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              Rajasthan Rundreisen  | 
                   
                  
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                            Udaipur 
                            Sehenswürdigkeiten & Ausflüge (Rajasthan - Indien) 
                            
Udaipur - Sehenswürdigkeiten von Udaipur - Stadtpalast - Jagdish-Tempel  -  Picholasee - 
Umgebung von Udaipur - Dorf Jagat - Eklingi - Nagda - Kumbalgarh
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                            allen Städten Rajasthans, Jaipur vielleicht einmal 
                            ausgenommen, spiegelt Udaipur den Abglanz 
                            fürstlicher Prachtentfaltung wohl am deutlichsten.  
                            
                            
                            Geschichte  
                            Anlaß der Gründung war allerdings eine Tragödie, das 
                            Jauhar in der Festung von Chittaurgarh im Jahre 
                            1567. Als die Übermacht der Truppen Kaiser Akbars 
                            erdrückend wurde, bestiegen bei diesem kollektiven 
                            Selbstmord die Rajputenfrauen mit Ihren Kindern die 
                            Scheiterhaufen, waehrend die Männer die Tore 
                            öffneten und sich den Angreifern entgegenwarfen. 
                            Rana Udai Singh II. (1536 – 1572) hatte sich schon 
                            vor Beginn der Belagerung an den Picholasee 
                            zurückgezogen und entschloß sich nach der 
                            Niederlage, an den Ufern seine neue Residenz zu 
                            errichten. Der bereits 100 Jahre zuvor von einem 
                            Kaufmann angelegte künstliche See sicherte nicht nur 
                            die Wasserversorgung, sondern bildete auch eine fast 
                            unüberwindliche Bastion gegen feindliche Angriffe. 
                            Bereits im Jahre 1559, so will es die Legende, war 
                            Udai Singh dort einem Weisen begegnet, der ihm zur 
                            Errichtung einer neuen Metropole am Ufer des Sees 
                            geraten hatte.  
                            Der Aufbau ging nur langsam voran, da Udai Singhs 
                            Nachfolger Rana Pratap (1572-1597) seine 
                            Lebensaufgabe vor allem im Kampf gegen die Moguln 
                            sah, die ihr Einflußgebiet immer weiter ausdehnten. 
                            Nach der Schlacht von Haldighati, in der ihm sein 
                            schwer verwundetes Pferd Cheetak das Leben rettete, 
                            musste sich Pratap 1576 der Übermacht beugen und 
                            Udaipur den islamischen Truppen überlassen. Durch 
                            Guerillataktik versucht er nunmehr, aus dem 
                            Untergrund den Kampf fortzusetzen, stand aber gegen 
                            das erstarkende Mogulreich auf verlorenem Posten. 
                            Als Held, besungen in zahllosen Gedichten und 
                            Liedern, hat er zumindest in der Geschichte von 
                            Mewar jedoch Unsterblichkeit erlangt. Sein Sohn Amar 
                            Singh I. (1597 – 1620) setzte den Freiheitskampf 
                            fort, bis er nach der Niederlage von Kamnor (1614) 
                            als einer der letzten Rajputenfürsten sich der 
                            Vorherrschaft der Moguln beugen mußte. Die Freiheit 
                            war verloren, aber es herrschte Frieden in dem sich 
                            nun Kunst und Kultur entfalten konnten. Udaipur war, 
                            wie die anderen Städte Rajasthans auch, von 
                            wehrhaften, mit Bastionen besetzten Mauern 
                            umschlossen, durch die elf Portale Einlass 
                            gewährten. Nur ein Teil der Befestigung und Fünf 
                            Tore haben die Zeiten überdauert, noch immer aber 
                            sind Alt – und Neustadt deutlich voneinander 
                            getrennt.  
                             
                            
                            Der 
                            Stadtpalast  
                            Hauptattraktion sind die in und am See liegenden 
                            Paläste, die zum Teil noch heute dem Maharana Arvid 
                            Singh als Residenz dienen, dem amtierenden Oberhaupt 
                            des Hauses Mewar. Mit dem Bau des Stadt-palastes , 
                            dessen eindrucksvolle Fassade das östliche Ufer des 
                            Sees beherrscht, hatte bereits der Stadtgründer Udai 
                            Singh begonnen; aber erst ab 1614 gewann die Anlage 
                            in mehreren Bauphasen allmählich an Größe und 
                            Gestalt. Von der Altstadt her gelangt man durch das 
                            wehrhafte Hathi Pol (Elefantentor 1600) zunächst zum 
                            1725 errichteten dreibogigen Tripoliator an der 
                            Nordseite des Innenhofs. Unter den zwischen beiden 
                            Toren liegenden acht Bögen ließen sich früher die 
                            Maharanas an ihrem Geburtstag in Gold und Silber 
                            aufwiegen, das dann an die Bevölkerung verteilt 
                            wurde.  
                            Die rechter Hand sich auftürmende Fassade des 
                            Palastes, der Mardana, gehört größtenteils zum 
                            späteren Bauabschnitt. Hinter den fensterlosen, nur 
                            durch Türme aufgelockerten burgartigen Wänden im 
                            nördlichen Teil verbirgt sich ein bis zum 
                            Obergeschoß reichender Felsen, der heute unsichtbar, 
                            in den Komplex einbezogen wurde. In den ehemaligen 
                            Stallungen an der Ostseite sind neuerdings 
                            Souvenirläden untergebracht. Dass der Maharana es 
                            versteht, seine Wohnstatt zu vermarkten, hat er 
                            bereits zuvor durch Umwandlung eines Flügels in ein 
                            Luxushotel bewiesen. Zur ältesten, bereits aus dem 
                            Jahre 1565 stammenden Bausubstanz zählen die am 
                            südwestlichen Ende des Hofs beiderseits des 
                            Durchgangstors Toran Pol liegenden Gebäude, von 
                            denen das südliche, für fremde nicht zugängliche, 
                            als Harem diente. Man beachte das Sonnenemblem an 
                            dem Erker rechts oberhalb des Tores, das Symbol 
                            edelster rajputischer Abkunft. Das Haus von Mewar 
                            führe seine Abstammung auf die Dynastie der Sisodia 
                            zurück, die ihren Ursprung wiederum in den Kshatriya 
                            sieht, der von Sonne und Mond abstammenden arischen 
                            Kriegerkaste. Ihren Führungsanspruch unter den 36 
                            Rajputenstämmen dokumentieren die Mewarherrscher 
                            auch in der Ehrenbezeichnung, indem sie sich statt 
                            wie üblich Maharaja (großer Führer) Maharana (großer 
                            Krieger) nennen und damit auch Bezug nehmen auf 
                            Udaipurs Rolle als unerschütterliche Bastion im 
                            Kampf gegen die Moguln. Der Besucher betritt den 
                            vierstöckigen, aus zahlreichen mit Korridoren und 
                            Treppen verbundenen Räumen bestehenden Palast heute 
                            durch das Mardana Deodhi. Zunächst gelangt man in 
                            den Hof Rajaya Angan, der noch zur ursprünglichen 
                            Palastanlage gehört und die auch in Chittaurgarh 
                            übliche Architektur erkennen lässt. An der Westseite 
                            liegt der nur aus einem einfachen Raum bestehende 
                            Dhuni Mata-Tempel mit Bildnissen lokaler Gottheiten. 
                            Der Schrein soll an der Stelle stehen, an der Udai 
                            Singh II. 1559 den Heiligen traf. Verewigt wurde im 
                            Hof auch das Pferd Cheetak, mit dem Pratap Singh in 
                            der Schlacht von Haldighat die Flucht gelang. Auf 
                            den Helden und die Schlacht beziehen sich ebenfalls 
                            die Exponate in den angrenzenden Räumen Haldi Ghati 
                            Kash und Pratap Kash. Interessant ist die 
                            Waffensammlung mit einer Elefantenruessel-Attrappe, 
                            die den Pferden vor den Kopf gebunden wurde, um die 
                            Kriegselefanten und Pferde des Gegners zu 
                            irritieren.  
                            Über eine Treppe gelangt man zum Chandra Mahal, in 
                            dem sich die Privatgemächer befanden. Bemerkenswert 
                            ist die Verbindung traditioneller hinduistischer 
                            Architrav-Saeulen-Konstruktion mit der islamischen 
                            Bogenbauweise, wobei die Zackenbögen nur als 
                            Konsolen ausgeführt sind und sich in der Mitte nicht 
                            berühren. Damit ließen sich breitere Säulenabstände 
                            realisieren, ohne die Höhe zu verändern. Sehr schön 
                            sind auch die mit farbigen Glasscherben gefüllten 
                            Marmorgitter im Erker. Durch einen Korridor 
                            erreichen wir den hübschen, sogar mit Bäumen 
                            bepflanzten Badi Mahal, einen intimen, von Arkaden 
                            umschlossenen Innenhof, der den Abschluß des oben 
                            erwähnten Felsens bildet und erst unter Maharana 
                            Amar Singh (1698-1710) angelegt wurde. Bis dahin 
                            hörte der Palast an Süd Seite des Felsen auf. Der 
                            weit vorspringende Balkon an der Nordseite gewährt 
                            einen großartigen Blick auf die Stadt. Die Ausblicke 
                            auf den See auf der einen Seite und die Palastfront 
                            und die Stadt auf der anderen sind einzigartig. Eine 
                            steile Treppe führt nun zum darunterliegenden Moti 
                            Mahal, den Frauengemächern, in denen Spiegel und 
                            Glas für eine fast surrealistische Atmosphäre 
                            sorgen. Diese als Shish Mahal (Spiegelsaele) 
                            bezeichneten Räume sind Merkmal fast aller 
                            rajputischen Palastanlagen. Nebenan liegt der kleine 
                            für Andachten genutzte Bhim Vilas mit 
                            Krishnadarstellungen.  
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                            Er 
                            soll an Krishna Kumari erinnern, die 16jaehrige 
                            Tochter des Maharana Bhim Singh (1778-1828), die 
                            sich der Vermählung mit einem rivalisierenden 
                            Fürsten durch Selbstmord entzog, um keinen Krieg 
                            heraufzubeschwören. Die angrenzenden, den Hof Mor 
                            Chowk im ersten Stock umschließenden Räume dienten 
                            ebenfalls als Privatgemächer. Von den schmalen, mit 
                            Gittern versehenen Fenstern des nördlichen Nila 
                            Mahal konnten die Damen am Geschehen im Hof unter 
                            ihnen teilhaben. Im südlichen Priyatam Niwas, der 
                            als einziger Raum des Palastes Fenster nach Osten 
                            und Westen aufweist, befanden sich die sehr einfach 
                            ausgestatteten Räume des seit seiner Jugend an den 
                            Rollstuhl gefesselten Maharana Bhopal Singh 
                            (1930-1955), eines ausgesprochen beliebten liberalen 
                            Landesfürsten, der sich von allem um den Ausbau des 
                            Erziehungswesens verdient gemacht hat. Der 
                            Verbindungsgang zwischen den beiden Räumlichkeiten, 
                            Surya, Prakash genannt, wurde erst im 19. Jh. 
                            hinzugefügt.  
                             
                            
                            Stufen 
                            führen hinab zum Surya Chopar, einen Thronraum mit 
                            dem großen Sonnenemblem, dem Wahrzeichen des Hauses 
                            Mewar. Von hier begrüßte der Herrscher die 
                            aufgehende Sonne. Der davor liegende Hof Mor Chowk 
                            (Pfauenhof) entstand Mitte des 17. Jh. für die 
                            öffentlichen Audienzen. Seine verschwenderische 
                            Dekoration an der Ostwand, die auch den 
                            darüberliegenden Surya Chowk mit einbezieht, wurde 
                            allerdings erst Ende des 19. Jh. im Rahmen einer 
                            grundlegenden Umgestaltung geschaffen. Zunächst hat 
                            man die Öffnungen zwischen den Marmorsäulen mit 
                            verputztem Mauerwerk geschlossen und den Hof dadurch 
                            von der davorliegenden Galerie getrennt. In diese 
                            geschlossenen Lücken wurden dann die jugendstilartig 
                            anmutenden Pfauendarstellungen in Glaseinlegetechnik 
                            plaziert. Dem Surya Chopar gegenüber liegt der Nila 
                            Mahal, in dem die Maharanas Hof hielten. Die 
                            Innenausstattung stammt ebenfalls aus dem 19 Jh. und 
                            beinhaltet so kuriose Dinge wie in die Wand 
                            eingelassene europäische Briefbeschwerer. Aber auch 
                            noch andere Stilbrüche lassen sich ausmachen, so 
                            beispielsweise die Verkleidung der traditionellen 
                            Säulen mit rechteckigen Pfeilern, deren 
                            Glaseinlegearbeiten die fehlende Harmonie kaum 
                            aufwiegen.  
                            
                              
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                                Eingang-zum-Stadtpalast  | 
                                
                                 
                                
                                Lake-Palace-Hotel-im-Pichola-See  | 
                               
                              
                                | 
                                 
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                                   | 
                               
                              
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                                Wasserpalast-Jag-Mandir  | 
                                
                                 
                                
                                Auto-des-Maharadjas  | 
                               
                             
                            
                            Man 
                            betritt nun wieder den Hof Rajaya Angan, durch den 
                            man zum Ausgang gelangt. Zuvor bietet sich jedoch 
                            die Möglichkeit zu einem kurzen Besuch des 
                            sogenannten Queen Palace, bestehend aus einem großen 
                            rechteckigen Hof und ihn umschließende 
                            Zimmerfluchten, in denen vor allem Miniaturmalereien 
                            und Porträts britischer Kolonialoffiziere zu sehen 
                            sind. An der Rückseite ist der ehemalige, in 
                            bedauernswertem Zustand befindliche Fahrzeugpark der 
                            Maharanas aufgereiht. Zwischen den vielen Kutschen 
                            und Sänften auch ein Rolls Royce aus dem Jahre 
                            1922.   
                            
                            Der 
                            Jagdish-Tempel  
                            Auf einer erhöhten, von einer Mauer umschlossenen 
                            Plattrorm liess Jagat Singh I. (1628-1652) unterhalb 
                            der Palastanlage den Jagdish-Tempel (2) erbauen; ein 
                            Heiligtum für den Gott Vishnu, das sich unübersehbar 
                            an den Vorbildern von Khajuraho orientiert. Von 
                            einem kleinen Schrein blickt sein mythologisches 
                            Reittier Garuda auf den Tempeleingang. Einige der 
                            rings um das Gebäude verlaufenden Figurenfriese mit 
                            Elefanten, Tänzerinnen und Musikanten sind gelungene 
                            Arbeiten im Stil der mittelalterlichen Traditionen. 
                            Im Jahre 1998 durchgeführte Reinigungsarbeiten haben 
                            dem Tempel leider etwas von seiner Patina genommen, 
                            ihn dafür aber vor weiteren Schäden durch die 
                            beachtliche Luftverschmutzung bewahrt. In kleinen 
                            Nebenschreinen werden die Gottheiten Radha und 
                            Krishna verehrt, ein Tempel ist Surya, Shiva und 
                            Ganesh gewidmet.  
                             
                            
                            
                            Lustschloesser im Picholasee  
                             
                            Der im See schwimmende Palast Jag Niwas ist neben 
                            dem Taj Mahal der wohl wichtigste Repräsentant des 
                            von der Tourismusindustrie propagierten 
                            Indienbildes. Im Jahre 1746 schuf sich hier Prinz 
                            Jagat Singh auf einer kleinen, dem Palast 
                            vorgelegten Insel ein Lustschloss, das heute zu den 
                            begehrtesten Unterkünften des Landes zählt. Durch 
                            den Umbau zum Luxushotel ist viel der ursprünglichen 
                            Bausubstanz verlorengegangen, ohne allerdings die 
                            einzigartige Ausstrahlung zu beeinträchtigen. 
                            Vorbild war der in der Nähe liegende, noch 
                            unverändert erhaltene, wenn auch vom Verfall 
                            gekennzeichnete Wasserpalast Jag Mandir, der etwa 
                            100 Jahre früher unter Karan Singh begonnen und von 
                            Jagat Singh. I. fertiggestellt worden war. Im Jahre 
                            1623 versteckte der Maharana hier für vier Monate 
                            den rebellischen Mogulprinzen Khurram, den späteren 
                            Shah Jahan, vor den Nachstellungen seines Vaters 
                            Jahangir, obwohl Khurram erst einige Jahre zuvor 
                            Udaipur unter die Herrschaft der Moguln gezwungen 
                            hatte. Während der Meuterei von 1857 gewaehrte der 
                            Maharana englischen Frauen und Kindern Zuflucht auf 
                            der Insel.  
                             
                            Prinz Khurram soll im Gul Mahal gewohnt haben, dem 
                            größten Gebäude der Anlage. Der obere, vollständig 
                            mit Marmor verkleidete Raum war mit Einlegearbeiten 
                            aus Edelsteinen geschmückt, wie sie wenige Jahre 
                            später am Grabmal des Itimad ud-Daula in Agra zu 
                            finden sind. Ungewöhnlich für rajputische 
                            Architektur in Udaipur sind der runde Turm und die 
                            bengalischen Dächer der Marmorchattris, typisch 
                            hingegen die Verbindung von Zackenbögen und 
                            Architravkonstruktion an den offenen Arkaden an der 
                            Nordseite.  
                             
                            Die Umgebung von Udaipur  
                             
                            
                            Das 
                            Dorf Jagat  
                            Der etwa 50 km südöstlich von Udaipur im Dorf Jagat 
                            gelegene kleine Tempel für die Gottheit Ambika Mata 
                            ist sowohl hinsichtlich seiner Architektur als auch 
                            des Figurenschmucks ein kleines Juwel abseits der 
                            großen Reiserouten. Er wurde im 10. Jh. unter der 
                            Herrschaft der Guhila von Mewar erbaut, trägt jedoch 
                            die Züge der Bauhutte der Gurjara-Pratihara, deren 
                            Wirken sich auch an den Heiligtümern von Khajuraho 
                            ablesen lässt. Kennzeichen auch dieses Tempels sind 
                            eine erhöhte Plattform (Jagati) und eine mit flacher 
                            Kragkuppel gedeckte Versammlungshall (Mandapa) mit 
                            vorgesetzten Portikus, zu dem man drei Stufen 
                            emporsteigt. Ein innerer Umgang um das Sanktuarium 
                            fehlt allerdings. Frühere, aus Westindien stammende 
                            Einflüsse wänden des Mandapa und die Lotospodeste, 
                            auf denen die Figuren in den Nischen der Außenwände 
                            plaziert sind. Aus der Spätphase des nordindischen 
                            Tempelbaus stammen hingegen der mit mehreren kleinen 
                            Shikharas umgebene Hauptturm und die mit Figuren 
                            ausgefüllten Nischen, die als breites Band um 
                            Vorhalle und Hauptraum laufen. Tänzerinnen, 
                            verführerische Mädchen und Liebespaare begegnen uns, 
                            löwenartige Wächterfiguren. Weltenhüter und Durga 
                            als Büffeltöterin. Etwa 20 m entfernt liegt die 
                            halbzerfallene Vorhalle des Tempels.   
                            
                            
                            Eklingji  
                            Die aus 108 Heiligtümern bestehende Tempelanlage 22 
                            km nördlich von Udaipur ist bis heute eng mit dem 
                            Haus Mewar verbunden (Fotoverbot). Jeden Montag, dem 
                            Tag Shivas, erscheint der Maharana von Udaipur zum 
                            Gebet in dem für ihn reservierten Bereich der 
                            Anlage.  
                             
                            Ein erstes Heilgtum soll von Bappa Rawal, dem 
                            Begründer des Clans der Sisodia, in Mewar im 8. Jh. 
                            errichtet worden sein. Im Laufe der Jahrhunderte 
                            wurde es nach wiederholten Zerstörungen durch 
                            muslimische Truppen beträchtlich erweitert und immer 
                            wieder umgebaut. Die 108 Tempel, von denen 70 Shiva 
                            geweiht sind – andere Vishnu, Ganesh und Durga -, 
                            liegen eng beieinander in einem von hohen Mauern 
                            umgebenen Hof. Das zentrale Heiligtum, der 
                            Lakuli-shatempel mit der aus schwarzem Marmor 
                            gefertigten. Viergesichtigen Figur des Sri Eklingji 
                            (ein Lingam, eine lokale Inkarnation Shivas) 
                            entstand 977 von Hand derselben Meister, die auch 
                            den Tempel von Jagat bauten. Vor dem Haupteingang 
                            zur achtseitigen grossen Halle findet man 
                            Darstellungen von Shivas Reittier, dem Bullen Nandi 
                            (Messing und schwarzer Marmor), gefolgt von einem 
                            kleinen Stier aus Silber und einem noch kleineren 
                            aus Gold im Tempel. Als Adorant steht hinter dem 
                            Messingbullen der Gründer Bappa Rawal. Über dem 
                            Eingang zum Heiligtum ist der Heilige Harita Rishi 
                            abgebildet, bei dem er seine religiöse Ausbildung 
                            erhalten hatte.  
                             
                            In der hinteren linken Ecke des Tempelgevierts liegt 
                            ein Vishnu-Tempel, der im 10. Jh. von südindischen 
                            Künstlern geschaffen wurde. Neben Vishnu und Lakshmi 
                            sind auch einige erotische Darstellungen erkennbar. 
                            An der gegenüberliegenden Wand des Bezirks ein 
                            Ganesh mit nach links weisendem Rüssel 
                            (normalerweise wird der Gott mit nach rechts 
                            zeigendem Rüssel dargestellt), darüber ein Elefant 
                            mit sieben Rüsseln, daneben ein Schrein für die 
                            Göttin Durga (Shiva Shakti in ihrer schrecklichen 
                            Form).  
                             
                            
                            Nagda  
                            Nur wenige Kilometer entfernt liegt etwas abseits 
                            der nach Udaipur führenden Strasse an einem 
                            künstlichen, heute größtenteils verlandeten See 
                            dieser Tempelkomplex (10. Jh.), der einmal 
                            Bestandteil einer weiträumigen Stadtanlage war. Im 
                            9. Jh. soll hier der oben erwähnte Bappa Rawal 
                            residiert haben, ehe er Chittaurgarh von den Mauryas 
                            eroberte und zum Zentrum der Sisodia-Rajputen 
                            machte. Moslemische Invasionen haben den Ort nahezu 
                            dem Erdboden gleichgemacht. Teilweise erhalten 
                            geblieben sind zwei auf einer gemeinsamen großen 
                            Plattform ruhenden Heiligtümer, bekannt als Sas-Bahu 
                            (Schwiegermutter-Schwiegertochter), die vor allem 
                            wegen ihres Rigurenschmucks zu herausragenden 
                            Zeugnissen hinduistischer Architektur zählen.   
                            
                            Die 
                            Festung Kumbhalgarh  
                            Nur die gewaltige, mit halbrunden sich oben 
                            verjüngenden Bastionen versehende 36 km lange Mauer, 
                            die am Rande der Aravalikette ein hügeliges Areal 
                            von mehr als 84 km2 umschließt, vermittelt noch ein 
                            wenig von der Grossartigkeit dieser einst 
                            wehrhaftesten Festung auf indischem Boden. Nicht nur 
                            Paläste, Tempel und Kasernen Schloss sie ein, 
                            sondern auch ein Dorf und Felder für die 
                            Selbstversorgung. Rana Kumbha (1433-1468) hatte sie 
                            in strategisch besonders günstiger Lage auf einem 
                            Paß zwischen den Fürstentümern Mewar und Marwar 
                            anlegen lassen, wobei er die Bausubstanz einer 
                            bereits bestehenden Verteidigungsanlage mit 
                            einbezog. Nur einmal mußte sich das als uneinnehmbar 
                            geltende Kumbhalgarh unter der Herrschaft von Rana 
                            Pratap (1572-1597) dem Mogulherrscher Akbar, der von 
                            den Truppen Ambers und Marwars (Jodhpur) unterstützt 
                            wurde, ergeben, weil die Angreifer das Trinkwasser 
                            vergifteten.  
                             
                            Noch heute windet sich der Zufahrtsweg durch ein 
                            bewaldetes Gebiet und die sieben befestigten, 
                            mehrere Kilometer auseinanderliegenden Tore. Am 
                            zweiten (Hulla Pol) scheiterte 1567 ein Angriff 
                            Akbars, das dritte (Hanuman Pol) verdankt seinen 
                            Namen einem Schrein des Affengottes, am sechsten 
                            (Topkana Pol) gab es einen geheimen Fluchttunnel und 
                            am letzten (Nimbu Pol) einen kleinen Tempel für die 
                            Muttergottheit (Ashtamatrika) Chamunda Devi. 
                            Innerhalb des Gesamtkomplexes lag als Herzstück der 
                            befestigten Stadtanlage die Festung Katargarh, in 
                            der sich auch der Palast des Rana Kumbha und der 
                            Legende nach 365 Tempel befanden.  
                             
                            Von den zahlreichen Bauwerken sind nur noch wenige 
                            erhalten. Von der höchsten Spitze blickt der Badal 
                            Mahal (Wolkenpalast) weit ins Land. Er wurde 
                            allerdings erst im 19. Jh. von Fateh Singh (1884 – 
                            1930) erbaut und ist mit seinen Echoeffekten im 
                            Schlafgemach eher kurios als kuenstlerisch 
                            bedeutsam. Der etwas muehsame Aufstieg wird 
                            allerdings mit einem grandiosen Fernblick belohnt. 
                            Das unterhalb liegende Nilakantha-Heiligtum, das mit 
                            seinen schmalen kannelierten Säulen ein wenig an 
                            griechische Tempel erinnert, hatte hingegen bereits 
                            Rana Kumbha für seine täglichen Andachten errichten 
                            lassen.  
                             
                            
                            
                            Ranakpur  
                            Die Tempelanlage von Ranakpur, knapp 100 km nördlich 
                            von Udaipur in einem bewaldeten Flusstal gelegen, 
                            gehört zu den bedeutendsten Zeugnissen der Jain 
                            Architektur in Indien. Das Heiligtum entstand in 
                            über 60jaehriger Bauzeit im 15. Jh.; gestiftet wurde 
                            es von einem reichen Jain Kaufmann, der auch 
                            Minister Rana Kumbhas war. Der gewaltige Haupttempel 
                            für den ersten Furtbereiter Adinatha bedeckt eine 
                            Fläche von 3716 m2 und besteht aus 29 geometrisch 
                            angeordneten Hallen mit 1444 Säulen. Das Heiligtum 
                            wurde nach einem bereits im 14. Jh. verfaßten Text 
                            (Vastu Shastra) vom Architekten und Bildhauer Depa 
                            gebaut. Dem zentralen Schrein mit dem 
                            viergesichtigen (Chaumukha) Marmokultbild sind in 
                            jeder Himmelsrichtung drei Mandapas vorgesetzt, das 
                            Vestibuel, die Tanzhalle und die Eingangshalle, die 
                            durch Hinzufügen von Eckschreinen miteinander zu 
                            einem geschlossenen System verbunden wurden. Zudem 
                            sind einige Mandapas in mehreren Stockwerken 
                            angelegt und wegen der Hanglage im inneren 
                            terrassiert.  
                            
                              
                                
                                
                                  | 
                                
                                
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                                Adinatha-Tempel-in-Ranakpur  | 
                                
                                 
                                
                                Adinatha-Tempel-Ranakpur  | 
                               
                             
                            
                            Nicht 
                            durch seine Größe beeindruckt der Tempel, sondern 
                            durch die Vielzahl gekonnt zusammengefügter Details, 
                            insbesondere Säulen und Kuppel, sowie die 
                            einzigartige Lichtführung durch den teilweise 
                            offenen Innenhof, die zu einer überirdischen Aura 
                            beitragen, der sich auch der Besucher nicht zu 
                            entziehen vermag. Ranakpur verkörpert zusammen mit 
                            den Tempeln von Dilwara den Höhepunkt der Jain 
                            Architektur, die perfekte Verschmelzung von 
                            religiösen Prinzipien mit ästhetischen Ansprüchen 
                            und zurückhaltender Eleganz.  
                             
                            Entlang der Innenwaende reihen sich 86 Schreine fuer 
                            untergeordnete Gottheiten, die an der Aussenfassade 
                            durch schmale, mit Gloeckchen und Wimpeln verzierte 
                            Tuermchen akzentuiert werden. Die Eckschreine werden 
                            von kleinen Shikharas abgeschlossen, ueber dem 
                            Heiligtum ragt der Hauptturm hoch in den Himmel, 
                            waehrend die Hallen mit flachen Kragkuppeln gedeckt 
                            sind. Von innen sind sie mit komplizierten 
                            geometrischen Mustern in Rosettenform verziert, 
                            ergaenzt durch Figuren von Goettinnen auf den 
                            radialen Streben. Die aufwendige Ausstattung und die 
                            Verwendung des kostbaren amber-farbenen 
                            Asrasana-Marmors wirft auch ein Licht auf die 
                            oekonomischen und sozialen Verhaeltnisse der 
                            damaligen Jaingemeinden. Zum einen waren sie trotz 
                            Fehlens eines religioesen Fuehrers streng 
                            organisiert, zum anderen standen ihnen die Mittel 
                            fuer das aufwendige Bauvorhaben zur Verfuegung, ein 
                            Zeichen dafuer, dass unter der Regentschaft von Rana 
                            Kumbha politisch ruhige Zeiten herrschten, in denen 
                            Wirtschaft und Handel bluehten. Rings um den 
                            Haupttempel gruppieren sich noch weitere 
                            Heiligtuemer, darunter der Parsvanatha-Tempel (15. 
                            Jh.), der einen konvexen Shikhara hat und auch 
                            erotische Darstellungen aufweist. Weiterhin der dem 
                            Furtbereiter Neminatha geweihte Kultbau schraeg 
                            gegenueber und der etwas suedlich oberhalb der 
                            Strassenbruecke liegende Narayana-Temel mit reichem 
                            Figurenschmuck an den Aussenwaenden, darunter einer 
                            schoenen Darstellung des Sonnengottes Surya.  
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                Reisebericht: 
                Ausflüge von Udaipur (Rajasthan) 
                
                Von keiner Stadt Rajasthans gibt es so viele 
                Aus-flugsmöglichkeiten wie von Udaipur. Immer wieder lockt die 
                Gebirgslanschaft der Aravallis. Leider können die meisten 
                Strecken zumindest mit dem Bus nicht in einer Tagesreise 
                bewältigt werden. Es sollte also am Zielort eine 
                Übernachtungsmöglichkeit vorhanden sein. 
                Verläßt man Udaipur im Norden auf der NH8 in Richtung Jaipur, 
                dann gelangt man hinter einem Paß mit herrlichen Ausblicken auf 
                die Berge nach etwa 20 km an einen See. Hier führt eine 
                Nebenstraße am Seeufer entlang zu den Tempeln von Nagda. Die 
                frühesten Tempel stammen aus dem 7. Jhdt., der jüngere 
                Sas-Bahu-Tempel wurde im 11. Jhdt. gebaut. In dieser Zeit war in 
                Nagda die Lakulisha-Sekte ansässig, die den Gott Shiva als 
                Pashupati (,,Herr der Seelen“) verehrte. Einen ihrer 
                berühmtesten Anhänger, den ebenfalls in Nagda lebenden Harita, 
                erachteten sie als Inkarnation Shivas (Lakulisha). Harita 
                verschaffte der Sekte Ansehen am Hof von Mewar. Als Lakulisha 
                wurde Shiva die Hausgottheit der Ranas. Im 10. Jhdt. wurde dem 
                Gott in Eklingji (1 km weiter an der Hauptstraße) ein Tempel 
                errichtet, in dem auch die Krönungen der Ranas stattfinden 
                sollten. Die Sekte verlegte nun ihren Hauptsitz hierher. Es sind 
                nicht allein die Tempel von Nagda und Eklingji, sondern auch 
                deren landschaftliche Umgebung, die den Besuch der beiden Dörfer 
                reizvoll werden lassen. Eklingji wird auch von einheimischen 
                Reisegruppen häufig aufgesucht. Das Dorf liegt in einer 
                Schlucht. Der weiße Marmortempel mit dem Kloster ist durch eine 
                Ummauerung vor neugierigen Blicken geschützt. In den Geschäften 
                vor dem Eingang kann man sich mit allerlei Götterglanzbildern 
                eindecken. Zugang zum Tempel wird nur zu den drei täglichen 
                Opferzeiten gewährt. Dann wartet ein Spalier von 
                Blumenverkäufern auf die Gläubigen. Sobald die Pforten geöffnet 
                werden, beginnt die marktschreierische Tätigkeit, die den 
                Korridor zum Tempel mit Stimmen füllt. Der Hauptschrein ist von 
                etlichen kleineren Schreinen umgeben, die die gesamte Anlage zu 
                einem Irrgarten werden lassen. Nördlich des Tempels liegt ein 
                Stausee mit Badeghats. Zu dieser Fahrt nach Nagda und Eklingji 
                sollte man Udaipur erst am Nachmittag verlassen, um einerseits 
                die Tempelzeremonie miterleben zu können, andererseits auf der 
                Rückfahrt die Aravalli-landschaft in Abendlicht getaucht zu 
                sehen. 
                Folgt man der NH8 weiter in nördlicher Richtung, so erreicht man 
                nach 48 km Nathdwara, ein Pilgerzentrum der Vischnuiten mit dem 
                Srinathji-Tempel. Die meisten Pilger kommen zu den Festen Diwali 
                und Jamnashtami. Die Verehrung gilt Krishna als Govardhannath 
                oder Nathji, wie man in Rajasthan sagt. Dieser Aspekt Krishnas 
                geht auf eine Legende zurück, nach der Krishna ein Dorf vor 
                einer Sintflut gerettet haben soll, indem er den Berg Govardhana 
                schützend über die Bewohner hielt. Der Symbolgehalt der 
                Geschichte, die sich in Nordindien großer Beliebtheit erfreut, 
                liegt im Sieg Krishnas über die althergebrachten brahmanischen 
                Gottheiten, in diesem Fall über Indra, der aus Zorn über die 
                Zuwendung der Dorfbewohner zu Krishna den Regen gesandt hatte. 
                Das in Nathdwara erhaltene Idol Nathjis aus dem 12. Jhdt., das 
                ehemals in Mathura gestanden hatte, war mit Unterstützung Raj 
                Singhs von den Vallabhacharyas 1669 hierher gebracht worden, um 
                es vor Aurangzeb zu retten. Bei der Überführung soll der Wagen 
                mit dem Standbild bei dem Dorf Sirah in der Erde 
                steckengeblieben sein. ein Zeichen, daß der Gott hier im 
                heutigen Nathdwara bleiben wolle. Diese Geschichte wird gern 
                erzählt. Bei den Rettern des Idols handelt es sich um eine 
                Bhakti-Sekte, die auf den Brahmanen Vallsbha aus Benares (1479 – 
                1531) zurückgeht. Vallabha lehrte, daß Krishna–aus der 
                ehemaligen Inkarnation Vishnus war eine eigene Gottheit geworden 
                – die Welt aus sich erschaffen habe, indem er ihr nur einen Teil 
                seiner Eigenschaften gab, ohne sich selbst zu verändern. Die 
                Materie erhielt das Sein des Gottes, die Seelen zusätzlich 
                Krishnas Geist, die Wonne aber, die es als Heil zu erlangen 
                gilt, behielt Krishna zurück, um sie dem zuzuerkennen, der sich 
                dem Gott in Liebe (bhakti) nähert. Die Welt war also nicht als 
                Trugbild abzulehnen wie sonst im Hinduismus, denn sie 
                manifestierte ja selbst eine Wesensart Gottes. Aus dieser 
                Weltzugewandtheit erklärt sich auch die Bauweise des 
                Nathdwara-Tempels, den die Vallabhacharyas Haveli (Palast) 
                nennen, ihn somit als Profanbauwerk sehen, dem lediglich eine 
                besondere Bedeutung zukommt. Die Rettung des Standbildes Nath 
                jis war ein symbolischer Sieg über die Moslems, der der 
                Krishna-Bhakti großen Aufschwung gab. Dies ist der Grund, warum 
                wir uns hier so aus führlich mit dem Nathdwara-Tempel 
                beschäftigen, der ansonsten keine Bedeutung hat. Darüber hinaus, 
                wir müssen es an dieser Stelle sagen, ist er Fremden nicht 
                zugänglich. Für etwaige Enttäuschungen wird aber auf jeden Fall 
                die Landschaft um Nathdwara enschädigen. 
                Nach weiteren 16 km auf der NH8 erreicht man in Kankroli den 
                ebenfalls Vishnu geweihten Dwarkadish-Tempel mit einem Standbild 
                aus dem 6. Jhdt. Hier befindet sich auch der Raj Samudra, den 
                Raj Singh im 17. Jhdt. aufstauen ließ. Auf dem Damm stehen drei 
                Marmorchhattris, von denen der ,,Nochanki“ möglicherweise der 
                einzige ist, den es in Rajasthan zu be sichtigen lohnt. Die 
                beste Übernachtungsmöglichkeit auf der Strecke Udaipur – 
                Kankroli besteht in Nathdwara. 
                Ein Ausflug von Udaipur in östlicher Richtung führt zunächst 
                nach Ahar (3 km) mit den Marmorchhattris der Maharanas von 
                Udaipur. Kürzlich wurden hier bei Ausgrabungen die Reste einer 
                4000 Jahre alten Stadt freigelegt, bei der es sich um die Stadt 
                Tembavati Nagari, die Heimat der Vorfahren des legendären 
                Vikramaditiya, handeln soll. Nach diesem König, dem Gründer 
                Ujjains, wird eine Ära berechnet, die Vikram Samvat (V.S. = A.D. 
                + 57 Jahre, also V.S. 2037 = A.D. 1980), die uns nun schon 
                häufig in Rajasthan begegnet ist. Die Ausgrabungsstelle mit 
                einem kleinen Museum liegt den Kenotaphen gleich gegenüber. Die 
                Chhattris, die einst verlassen an den Ufern des Ahar standen, 
                sind heute von einem geschäftigen Dorf umgeben. Nach weiteren 13 
                km an der Straße nach Chittorgarh liegt der 4 km lange und 2 km 
                breite Udai Sagar, den Udai Singh im 16. Jhdt. anlegen ließ. 
                Nach 43 km östlich von Udaipur, nun nicht mehr im Gebirge, 
                gelangt man nach Jagat mit dem Ambikamata-Tempel aus dem 10. 
                Jhdt. An den Außenwänden des Tempels sind erotische Szenen 
                dargestellt. 
                Beliebt als Ausflugsziel ist der Jaisamand-See, auch Dhebar-See 
                genannt, 51 km südlich von Udaipur. Er wurde 1685 von Jai Singh 
                aufgestaut und ist mit 14 km Länge und 9,6 km Breite der größte 
                See Rajasthans. Bekannt sind die Elefantendarstellungen bei den 
                sechs Grabmälern am Seeufer. Auf Inseln leben Stämme der Bhils 
                und der Meenas. Das Gebiet um den See wurde zum Wildreservat 
                erklärt. 64 km von Udaipur gelangt man ins Dorf Rikhabdevji mit 
                einem Jaintempel aus dem 14. Jhdt. 
                In westlicher Richtung führt nur eine einzige, etwa 5 km lange 
                Straße aus Udaipur heraus nach Sajjangarh, einem Palast, den 
                Sajjan Singh im späten 19. Jhdt. auf einem Hügel bauen ließ. 
                 Udaipur – Kumbhalgarh – Ranakpur – Udaipur 255 km (via Sadri). 
                Wir verlassen Udaipur im Norden und folgen der Straße nach 
                Gogunda, halten uns aber an der Abzweigung nach rechts. Die 
                Straße windet sich die Berge hinauf, die mit Elefantenhaut 
                überzogen zu sein scheinen. Oft sind Häuser oder auch ganze 
                Dörfer an den Berghang gebaut, was in Rajasthan selten ist. 
                Häufig begegnen uns auch die typischen Brunnen der Region. Hier 
                werden die Felder mit Hilfe eines Persischen Rades bewässert, 
                des sen Arbeitsweise bereits Babur, der erste Moghulkaiser (1526 
                – 1530), in seiner Autobiographie beschreibt: ,,Die Leute 
                bewässern mittels eines Rades. Aus Seilen formen sie zwei Ringe, 
                lang genug, um bis in die Tiefe des Brunnens hinabzureichen, 
                befestigen Holzstücke zwischen den Seilen, und daran binden sie 
                Krüge. Die Seile mit dem Holz und den daran angebundenen Krügen 
                werden über das Brunnenrad gelegt. An einem Ende der Radachse 
                ist ein zweites Rad aufgehängt und ein weiteres dicht daran an 
                einer aufrechten Achse. Dieses letzte Rad wird von einem Ochsen 
                gedreht; die Zähne dieses Rades fassen in die Zähne des zweiten 
                und auf diese Weise wird das Rad mit den Krügen bewegt. Eine 
                Wanne wird dorthin gestellt, wo sich das Wasser aus den Krügen 
                ergießt, und von dort wird das Wasser überallhin verteilt.“ 
                In den südlichen Aravallis gibt es etliche Quellen. Auch in der 
                regenarmen Jahreszeit trocknen die steinigen Flußbette, an denen 
                man ebenfalls persische Räder sieht, selten aus. Einzeln oder in 
                kleinen Gruppen stehen besonders in den Tälern knorrige Bäume, 
                die zur Trockenzeit Laub abwerfen, um Wasser zu sparen. Im Früh 
                jahr tragen die Bäume schon kein Laub mehr, dafür aber 
                farbenprächtige Blüten. Palmen wachsen dort, wo das Land 
                bewässert wird. Als Anbaumethode ist auch die Terrassenkultur 
                bekannt. 
                Kamelkarren und Kamelreiter haben wir nun schon häufig in 
                Rajasthan gesehen, doch hier begegnet uns zum ersten Mal eine 
                Frau mit ihren beiden Kindern auf einem Kamel. Auf reich 
                verzierten und kunstvoll geformten Ochsenkarren ziechen Nomaden 
                familien mit ihrem Hausrat umher. Es wird deutlich, daß in 
                dieser Region eine Reihe von Stämmen ihre Lebensweise bewahren 
                konnten. 
                Nach etwa 60 km hinter Udaipur zweigt links eine Straße zur 
                Festung von Kumbhalgarh ab. Die zum Teil nicht aspahltierte 
                Nebenstraße windet sich in Serpentinen über 7 km zum Fort 
                hinauf, das in 1037 m Höhe liegt. Von dieser Zufahrt aus sieht 
                man zunächst keinen einzigen Stein der Festung. Erst spät 
                erblickt man zwischen zwei Bergen einen Torbogen. Sobald man 
                dieses erste und ein weiteres Tor durchfahren hat, befindet man 
                sich in der einstigen Stadt. Die starke, noch gut erhaltene 
                Ummauerung ist mit einer Länge von 38 km mehr als beeindruckend. 
                Auf der Spitze des Berges steht der Palast. Hier wohnt ein 
                Verwalter, der mit einigen Brocken Englisch dem Palast gute 
                Seiten abzugewinnen versucht. Um die Aussicht auf die Ebene 
                jenseits von Kumbhalgarh genießen zu können – man sollte unter 
                keinen Umständen darauf verzichten -, ist man auf den 
                geschwätzigen Verwalter angewiesen, denn er hat die Schlüssel zu 
                dem Gebäude. Der Rest der ,,Führung“ kann getrost verschlafen 
                werden. Vom Palast hat man auch den besten Überblick über 
                wenigstens einen Teil der 316 Tempel, die weitverstreut 
                innerhalb der Mauern von Kumbhalgarh liegen. Im 1460 n. Chr. von 
                Rana Kumbha erbauten Mamadev (Shiva)-Tempel fand man Reste einer 
                Inschrift. Eine zeitgenössiche Abschrift der 
                Kumbhlalgarh-Inschrift befindet sich in der 
                Saraswati-Bhavan-Bücherei in Udaipur. Sie konnte wichtigen 
                Aufschluß über noch immer ungeklärte Abschnitte der Geschichte 
                Mewars geben. Heute ist Kumbhalgarh unbewohnt und die ehemalinge 
                Fort Anlage ist ein Luxus Hotel, nur Vieh wird manchmal 
                hierhergetrieben. Es gibt also niemanden im Dorf, der eine 
                Führung über das Gelände leiten könnte. Man muß schon auf eigene 
                Faust Entdeckungen machen oder im Hotel nach einer Führung 
                fragen.  
                Vor Kumbalgarh muß man denselben Weg zur Hauptstraße, wo sich 
                auch die Bushaltestelle befindet, zurückfahren. Wer nicht mit 
                dem eigenen Auto oder einem Taxi anreist, der kann Kumbhalgarh 
                nur unter großen Mühen erreichen. Immerhin hat man neben der 
                Hin- und Rückfahrt noch 14 km Straße und ein riesiges 
                Besichtigungsfeld vor sich. Zwar stehen an der Hauptstraße 
                einige Häuser, doch ist eine Übernachtung hier nirgends möglich. 
                Die Hauptstraße führt nun stetig bergab bis in die Ebene des 
                Jodhpur-Distriktes, die wieder dichter besiedelt ist. Auf einem 
                Hof erspähen wir eine Rarität: tanzende, singende, sich 
                umarmende Frauen. Wir können unseren Fahrer nicht dazu 
                überreden, anzuhalten. Es sei ihm peinlich. Er erzählt uns aber, 
                daß die Frauen Gangaur feiern. 
                In Desuri nehmen wir uns Zeit für eine Teepause. Festlich 
                gekleidete Frauen und Männer vergnügen sich bei einer Kirmes. 
                Für die nächste halbe Stunde sind wir jedoch der Mittelpunkt des 
                Ortes, der uns außergewöhnlich hinterwäldlerisch erscheinen 
                will. Unser Taxi wird belagert, und unser Fahrer hat seine liebe 
                Not mit den immer aufdringlicher werdenden Dorfbewohnern, die 
                nun schon von allen Seiten auf das Blech trommeln. 
                Merkwürdigerweise haben wir auch jetzt nicht – wie überhaupt nie 
                zuvor in Indien – das Gefühl, bedroht zu sein. Jemand öffnet die 
                Tür, ich schlage sie wieder zu und damit ist die Sache erledigt 
                als ginge es nur darum, sich einen Scherz zu machen  | 
             
           
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