweisschilder zeigen deren Lagen an. Es gibt also draußen nichts, womit sich das Auge längere Zeit beschäftigen könnte. Kaum einer im Bus, der nicht schliefe. Vor uns sitzt eine Frau, der immer wieder das Tuch vom Gesicht rutscht, sobald sie einnickt. Dann zieht sie es mit schlaffer Geste hoch, um zu verdecken, was niemand sehen soll, aber schon längst gesehen hat, falls er nicht schläft. Das Tuch sitzt wieder, die Frau nickt ein, das Tuch löst sich, und sie zieht es wieder über ihr Gesicht.
In Dechchu (135 km) machen wir die erste Pause. Tee, der in dieser Region ohnehin selten verkauft wird, gibt es hier nicht. Dafür aber haben die Reisenden gehügend Zeit, etwaigen Ballast loszuwerden. Die Männer verrichten ihre Notdurft in Reichweite des Busses, wie sie es gewohnt sind, die Frauen sieht man hinter Sandhügeln verschwinden. Im übrigen geben diese Hügel, die um Dechchu bis etwa 50 m hoch sind, der Landschaft einigen Reiz. Hinter dem Ort wird es fade. Die Frau vor uns zupft bereits wieder an ihrem Tuch herum.178 km hinter Jodhpur erreichen wir Pokaran, einen ehemaligen Sitz der Bhattis von Jaisalmer, die spätere Hauptstadt des Thakurs von Marwar. Rao Maldeo von Marwar (1532 – 1584) errichtete hier eine Festung und zerstörte auch die 5 km von Pokaran entfernte Stadt Satalmer, eine Gründung Satals, des ältesten Sohnes Rao Jodhas. Doch Pokaran macht nicht den Eindruck einer altehrwürdigen Stadt. Wir registrieren nur, daß wir den Bus wechseln müssen und damit das Tuchzupfen für uns ein Ende hat. Von Pokaran führt die Straße schnurgerade weiter. Gerade so, wie bei uns im Winter Salz gestreut wird, sind hier Straßenarbeiter damit beschäftigt, Sandhaufen vom Asphalt zu räumen. Wir fragen uns, ob sich der Aufwand bei dem geringen Verkehrsaufkommen lohnt. Die Straße wird hauptsächlich von Kamelreitern und Hirten mit ihren Schafherden benutzt.

Unseren neuen Busfahrer hätten wir eher als Pistolero zu Zeiten des Pancho Villa eingestuft. Pausenlos redet er in einem ausgelatschten Rajasthani auf die Fahrgäste ein und blickt dabei mehr hinter sich als auf die Straße. Was gibt es da auch sehon zu sehen? Vor Jaisalmer steigt ein Balladensänger mit seinem Sohn zu. Die beiden, die ihrer Kaste nach Musiker sind, werden zweifellos mit Respekt behandelt. Mit einem Blick auf uns bitten die anderen Fahrgäste den Jungen, seinen Vater zu einem Lied zu überreden. Der Mann stimmt sein Instrument, eine Kamayacha (Saiteninstrument), und beginnt eine Ballade, die mir noch heute in den Ohren klingt. Die Leute sind mit Recht stolz auf ihre Folklore, doch erlahmt bald das Interesse, und man wendet sich wieder den Reden des Busfahrers zu der bereits eifersüchtige seine Hupe häufiger hat tönen lassen, als es in dieser menschenleeren Gegend nötig ist. Schon von weitem sehen wir die Festung Jaisalmer und nähern uns ihr mit einer Musikbegleitung, die wie keine andere in diese Landschaft paßt. Bei der Ankunft in Jaisalmer, die wir lange Kilometer sehnsüchtig erwartet hatten, ist das Erlebnis unwiederbringlich vergangen.
 
Jaisalmer (Distrikthauptstadt), Höhe der Festung: 76 m
Industrie und Handwerk: Gips, Ton; Kamelleder-und Kamelhaarprodukte, Kamelsättel
Transport: Zug, Bus; Jeep, Kamelkarren, Fahrräder vermietung, Handkarren
auch Reisegesellschaften kommen nach Jaisalmer, während des Desert Festivals ist die Stadt mit Touristen überfüllt
Tourist Information: keine richtige

Stadtbild: Neben Chittorgarh und Kumbhalgarh ist Jaisalmer sicherlich die schönste Festung Rajasthans; beeindruckend auch darum, weil viele Gebäude innerhalb der Burgmauern noch bewohnt sind und dieses Leben der Vergangenheit erst Wirklichkeit verleiht. Bei den heutigen Bewohnern handelt es sich jedoch kaum noch um Nachfahren jener reichen Jainakaufleute, die einst den Handel regierten, sondern um Familien aus umliegenden Dörfern, die sich in den verlassenen Häusern einrichteten. Etliche Gebäude aber blieben ungenutzt. Alljährlich fügen ihnen Sandstürme und Monsunregen, vielleicht auch die tieffliegenden Düsenjäger des nahen Militärcamps, großen Schaden zu.
Nach der Zerstörung des kaum auf so gewaltige Anstürme wie den des Moslems Majez Khan eingerichteten Stadt Lodurva, suchten die Bhattis für ihre neue Festung eine geschütztere Lage. Es bot sich der etwa 80 m aus dem Plateau aufsteigende Trikuta-Hügel an. Man mußte sich dort allerdings mit einer sehr engen Bauweise begnügen – was zweifellos den Reiz der Stadt ausmacht: Schatten und – kein Autoverkehr. Aus der Enge ergab sich auch, daß der Palast des Herrschers nicht wie in anderen Städten Rajasthans an irgendeiner exponierten Stelle errichtet werden konnte, sondern er steht, wie auch die Jaintempel, eingebunden in das übrige Stadtleben. Der Stadtpalast, Raj Mahal, besteht aus fünf Gebäudeteilen: dem Sarvotam Vilas (1685); den Palästen Moti Mahal und Rang Mahal, die Mool Raj II im frühen 19. Jhdt. anfügte; dem Gaj Mahal von 1884 und einem Überbau über den Gaj Mahal, dem Akhai Vilas. An der Nordwestseite des freien Platzes vor dem Palast steht auf einer Empore der Marmorthron, von dem aus der Rawal von Jaisalmer öffentlichen Veranstaltungen zugesehen hat. In den Räumen des Palastes sind einige Miniaturen ausgestellt.
Dem Problem des Platzmangels sahen sich auch die finanzstarken Jainafamilien gegenübergestellt, die einander in Tempelstiftungen zu übertrumpfen suchten. Die Tempel wurden so ineinander verschachtelt, daß sie wie ein einziges Bauwerk wirken, das über seine Mauern hinauswuchert. Ein solcher Komplez steht im Süden der Festung, ein zweiter im Norden. Bei genauer Betrachtung fällt auf, daß in den Dekorationen die immer gleichen Formen wiederholt und kombiniert werden. Das verhält sich in den Palästen und Havelis nicht anders. Und bei den Idolen der Jain-Tirthanks – es soll in der Festung allein über 6000 geben – taucht nicht eine Variante auf. Dennoch hat man stets das Gefühl, Entdeckungen machen zu können, wenn man nur sucht. In den Tempeln muß man bei der Suche übrigens darauf achten, daß man nicht mit dem Kopf gegen die von der Decke hängenden Fledermäuse stößt. Daß am Eingang alle Lederartikel abgelegt werden müssen, weil die Jainas jegliches Töten ablehnen, dürfte bereits bekannt sein. Interessant ist an dieser Stelle, daß im Kintamani-Tempel Trommeln benutzt werden, die mit Tierhaut bespannt sind. Die Pujaris benutzen diese Instrumente allmorgendlich, wenn sie zum Gottesdienst rufen (nur zu der Zeit kann der Tempel besichtigt werden). Dort kann man den wenigen noch in Jaisalmer wohnenden Jainas oder den Pilgern bei ihren Ritualen zusehen. Dem südlichen Tempelkomplex ist die Bibliothek Gyan Bhandar angeschlossen, ein enger, unterirdischer Raum, in dem mehrere tausend illustrierter Manuskripte aufbewahrt werden. Der ersten Ummauerung wurde im 16. Jhdt. eine stärkere Befestigungsmauer hinzugefügt. Der Zwischenraum zwischen den beiden Mauern ist Tummelplatz für Ratten, denn dahin fließt nicht nur das Regenwasser aus den Dachtraufen, sondern auch Küchenabfälle und Fäkalien landen dort. Dennoch macht Jaisalmer nicht den Eindruck einer schmutzigen Stadt. Dies gilt sowohl für die Festung selbst als auch für die nördlich daran anschließenden Stadtteile, wo man endlich zu siedeln begann, als etwa Ende des 17. Jhdts. das Fort keinen weiteren Raum mehr bot. Der Manak Chowk, der einst so bedeutende Getreidemarkt, liegt ebenfalls hier, am Fuß der Festung. In einem der Geschäfte sitzen wir mit einem befreundeten Schweizer Ehepaar bei einem vom Ladeninhaber servierten Tee, unterhalten uns über Unwichtiges, verkaufen Eier (,,heute gehört der Laden Euch“) an verdutzte Kunden, genießen, was daheim nicht möglich wäre.
Außerhalb der Festung bauten die reichen Kaufleute und Minister des 18. und 19. Jhdts. ihre Prachtbauten, die Havelis. An ihnen werden die aufwendigen Steinmetzarbeiten besonders deutlich, deren klägliche Kopien übrigens im Tourist-Bungalow-Gebäude in Ziegelbauweise auftauchen. Das Gitterwerk im gelben Sandstein der Havelis war Antwort auf die Frage: wie kann bei Abschirmung gegen neugierige Blicke gleichzeitig in den Zimmern größtmögliche Luftzirkulation erricht werden? Bei einem hitzespeichernden Ziegelbau muß jades noch so gut konstruierte Luftzirkulationssystem versagen. Die Jharokha (Erker)-Kopien am Mumal Tourist Bungalow wirken angeklebt. Damit hat zumindest in der Architektur die Volkskunstals solche muß man die spielerischen Verzierungen sehen – ihr Ende gefunden. Erklärlich wird dies, wenn man weiß, daß die Steinmetzen Jaisalmers fast ausnahmslos Moslems waren, die bei der Teilung Indiens nach Pakistan flohen. Das letzte nach historischen Vorbildern gebaute Haveli ist das Jawahar Niwas an der Straße nach Sam. Zuvor war dem Rawal von Jaisalmer das Badal Vilas (westl. der Festung), ein fünf-stöckiger Palast, geschenkt worden. Bei weitem aufwendiger sind die Havelis des Diwan Salim Singh (Minister; 18. Jhdt.). des Mohata Nathmal (Minister; 19. Jhdt.) und der Patvas (Geschäftsleute; 19. Jhdt.) dekoriert. Doch durch simple Betrachtung allein wird man den Häusern Jaisalmers nicht gerecht. Man muß in einem von ihnen gelebt haben, um ihre Ausstrahlung und ihre Vorzüge zu begreifen.
Im Süden der Festung liegt der Gadi (auch Gharsi) Sagar, aus dem fast die gesamte Wasserversorgung der Stadt bestritten wird. Der Tank wurde 200 Jahre nach der Gründung Jaisalmers von Rawal Gadi zu seiner heutigen Größe ausgebaut. An seinen Ufern wachsen auch in der Trockenzeit kleine Blumen. Geier nehmen dort gern ein Bad und breiten danach ihre Flügel zum Trocknen aus. Im Umkreis des blauen Sees stehen einige Hinduschreine. Das größte Bauwerk ist das Tila Pol, das Eingangstor, von dem eine Treppe an den See führt. Dieses Tor soll im 19. Jhdt. von einer Prostituierten gestiftet worden sein, die häufig von ihrem Wohnsitz Hyderabad (heute Pakistan) an ihren Geburtsort Jaisalmer kam. Als das Tor fertiggestellt war, wollte der damalige Rawal dieses Bauwerk einer Unwürdigen zerstören. Die damals noch einflußreichen Brahmanen sollen Tila geraten haben, das Tor mit dem Standbild Satyanarayans, des Gottes der Wahrheit, zu versehen. Der König mußte daraufhin grollend seinen Plan verwerfen. Nordwestlich der Stadt stehen auf dem Dhungri-Hügel etliche Chhattris. Der Ort dient heute noch als Verbrennungsplatz. Es ist keine Seltenheit, wenn man auf dem Hügel geschorene Haare der Verwandten des Verstorbenen oder Blumenkränze findet. Vom Dhungri in nördlicher Richtung sieht man weitere Hügel mit Grabdenkmälern, von denen aus man den schönsten Ausblick auf Jaisalmer bei Sonnenuntergang hat.

Ausflüge von Jaisalmer aus:
Mit einem gemieteten Fahrrad fahren wir von Jaisalmer in westlicher Richtung nach Lodurva, vorbei an Militärbaracken. An einer Gabelung halten wir uns rechts und – müssen erst einmal einen Reifen aufpumpen. Etwa zwei km hinter der Gabelung liegt auf der linken Seite der Amar Sagar, ein See mit Chhattris, Tempeln und Gärten aus dem 17. Jhdt. Der abseits der Straße gelegene Ort ist noch bewohnt. An der Straße selbst kann man sich in einem Teeladen ausruhen. Auch wenn es auf der Strecke Versorgungsmöglichkeiten gibt, empfiehlt es sich, Getränke mitzunehmen.
Fährt man mit dem Fahrrad, dann wird man auf die vielen Kleinigkeiten am Straßenrand weitaus aufmerksamer, etwa auf Vögel, Ameisenstraßen, winzige Pflanzen oder auf Steine. Es läßt sich auch nicht verleugnen, daß die Einheimischen uns, den sonst mit Motorenlärm umherhastenden Fremden, jetzt geruhsamen Fahrradfahrern, freundlicher gesonnen sind. Unter diesen Voraussetzungen wirkt die Landschaft längst nicht mehr so trostlos, wie es aus dem Busfenster immer scheinen will. Nach etwa 15 km sieht man von einer Brücke über den nur in Regenzeiten wasserführenden Kak-Fluß in der Ferne das Dorf Lodurva auf einer Anhöhe liegen (17 km nordw. v. Jaisalmer). Von der einstigen Hauptstadt der Bhatti-Rajputen sind nur noch unscheinbare Ruinen erhalten. Einige Jahrzehnte nach der Zerstörung der Stadt bauten die Bhattis an dieser Stelle einen Tempel, der im 15. Jhdt. erweitert und im 17. Jhdt. mit einer Ummauerung versehen wurde. Dieser Jaintempel ist von einem bronzenen Kalpavriksha gekrönt, einem Baum der Erleuchtung. Beim Tempel steht ein Dharamshala für Jainpilger. Von einem alten Mann werden wir zum Tee in sein Haus eingeladen. Er bietet uns sogar an, bei ihm zu wohnen, doch wollen wir seine Gastfreundschaft nicht zu sehr strapazieren. Er zeigt uns dann noch sein bis zum Rand gefülltes Gästebuch und seine von Touristen aufgenommenen Erinnerungsfotos, denen wir weitere hinzufügen. Sein Sohn sei Fremdenführer in Jaisalmer und würde viele Touristen herschicken. die sich dann bei ihm wohlfühlten, ob man sich nun mit Worten verstehe oder nicht. Ein weiterer Ausflug von Jaisalmer führt nach Sam (41 km westl.), als dessen Attraktion die 3 km vor dem Ort beginnenden Sanddünen gelten. Man kann mit dem Auto dorthin fahren oder einen Jeep mieten. An jener Straßengabelung, an der wir gestern rechts nach Lodurva abgebogen sind, fahren wir heute links. Nach 5 km liegt innerhalb einer Ummauerung der noch heute sehr gut gepflegte Mool Sagar, ein Garten mit Rosen, Trauben, Gemüse und schattenspendenden Bäumen. Der Sagar beim Garten ist zumeist ausgetrocknet. So muß das Wasser für die Pflanzen aus Jaisalmer hergeleitet werden. Außer dem Gärtner lebt niemand am Mool Sagar. Nach weiteren 5 km gelangen wir zu einem kleinen Dorf, das einst von Paliwal-Brahmanen bewohnt war. Diese Brahmanen galten als erfolgreiche Bauern, die mit aufwendigen Bewässerungsmethoden dem Wüstenboden einen hohen Ertrag abzugewinnen verstanden. Im frühen 19. Jhdt. sahan sie sich gezwungen, die Gebiete um Jaisalmer zu verlassen, da die hohen Steuerforderungen, die ihnen Mool Rajs Diwan Salim Singh auferlegt hatte, sie ruinierten. Im Distrikt Jaisalmer sollen noch 84 solcher verlassener Dörfer erhalten sein. Einige von ihnen, wie auch dieses an der Straße nach Sam, wurden in späteren Jahren von Angehörigen anderer Kasten wieder hergerichtet, wobei jedoch die alten Mauern ungenutzt blieben und als Ruinen die neuen Bauten umgeben. Kleine Jungen führen uns durch das Dorf. In der Schule rezitieren einige Knirpse das Alphabet. Warum unsere Begleiter nicht dabei sind? Sie hätten keine Lust, winken ab. Später verabschieden sie sich von uns, ohne ein Bakshish zu verlangen. Das ist echt ungewöhnlich, da auch dieses Dorf schon von vielen Touristen besucht worden ist. Wir schämen uns, mit dem Jeep gekommen zu sein. die Fahrt wäre auch mit dem Fahrrad möglich gewesen.
Hinter dem Ort wird die Landschaft interessanter. In der Ferne sieht man bald erste Sanddünen. Erst 30 km hinter Jaisalmer gelangen wir zur nächsten Siedlung, nach Khanoi. In diesem Ort werden Kamelsättel hergestellt. Jemand bietet uns einen Miniatursattel als Souvenir an, ebenso liebevoll gearbeitet, ebenso schön wie die Originale, aber doch nur ein Stück, das erst mit dem Tourismus seinen Sinn erhält, ein Zeichen, daß selbst in diesem entlegenen Ort die Neuzeit Fortschritte macht. Etwa 8 km hinter Khanoi erreichen wir die Sanddünen von Sam. Wir sind enttäuscht, da wir mit einem größeren Ausmaß der Dünen gerechnet hatten. Da liegen sie nun an der Straße, mit Hinweisschildern als Dünen gekennzeichnet, und langweilen uns. Wir entschließen uns, zunächst bis Sam weiterzufahren. Von dort führt die Straße bis Dhanana, doch ist dieser Streckenabschnitt für Touristen gesperrt (Erlaubnis eventuell beim Collector in Jaisalmer). Dort, so versichert man uns, gebe es erst die richtigen Sanddünen zu sehen. Nur nicht nochmals darauf hereinfallen!
Sam besteht aus zwei Ortsteilen, einem rechts der Straße mit bemalten Lehmhäusern, dem zweiten links mit zum großen Teil langweiligen Steinhäusern. Wir suchen zuerst das interessantere Lehmdorf auf, wo wir jedoch recht unfreundlich empfangen werden. Erwachsene sehen uns mißtrauisch nach, Kinder betteln. Nun, wir schämen uns schon seit einigen Stunden, überhaupt zu dieser (allerdings schönen) Fahrt aufgebrochen
 zu sein. Um nichts auszulassen, gehen wir doch noch zu jenem wohlhabenderen Ortsteil von Sam hinüber. Dort ist Endstation für den Bus aus Jaisalmer, dort gibt es Tee, stehen Post und Schule des Ortes. Da viele Bewohner Hirten sind, ist das Dorf in diesen Nachmittagsstunden wie ausgestorben. Auf einer Veranda sitzen einige Männer beim Tee. Unser Fahrer, der sich in den anderen Dörfern reserviert verhalten hat, setzt sich sogleich hinzu, allerdings mit unterwürfiger Haltung. Wir werden ebenfalls eingeladen. Bevor wir uns setzen können, hat unser Fahrer schon alles ausgeplaudert, was er über uns weiß. Ja, die da drüben in den anderen Dorf, das seien ,,Low Castes“, von denen dürfe man nicht viel erwarten. Hatten wir uns anmerken lassen, daß wir uns dort nicht wohlfühlten? Der Dorfschullehrer spricht ein wenig englisch und stellt zunächst sich, dann den Mann vor, vor dessen Teeladen wir hocken. Er, der Lehrer, sei Brahmane, verdiene 16000–17000 Rs. im Monat. Der dort mit dem Schnurrbart sei Rajput. Keine weiteren Details. Der Rajput Teeladenbesitzer sieht uns verächtlich an. Wir erzählen von uns, aber nicht mehr als das, was unser Fahrer schon längst aus geplaudert hat. Daß beide Ausführungen übereinstimmen, spricht für uns. ,,Habt Ihr unseren Volleyballplatz gesehen?“ Man weist uns noch auf diverse andere Errungenschaften hin. Dann zeigt der Lehrer auf einen anderen Mann. ,,Crack Man!“ Verrückt. ,,Too much opium, you know. Das raucht er in seiner Hukkah.“ Alle lachen. Dabei sind wir überzeugt, daß hier niemand seine Wasserpfeife nur mit Tabak stopft. Was soll man sonst machen in dieser Einöde? Wir fragen, ob die Männer Langeweile hätten. ,,Wir wissen uns schon zu beschäftigen.“ Frauen sind kein Thema, darüber redet man nicht. Jedenfalls nicht mit uns. Der Lehrer wolle gleich nach Jaisalmer aufbrechen. Wir fragen, ob die anderen auch schon dort gewesen seien. Das interessiere sie nicht. In der Stadt hätten die Leute keine Moral, nur im Dorf hätte noch alles seine Ordnung. Das Kastensystem? Auch das. Sogleich fallen uns Bilder aus Jaipur ein, wo man oft ganze Trupps von Dorftbewohnern dichtgedrängt und verängstigt beieinander sieht. Mehr zu erzählen sind die Männer nicht gewillt. Wieder die Frage, aus welchem Land wir kämen, wieviel Geld wir verdienen würden, welchen Beruf wir hätten. Wie soll man Menschen, die nie ihr Dorf verlassen, deren gesamte Ersparnisse sich auf einen Bruchteil eines durch schnittlichen Monatseinkommens in Deutschland belaufen und denen Beruf zugleich Kaste bedeutet, auf solche Fragen antworten? Sind eben die Männer unseren Fragen ausgewichen, so müssen wir hier mit Antworten zurückhalten.
Auf der Rückfahrt halten wir nochmals bei jenen Sanddünen und unternehmen einen Sandspaziergang. Von Ferne nähert sich ein Kamelreiter. In Sam weiß man bereits, was Touristen wünschen: auf dem Kamel über Dünen reiten, hoch oben auf den Sonnenuntergang warten und die Kamel-Mensch-Silhouette vor glutroter Sonne knipsen. Übrigens kann man auch in Strohhütten bei den Dünen übernachten, doch gibt es dort kein Wasser.
Von Jaisalmer bieten sich noch eine ganze Reihe anderer Ausflüge in entlegene Dörfer an. Man sollte jedoch stets daran denken, daß man gerade hier in eine sehr fremde Welt einbricht, der man leicht Schaden zufügt. Als Transportmittel dorthin seien Fahrrad, Kamelkarren oder öffentliche Busse angeraten. Die Gebiete westlich von Barmer, Sam und Ramgarh sind für Touristen gesperrt.

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